Das Kreuz mit dem Chrüz 

Chli Chrüz (2.103) St. Antönien 

Samstag, 12.02.05 Ulli (Bergfreak1959)und ich haben natürlich gesagt: Bah, schlechtes Wetter ist kein Grund ne Tour abzublasen. Einzig es muß lawinensicher sein. Also wie geplant Treffpunkt um 08:00 in Lindau und dann nach St. Antönien im Prättigau (Graubünden, Richtung Davos ). Das Skitoureneldorado schlechthin. Unsere nordische Kombination Schneeschuh mit Snowblades (Ulli), Tourenski (ich). Rheintalautobahn bis Landquart, Schnürlregen, regelmäßig von oben. Ständige Beobachtung des Thermometers. 3° , 2° 0°. Es muß doch langsam aufhören zu regnen und anfangen zu schneien. In St. Antönien auf 1.420 angekommen regnete es aber immer noch in Strömen. Der Matsch war schön blank gefahren und so haben wir uns auf dem Weg zum Parkplatz am Skilift Junker gleich schon schön mit dem Auto festgemurkst. Aber mit ein bißchen Peilung war der Rückwärtsgang drin und das Fahrzeug kam wieder in Fluß.

 Regenpanorama in St. Antönien Um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen, nahmen wir eine Einzelfahrt im Lift und somit war der Parkplatz ja legal. Aufstieg über die Piste ist sowieso immer elend langweilig. Die nette Frau am Kassenhäuschen gab uns die düstere Prophezeiung: Regen bis 2.000m. Das konnte ja nur ein gemütlicher Tourentag werden. An der Bergstation angekommen noch einen kurzen Blick auf die Tourenbeschreibung. Also Abfahrt nach Aschüel und dann rein in den Wald. Das Objekt der Begierde war hinter den Wolken nicht zu erkennen. Zum Glück sahen wir vor uns eine große Truppe Schneeschuhgeher mit Bergführer. Na, die lassen wir doch gern zum Spuren vor. Es ging gemütlich durch den Wald hinauf bis auf eine Hochebene, an der wir die Schneeschuhtruppe einholten. Die stärkten sich erst mal, das taten wir auch und warteten sehnsüchtig darauf, dass sie weitergingen um eine schöne Spur in den Hang zu legen. Der 1/2 bis 1 Meter Schnee war triefnaß und die Spuranlage gewiß sehr anstrengend. Wir blieben bis zur Alp Valpun mit Anstand in gebührendem Abstand. Macht man ja auch nicht, andere Leute einfach so spuren lassen..

 Nächste Rast an der Alp Valpun. Mittlerweile hatte der Dauerregen mal aufgehört. Man konnte noch nicht von Aufklaren sprechen, aber eine deutliche Verbesserung war wahrzunehmen. Nun wollten wir doch mal probieren, ob es wirklich so schwer war. Es war es. Ullis Schneeschuhe sanken gut ein, für mich mit Ski war das Ganze kaum mehr zu bewältigen. Unter den Ski stollte der Matsch und obendrauf lagen immer so ein paar Kilo Betonschnee als Begleiterscheinung. Das machen die Beine nicht allzulange mit. Also Ulli spurt unverdrossen weiter. 

Chrüz (2.196m) 

Zum Glück trafen wir bald wieder auf die Spur der tapferen Schneeschuhtruppe auf dem Rücken zum Chli Chrüz. Für mich stand fest. Da ist Ende der Fahnenstange. Das große Chrüz - erreichbar über die Abfahrt vom Sattel des Chli Chrüz und nochmal 100 hm hoch bei dem Schnee : Nee Danke. Außerdem sah der Steilhang ganz und garnicht verheißungsvoll aus. Auf der Fahrt nach St. Antönien hatten wir schon viele schöne Naßschneelawinen gesehen. Und dieser Hang schien geradezu prädestiniert dazu. Oben angekommen haben wir uns ganz herzlich beim Bergführer bedankt für die saubere Spur. Er hat es gern getan. Noch ein bißchen Small Talk über dieses wirklich ausgezeichnete Tourengebiet. Man riet uns auch vom Chrüz ab. Da wäre vor kurzem noch ein Lawinenunfall gewesen. Haben wir es uns doch gedacht. Die Truppe mit Bergführer verabschiedete sich und gab Ulli noch den Tipp, die Snowblades besser nicht anzuschnallen, weil an eine gescheite Abfahrt nicht zu denken war. Mir schwante sowieso schon nichts Gutes mehr. Ulli hatte auch bald die Schneeschuhe wieder drunter und ich mühte mich durch den Betonschnee zu Tal. Also Kurven fahren ging eh nicht, geradeausfahren auch nicht, weil ich nach 5 Metern Fahrt ungefähr ne Tonne Schnee vor mir herschob. Mmmhh was tun außer fluchen, denn das hilft nur kurzfristig. Also Felle wieder drunter und versuchen in der Aufstiegspur abzufahren. Aber schöön langsam, denn jeder Ausflug in den Tiefmatsch wurde mit einem Sturz belohnt und so langsam machte es echt Mühe sich daraus wieder hochzurappeln. Hätte ich heute auch bloß meine Schneeschuh mitgenommen. Ulli war klar im Vorteil. Die Abfahrt durch den Wald war auch nicht wirklich ein Genuß. Aber irgendwann ist ja jede Abfahrt mal zu Ende. Auf der Piste angekommen noch schnell ein wenig Wasserski fahren bis zum Auto und dann rein in die nächste Kneipe zwecks Stärkung. Dort trafen wir auch unsere Schneeschuhtruppe wieder, die sich mitleidig nach den Abfahrtsverhältnissen erkundigte. Das konnte ich nur mit einen knappen "obermies" kommentieren. Kein Mitleid mehr nur noch lautes Gelächter. Egal, was uns nicht tötet, härtet uns ab. Resümé: Mieser Tourentag, wunderbares Tourengebiet und hach wir haben doch was getan. Also Fazit: St. Antönien ist durchaus einen längeren Aufenthalt wert. Alldieweil es hier herrliche Übergänge ins Montafon und zur Schesaplana gibt. Da waren wir nicht zum letzten Mal. Wir wissen: Graubünden ist immer eine Reise wert, auch wenn das Wetter noch so mies ist. 

So sieht St. Antönien bei Sonne aus.


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