Argentinien 2006
Auf der Suche nach dem Berg - Teil II


(*Satire bleibt selbstverständlich weiter an*)

Um endlich eine Werkstatt zu finden, die unsere verlorenen PS wiederherzaubern kann (wir sind schließlich immer noch auf der Suche nach dem Berg!), sind wir also auf dem Weg ins Landesinnere nach San Rafael. Und in der Tat: Wir finden dort tatsächlich einen überaus netten Diesel-Zauberer, der fast alle verblichenen Pferdestärken auf einmal aus dem Hut zaubert … leider jedoch verflüchtigen sich jene genauso schnell wieder wie sie aufgetaucht sind.
Wir müssen also erneut den nächstgrößeren Ort ansteuern (das kennen wir doch schon) - diesmal soll es San Juan sein. Wir kommen aber natürlich nur äußerst langsam vorwärts, und so kommt es, dass wir mitten in der Einöde an einem wahrhaft schaurigen Ort nächtigen müssen:

© Ulli 2006
Ob dieser Eingang zu einer Estancia „Betreten verboten” heißt …?

Der Abenteuer nicht genug, tauchen kurz darauf zu allem Überfluss noch die Einwohner dieser Furcht erregenden Estancia auf *bibber* …
Sie bedanken sich äußerst zuvorkommend dafür, dass wir sie um Nächtigungs-Erlaubnis in freier Natur fragen, und die ist hier so schnell und unkompliziert erteilt, dass man gar nicht mehr mitkommt.

Erleichtert können wir uns also nach Einbruch der Dunkelheit an unsere Lieblings-Abend-Beschäftigung machen: Ich lese - mit reger Mithilfe meines Wärmflaschenhundes Copita - aus dem brandneuen 700-Seiten-Werk eines indischen Autoren unseres Verlages vor; der Rest lauscht andächtig und ergriffen und lässt mich selten unter 2-3 Stunden Marathon-Lesung davonkommen. Jedenfalls erleben die Batterien meiner Stirnlampe einen Dauer-Eignungstest. Das sieht dann ungefähr so aus:

© Ulli 2006
Manchmal legt sich Hundedame Copita einfach aufs Buch …

Es trifft sich gut, dass direkt auf dem Weg zum nächsten Diesel-Zauberer einige Gegenden liegen, die zumindest potentiell in Frage für die Auffindung unseres Berges kommen:

© Ulli 2006
Nein, das ist nicht in Kalifornien - dies ist die argentinische „Sierra de las Quijadas” …

© Ulli 2006
… mit geradezu sakral anmutenden (hinten) und weniger sakralen (links vorne) roten Felsformationen …

Aber auch hier finden wir unseren Berg nicht, und auch abends an unserem Nachtlager ist uns das Finden des Berges verwehrt:

© Ulli 2006
Wie soll man bei so vielen Gipfeln auch noch einen Berg finden …?

Langsam macht sich Mutlosigkeit breit. Wo in aller Welt ist unser Berg? Wann, wie und wo erhalten wir unsere Pferdestärken zurück? Kann uns überhaupt noch jemand helfen?
Nach kurzer seelischer Durchhängephase haben wir die Idee: Wir besuchen einfach den nahe gelegenen Wallfahrtsort „Diffunta Correa” (deutsch: „Die erloschene Correa”) und bestechen dort auf die eine oder andere Weise die hier verehrte Volksheilige Maria Deolinda Correa, die - so die Legende - im argentinischen Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert mit ihrem Säugling auf dem Arm dem Bataillon ihres erkrankten Soldaten-Ehemannes folgte, um diesem zu helfen, sich auf dem Weg jedoch verirrte, in der Wüste verdurstete und dennoch noch zwei Tage lang ihren Säugling säugte, obwohl sie schon tot war … lange Rede, kurzer Sinn: Das ist sie:

© Ulli 2006
Maria Deolinda Correa, die Erloschene …

Die meisten Pilger bringen der Diffunta Correa selbst gebaute Miniaturhäuser, Wasserflaschen, ganze Motorblöcke, Keilriemen, Plaketten, Brautkleider, Nachbildungen des eigenen Betriebs, von Autos oder LKWs als Opfer dar … Kurz bin ich tatsächlich versucht, ihr unsere Dieselpumpe dazulassen, aber dann besinne ich mich Gott sei Dank wieder auf die wahre Mission dieser Odyssee - unseren Berg! Was liegt also näher, als den Opferberg der Difunta Correa zu erklimmen, um sie für unser Vorhaben gnädig zu stimmen? Zumal es dort sogar ein Gipfelkreuz gibt …

© Ulli 2006
Hier geht´s rauf …

Danach besuchen wir unter den unzähligen Themen-Kapellen (Kapelle der Bräute, Kapelle der Studenten, Kapelle der Latswagenfahrer, etc. pp.) folgerichtig noch die Kapelle der Sportler:

© Ulli 2006
SAN-Helden könnten hier z.B. ihre goldenen und silbernen Häkeldeckchen als Opfer darbringen …

