Weissseespitze - 29.06.2007


Der Bergentzug wird langsam wieder spürbar. Wie üblich haben alle wenig Zeit. Also suchen wir nach einem respektablen Hügel, der in kurzer Zeit erklommen werden kann, ohne viel Zeit für den Aufstieg opfern zu müssen. Es läuft also auf den Lisanne-Stil hinaus. 
Wildspitze fällt aus, da waren wir schon. So einige Seilbahnen haben diese ewig lästige Revision. Die rettende und fachkompetente Idee: Weißseespitze ! Ein Hügel, der für mich mit großen Niederlagen und Trauma verbunden ist. Rieten mir doch dort FÜL’s anderer Sektionen auf gar keinen Fall Hochtouren zu gehen, sondern es bei sanften Almenwanderungen zu lassen. Aber das Kapitel habe ich ja abgeschlossen.



Die Nordwand lehne ich ab, weil es einfach kein Nordwandwetter mehr ist. Will heißen, aperen Mist auf den Frontzacken, wo irgendwann sich die Waden wie eine Nähmaschine bewegen. Und fast by fair means : also nur mit dem Auto bis auf 2.500.
Wir entschieden uns, das etwas in Ungnade gefallene Gepatschhaus zur Nächtigung aufzusuchen, worden aber eines besseren und positiveren belehrt. Wir bekamen ein nettes, ruhiges Zimmer – war ja nix los – und sogar noch ein schickes Menu. 




Die Bedienung fragte lieb, ob wir das Licht ausmachen können, wenn wir aufs Lager gehen und so stimmten wir uns fachgerecht auf die Tour ein.
Eile war am nächsten Tag nicht geboten. Doch bekamen wir für unsere Aufstehzeit am nächsten Morgen (07:00) einen üblen Rüffel aus dem gegenüber liegenden Zimmer, deren Bewohner offensichtlich die Hütte mit einem Wellnesshotel verwechselt hatten. Erstaunlich !
Wir ließen uns davon nicht verdrießen und waren allen Ernstes schon um 08:00 Uhr am Einstieg sprich Parkplatz der Kaunertal Gletscherbahnen. 
Wie immer sah die Gegend trostlos aus. Doch heuer gab es etwas Neues:
Gletscherschondeckchen. Liebevoll drappiert sollen sie wertvolle Einzelteile eines Gletschers für die Nachwelt erhalten. Auch Schlafrollen für den Gletscher haben wir entdeckt. Also richtig komfortabel.





Wir stapfen die Piste bis zum Falginjoch hoch und entscheiden uns nicht für den steinigen Anfang des Westgrats, sondern für die steile Diretissima über die Firnflanke zum Westgrat. 




Warum ich mir da mal in die Hose gemacht habe, weiß ich auch nicht mehr. Ist ja auch schon länger her und man wächst an den Aufgaben.
Der Aufstieg lief gut und schnellstens waren wir am Westgrat, der sich zunächst als komfortabler Blocksteinweg erweist. 






Neben uns tut sich auf der rechten Seite ein herrliches Panorama auf die Weißkugel und Trabanten auf. Schicker Berg... war auch ne schöne Almenwanderung, die mir gut gefallen hat. Am Ende des Westgrates steilt sich das Gelände noch mal ordentlich auf und die letzten Kehren über den schmalen Schuttpfad kommen wir noch einmal ordentlich ins Schnaufen. 

Die Weißseespitze ist am Gipfel breit wie ein Fußballfeld und sehr gemütlich und behäbig. Wir genießen die Rundumsicht auf die Ötztaler und beschließen die Überschreitung, anstelle des Aufstiegsweges. 

Ist ja auch interessanter. Ein paar Gletscherspalten, die wir dann auch prompt mit dem linken Bein wieder finden. Aha ... auf die Dinge ist doch immer wieder Verlaß. Peter tappt auch gleich rein, mir wird es zu dumm, ich mach nen größeren Schritt.

Der Weg führt nicht wie erwartet dramatisch über die Abhänge auf die Skipiste zurück sondern auf der Rückseite der Weißseespitze zunächst Richtung Brandenburger Haus/ Gepatschferner. Vor dem Abstieg zum Gepatschferner biegen wir links ab und tun uns den langen Blockgrat bis zum Lifthäuschen des linken Skilifts an, der doch einiges an Zeit in Anspruch nimmt. 




Zurück geht es an weiteren Häkeldeckchen vorbei bis zum Panoramarestaurant zurück, wo wir uns nach 6,5 Stunden das wohlverdiente Bier genehmigen und zufrieden die Heimreise antreten.

So das Ding wäre auch endlich eingetütet ! Die liebe Seele hat nun Ruh. 

Trauma aus

Text&Bilder : Lisanne

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