Und so steht es in der Bibel: "… Da dachte Gott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war. Gott ließ einen Wind über die Erde wehen, und das Wasser sank. Die Quellen der Urflut und die Schleusen des Himmels schlossen sich, der Regen vom Himmel ließ nach, und das Wasser verlief sich allmählich von der Erde. So nahm das Wasser nach hundertfünfzig Tagen ab. Am siebzehnten Tag des siebten Monats setzte die Arche im Gebirge Ararat auf. Das Wasser nahm immer mehr ab bis zum zehnten Monat. Am ersten Tag des zehnten Monats wurden die Berggipfel sichtbar…" (Genesis 8,1-5)

Ararat mit Ski, durch's wilde Kurdistan oder rund um den Van-See - 14.04.-23.04.2006


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Nach der Ankunft im Basislager zeigt sich zum einzigen mal in der ganzen Woche der Gipfel des Ararat für einige Minuten

Hallo liebe Freunde, ich war nach Bolivien und dem Kaukasus nun zum 3. mal Außeralpin, auf den Bergen der Welt unterwegs, diesmal in Ostanatolien mit dem Hauptziel den 5165m hohen Ararat zu besteigen. Obwohl ich diesmal den Gipfel nicht erreicht habe und eine Reise in die Türkei ja für viele nichts besonderes ist, möchte ich dennoch dem Wunsch einiger entsprechen und hiermit über meine Erlebnisse berichten.
Zunächst hatte ich geplant, für den DAV Tübingen wieder eine Sektionsinterne Reise mit zu organisieren, dafür hatten sich auch scheinbar genügend Interessenten gemeldet, als es aber dann um die konkrete Anmeldung ging stand ich bald alleine da, da ich nun aber für mich den Entschluss schon gefasst hatte den Ararat besteigen zu wollen, meldete ich mich am letzten möglichen Tag (10.Januar) bei Hauser Exkursionen für die Reise an. Die frühzeitige Anmeldung ist notwendig, da man mind. 10 Wochen vor der Reise ein Permit beim Türkischen Konsulat beantragen muss. Als Termin habe ich mir Ostern ausgesucht, genau von Karfreitag 14.4. bis Sonntag 23.4.2006.
Die Gruppe 12 köpfige Gruppe wurde von Heinrich Gruber, Bergführer aus St Pankraz geleitet, er hat noch 2 Freunde aus seiner Heimat, dem Ultental mitgebracht, mit dabei waren noch 4 Bayern, 2 Rheinländer/in und mit mir insgesamt 3 Schwaben. Als Zimmer- und Zeltgenosse wurde mir Arnd aus Köln zugeteilt.

Die Gruppe traf sich dann auf dem Flughafen in München und wir flogen gemeinsam nach Istanbul. Dort gab es gleich die erste Aufregung, das Gepäck von Daniel und mir kam nicht an, es sollte evtl mit dem nächsten Flieger in 4 Stunden kommen. Wir sind dann ohne Gepäck ins Hotel im Stadtzentrum der 15 Millionen Metropole gefahren. Es blieb noch Zeit für einen kurzen Stadtrundgang durch den Europäischen Teil der Altstadt und zum gemütlichen Abendessen unter der Galata Brücke die das Golden Horn überspannt.

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Großer Basar und Yeni Camii Moschée

Danach machten wir noch einen Spaziergang zur

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Hagia Sofia und der Blauen Moschée

Am Ostersamstag war um 6:00 Uhr Frühstück im 6. Stock des Hotels mit tollem Ausblick über die Stadt und auf den schnell untergehenden Vollmond.
Bei der anschließenden Fahrt zum Flughafen wird die Spannung ob das Gepäck auch da ist immer größer. Wir haben Glück und können nach Sicherheitscheck unsere Seesäcke in Empfang nehmen, jetzt ging´s zurück zum Bus der muss nun von Ankunftsterminal International zum Abflug national einmal um den halben Flughafen herum fahren, dort ist nun viel Betrieb und es dauert bis alles abgefertigt ist, wir steigen dann schon mit Verspätung als letzte in die dann volle Maschine nach Van ein.
In Van wurden wir von unserem Reiseleiter Suhad empfangen, wir verstauten unser Gepäck im Bus und machten uns gleich auf den Weg den ca 7mal Bodensee Großen Vansee zu umrunden. Der See liegt auf 1646 m Höhe

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Nach kurzer Fahrt stiegen wir um auf einen heruntergekommenen Fischkutter und fuhren auf die Insel Akdamar und besichtigen bei herrlichem Wetter die Armenische Heiligkreuzkirche aus dem 10 Jh. Die in voller Blütte stehenden Bäume waren eine Wohltat für´s Auge und die Seele nach dem langen Winter, der für uns aber noch nicht vorbei war.

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Auf der Weiterfahrt ging es durch strenge Straßenkontrollen und über den 2234 m hohen Kusku Kiran Pass, dort wurden wir von einem LKW überholt, den wir kurz darauf im Straßengraben wieder fanden.Wir haben noch mitgeholfen den verletzten Fahrer zu bergen und sind dann nach Tatvan ins nächste Hotel gefahren.