Jedenfalls bin ich nach Besuch dieses äußerst beeindruckenden, bizarren Wallfahrtsortes seelisch derart gestärkt, dass ich es nicht einmal mehr nötig habe, den kurz darauf in San Juan in lockende Nähe rückenden Doping-Tempel aufzusuchen, der - man möge mir verzeihen - bestimmt jeden McDonald in den Schatten stellt:

© Ulli 2006
Ich blieb trotz aller Verlockungen standhaft vor der verheißungsvollen Tür …

Auch das ansonsten berühmteste und wirklich von jedem Argentinier ständig konsumierte National-Doping-Mittel wird nicht angerührt:

© Ulli 2006
Matetee Sorte 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, etc. …

Maria Deolinda Correa hilft sogar mit dem Diesel:

© Ulli 2006
Endlich, endlich, endlich: Der wahre Diesel-Zauberer ist gefunden…

Und wir verstehen sogar, worum es geht:

© Ulli 2006
BOSCH, Verteiler-Einspritzpumpe, BOSCH, Verteiler-Einspritzpumpe, BOSCH…

Endlich sind alle Pferdchen wieder mit an Bord (wenn auch immer noch etwas sehr laut - aber wen stört das schon, wo man hier in der Pampa doch höchstens zwei Autos täglich begegnet!), und sogleich nutzen wir diesen traumhaften Zustand, um für unseren Berg geeignete Trainingsplätze aufzusuchen:

© Ulli 2006
Jede Boulder-Gelegenheit wird genutzt …

© Ulli 2006
Jede mögliche Tour mit erhöhtem Kaktusschwierigkeitsgrad wird eisern durchgezogen …

Um uns darüber hinaus nach dem heftigen städtisch-werkstättlichen Zivilisationsschock wieder an die wilde Natur zu gewöhnen, besuchen wir noch ein Welt-Naturerbe - den Parque Ischigualasto.

Hier gibt es zum Beipiel das „angemalte Tal”:

© Ulli 2006
Es wundert nicht, dass man die Gegend hier auch „Valle de la Luna”, also „Mondtal” nennt …

Worüber ich nach sooooo…. langer Fußballabstinenz (lang ist die WM schon wieder her *seufz*) in absolutes Verzücken gerate: Hier gibt es sogar ein „Fußballfeld”:

© Ulli 2006
In vielen dieser „Fußbälle” (Zutreten wird nicht empfohlen!) sind Fossilien eingeschlossen!

Und dann gibt es hier auch noch eine „Yellow Submarine”, was mich dann doch noch völlig aus dem Häuschen bringt (wo ich doch bereits als Kleinkind Beatles-Fan war!):

© Ulli 2006
Rechts das U-Boot …

Und um den Ganzen noch die Krone auzusetzen: Es gibt hier unzählige Pilze:

© Ulli 2006
Zugegeben: Zum Essen eher ungeeignet…

Sogar wunderschöne rote Felsformationen gibt´s:

© Ulli 2006
Toller Fels, aber ein „echter” Berg …?

Nur ein Wermutstropfen bleibt also: Auch hier finden wir ihn nicht - unseren Berg. Da hilft auch nicht, dass man hier die ältesten Saurierfunde der Welt gemacht hat:

© Ulli 2006
Jawohl, auch der lief hier mal rum …

Es führt also kein Weg daran vorbei: Wir machen uns erneut auf die Suche. Gott sei Dank haben die Argentinier in ihre endlos lang geradeaus verlaufenden Straßen und Pisten extra etwas Abwechslung eingebaut:

© Ulli 2006
„Badenes” heißen die Bodenwellen hier, die es bzgl. ihrer Intestinal-Wirkung ab und an durchaus mit Wiesn-Fahrgeschäften aufnehmen können …

Bald jedoch wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher; auch die Anden kommen langsam wieder in Sichtweite. Wir sind auf dem Weg in ein fruchtbares und geradezu „magisches” Tal - das Valle Calingasta:

© Ulli 2006
Spätestens hier, kurz vor Eingang ins Valle Calingasta, fängt es an zu „kribbeln” …

Ich wage es kaum, auch nur den Gedanken in Betracht zu ziehen - könnten wir eventuell hier den Berg finden?
Als wir im Tal angelangt sind und die ersten hügeligen Gebilde erblicken, verstärkt sich die Aufregung:

© Ulli 2006
Es „kribbelt” noch mehr …

Als dann die ersten Schieferformationen in überirdischen Petrol- und Aubergine-Tönen auftauchen, bin ich mir fast sicher: Hier irgendwo ist er - unser Berg!

© Ulli 2006
Geradezu transzendentale Farben …

Ob wir wirklich hier unseren Berg fanden, wie wir das Abenteuer überlebten und was sonst noch so geschah, wird erst in der letzten Folge von „Auf der Suche nach dem Berg” verraten.

Mit besten Grüßen
Ulli

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