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Der nächste Tag begann für uns um 4:00 Uhr wir wollten eine Skitour auf den 2935m hohen Vulkankrater des Berg Nemrut machen. Doch als wir mit dem Bus die Straße die fast auf den Gipfel führt, soweit sie schon geräumt war, hinauf gefahren sind, schüttet es in strömen. Nach über einer Stunde Wartezeit, hört es auf zu regnen und die Lerchen fangen an zu zwitschern. Wir nutzen diese Regenpause und rennen mit unseren Ski den Berg hinauf und sind nach 2 Stunden und vor dem nächsten Regenschauer schon wieder unten.

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Die Fahrt geht weiter, Stundenlang fahren wir am See entlang nach Adilcevaz am Fuße des 4058m hohen Süphan der als toller Skiberg gepriesen wird. Doch als wir um 3:00 Uhr aufstehen hat der Himmel wieder alle Schleusen geöffnet, wir verschieben das Frühstück auf 8:00 Uhr und machen uns dann mit vielen Fotostopps auf den langen weg nach Dogubayazit am Fuß des Ararat.

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Süphan Dagi 4058m | Schulkinder spielen im Fluß

Dort besichtigen wir noch den Isak Pasa Sarayi, Sultanspalast aus dem 17.Jh.

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Am Di den 18.4 06 geht es dann endlich zum Ararat, ein umgebauter LKW unser Pink Panter bringt uns an den Berg auf ca 2100m. Dort erwarten uns schon die kurdischen Träger mit ihren Pferden. Bei mir geht aber leider was anderes los, ich habe Durchfall. Auch Gottfried ist betroffen, wir vermuten dass die Nußmischung die (verpackt) im Hotelzimmer lag daran Schuld ist, da wir sonst alle dasselbe gegessen haben.
Ein gemütlicher Spaziergang mit leichtem Gepäck bringt uns in 2:30 h zum Basislager auf ca 2900m.

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Kurz nach uns kommen auch die Pferde mit unserem Gepäck an.

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Das Mannschaftszelt in dem wir essen ist nur mit Bananenschachteln als Tisch ausgestattet, als Sitzgelegenheit holen wir uns Steine ins Zelt.
Das Essen schmeckt nicht besonders, ist aber nicht daran Schuld, dass ich mich nach einem halben Becher Suppe übergeben muss. Ich konnte dann aber doch noch etwas Brot und Nudeln zu mir nehmen. Somit hatte ich genügend Kraft um am nächsten Tag ins Hochlager auf ca 3700m aufzusteigen.

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Die erste Stunde haben wir die Ski noch getragen nach weiteren 2 Stunden sind wir dann am Hochlager auf ca 3700m angekommen und schaufeln uns eine Fläche frei unsere Zelte. Wir beziehen immer zu 3. ein 2 Mann Zelt um mit möglichst wenig Gepäck (Gewicht) auszukommen und damit die wenigen geeigneten Zeltplätze im Bereich des Hochlager für 2 Gruppen reichen. Die Nacht ist sehr ungemütlich einmal weil es im Zelt sehr eng zugeht und außerdem der Wind die ganze Zeit so stark am Zelt rüttelt, dass wir Angst haben dass es nicht Stand hält. Ich bin froh als Heinrich um 4 Uhr zum Aufstehen ruft. Meine 2 Zeltgenossen gruschteln eine halbe Stunde im Zelt herum und machen sich breit, ich kuschle mich solange noch in meinen warmen Schlafsack. Dann ziehe ich mich in 5 Minuten an und stehe als erster draußen in der Kälte. Am Küchenzelt bettle ich um Frühstück, es gibt aber nur etwas lauwarme Teebrühe und ein Stück pappsüsser Kuchen. Der Koch hat wohl verpennt. Um 5 Uhr drängt Heinrich zum Abmarsch und obwohl noch nicht alle Startklar sind gehen wir los.

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Die andere Gruppe ist schon fast 1 Stunde mit Stirnlampen unterwegs, für uns ist es inzwischen hell genug um ohne Lampe zu gehen, die Sicht ist dennoch nicht besonders da der Sturm jetzt immer Stärker wird und viel Schnee aufwirbelt. Ich versuche an der Spitzengruppe mit den 3 Ultentaler dran zubleiben, rutsche aber immer an dem blank gefegten Hang ab. Die Spur der Vorgänger ist kaum zu erkennen und wird immer gleich wieder weggefegt. An einem kleinen Fels montiere ich dann Harscheisen an die Ski und gehe dann mit Raymund und Daniel weiter, der Rest der Gruppe ist noch weit unten. Der Sturm wird nun immer stärker und schmeißt einen fast um. Nach knapp 3 Stunden auf ca 4400 m Höhe haben wir die andere Gruppe eingeholt, die sind gerade am Umdrehen.200 Meter weiter steht auch Heinrich schon in Abfahrtsstellung und ordnet den Rückzug an. Die anderen sammeln wir dann bei der Abfahrt nacheinander ein. Zurück im Hochlager hat der Sturm schon 2 unserer Zelte eingedrückt, und da die Küche hier auch nicht funktioniert, beschließen wir gleich weiter ins Basislager abzufahren. Für den Fall dass das Wetter überraschender weise Morgen gut werden sollte könnten wir ja dann noch einen Gipfelversuch vom Basislager aus, mit dann allerdings 2300 Höhenmeter, starten. Doch daran war dann nicht zu denken, denn auch die nächste Nacht im Basislager, nun wieder mit Arnd zusammen im Zelt, war sehr ungemütlich. Der Sturm rüttelte die ganze Nacht am Zelt, dass man meinte neben einem Maschinengewehr mit Dauerfeuer zu liegen. Am Morgen war das ganze Lager verschneit, die Zelte haben alle Stand gehalten, da aber die Außenzeltplane nicht ganz auf den Boden reichte waren die Vorzelte und alles was darin lag eingeschneit, die Schuhe waren mit Schnee gefüllt, auch auf dem Innenzelt lag Schnee der vor sich hin schmelzte und auf den Schlafsack tropfte. Wir waren alle froh dass wir diese Nacht nicht im Hochlager zubringen mussten.

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Wir haben dann das Basislager einen Tag früher als geplant verlassen. Unser Gepäck wurde wieder auf die Pferde verladen und der Pink Panter holte uns bei dem Dorf Eli ab.

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Waschtag in Eli | Dorfkinder

Eli war das einzige Dorf ohne Strom das wir auf unserer Reise gesehen haben, deshalb gibt es hier auch keine Satelitenschüsseln auf den Lehmdach Hütten.
Wir fahren gleich weiter, wieder zurück über den 2644 m Hohen Tendürk Pass zum Vansee und vervollständigen mit den letzten ca 100 km die komplette Umrundung des Vansee.

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Den zusätzlichen Tag in Van verbringen wir mit einer genialen Skitour auf den Berg Artos, den wir eine Woche zuvor schon von der Insel Akdamar aus bewundert haben.

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Eine steile Rinne führt 1600Hm hinauf auf den 3545m hohen Artos.

Die Abfahrt vom Gipfelhang ist so toller Butterfirn,dass wir gleich noch mal 400Hm aufsteigen und noch mal abfahren.

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Butterfirn vom Feinsten | Heinrich fährt direkt vom Gipfel ab

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Man meint direkt in den See zu fahren | Artos mit der Schneegefüllten Rinne

Somit haben wir mit südlichem Firnschnee noch überraschender Weise einen guten Abschluss gefunden. Nicht gefunden haben wir die Arche Noah, wir haben sie aber auch nicht wirklich gesucht. Hätten wir auch 10 Monate gewartet wie Noah, wären wir wahrscheinlich auch noch auf dem Gipfel des Ararat gelandet. Er überragt alles in weitem Umkreis um mehrere Tausend Meter und steht, soweit er sich uns gezeigt hat, beherrschend da. Wo hätte die Arche auch sonst landen sollen??. Auf die Sinnflut konnten wir gerne verzichten, uns hat der Sturm schon gereicht. Ob die überwiegend von Kurden bewohnte Landschaft so wild ist wie von Karl May beschrieben, kann ich nicht bestätigen, ich habe um den Vansee herum viel liebliche Landschaft, mit intensiver Agrarnutzung gesehen. Politisch war durch die Kontrollen an allen strategisch günstigen Stellen und allgemein viel Militär Präsenz, schon eine gewisse Anspannung zu spüren. Von Aktionen der PKK haben wir nichts gesehen. Unsere kurdischen Träger hatten zwar oberflächig ein gutes Verhältnis zu unserem "türkischen" Reiseleiter Suhad, er konnte sie aber dennoch nicht dazu bewegen genug Verpflegung ins Hochlager zu transportieren, außerdem bettelten sie uns um Handschuhe, Zigaretten und Essen an, was für Träger völlig unüblich ist. Das Hauptziel der Reise, die Besteigung des Ararat und direkt vom Gipfel mit Ski herunterzufahren wäre bei besserem Wetter sicher möglich gewesen.
Wir haben dennoch viel erlebt und konnten viele neue Eindrücke sammeln, wir sind alle gesund und wohlbehalten am Sonntag den 23.April 06 wieder zuhause angekommen, nachdem die Flüge von Van nach Istanbul und weiter nach München und für mich auch noch gleich weiter nach Stuttgart gut verlaufen sind. Diesmal ist auch alles Gepäck mitgekommen.

Vielen Dank für Euer Interesse Karl (Kale)

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Zur Besseren Orientierung hier noch eine Karte der Türkei, die im Norden vom Schwarzen Meer und im Süden vom Mittelmeer begrenzt wird. Der Vansee liegt im Südosten unweit der Grenzen zu Syrien, Irak und Iran. Ca 200 km Nordöstlich davon ganz am östlichen Zipfel der Türkei direkt an den Iran und Armenien grenzend liegt der Ararat, nicht weit von der Armenischen Hauptstadt Jerewan (früher Eriwan) entfernt.

 

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