Karwendelsturm (16.-17. Juli 2005)


Kaum losgefahren Richtung Karwendelbrösel, stehen wir (Berni, Christine, Gisela und Tom) schon im Stau. Tapfer halten wir alle durch und kommen dann auch in Farchant an, wo Jörg an der Bushaltestelle wartet - leider an einer anderen als wir (Jörg war richtig, wir falsch). Doch wir finden zusammen, quetschen uns ins Auto und weiter gehts nach Mittenwald.

© Tom 2005
Hamwa alles?

Aufwärts mit der Karwendelbahn, um dann gleich wieder abwärts zu laufen: erst durch einen bequemen Fußgängertunnel und dann weiter in Serpentinen steil ins Dammkar. Es geht durch Schotter ohne Ende, in dem jeder abwechselnd Abfahrspaß genießt und dann wieder auf den "Kugellager-Strecken" damit kämpft, nicht hinzufallen. Gisela hat es leider erwischt (natürlich an der bequemsten Wanderweg-Passage, wo sonst...) und sie hat sich dabei die Schulter gestaucht. Jetzt erst mal Pause an der Dammkarhütte (Menü 1 + Radler).

© Tom 2005
Mitten im Kar-Geröll: Die Dammkarhütte

Nun kommen wir zum alpinen Teil: ran an die Wand vom Predigtstuhl!

© Tom 2005
Predigtstuhl-Wand (in der Mitte der "Pfeiler")

Nach einem kurzen Rückzieher wegen Regen dann doch Gurt an und los! Berni und Tom nehmen den Pfeiler (UIAA IV) in Angriff, die Damen und Jörg aus Rücksicht auf die Kugellager-Folgen den Soldatenweg (UIAA III). Sehr schöne, leichte Kletterei mit ab und an ein paar Regentropfen. Nach der vierten Seillänge etwas mehr Regen und deshalb eine längere Pause.

© Tom 2005
Echt Karwendel - nix als Brösel! Tiefblick vom Predigtstuhl-Pfeiler auf die Dammkarhütte

Wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit (zwei fränkische Schnecken am Seil *g*) setzt Jörg zum Abseilen an, was dann auch gut und zügig vorangeht.

An der Hütte werden wir von Tom und Berni empfangen, die nach der fünften Seillänge wegen des heranziehenden Regenschauers den Hasei gemacht hatten. Statt Deckchen zu häkeln hatten sich die beiden die Wartezeit durch den Konsum von Weißbier verkürzt und konfrontierten uns mit den zwei Fragen:
1. Wer von euch fährt???
2. Was habt ihr da oben so lang gemacht?
Antwort von Jörg: Gegrillt und Champagner getrunken!

Ursprünglich hatten wir ja auf der Dammkarhütte übernachten wollen; leider war alles voll. Aber Jörg hat uns freizügig sein Domizil angeboten, so dass wir nach einem Päuschen über einen netten Serpentinenweg den Rückzug ins Tal antreten.

Am nächsten Tag dann Wecken um sechs, Aufbruch um acht Uhr. Frühstück bei McWürg. Wieder rein in die Bahn und von der Bergstation etwas bergauf zum Einstieg in die Ostkante der Westlichen Karwendelspitze.

© Tom 2005
Westliche Karwendelspitze, Ostkante, von der Bergstation aus gesehen

Zwar scheint die Sonne, aber der Wind bläst eisig mit Sturmstärke über die Kante. Nur Jörg ist einigermaßen adäquat bekleidet, die Franken fangen an zu schlottern - vor Kälte und vor Angst, einfach weggeweht zu werden. (Echtes Zähneklappern - neue Trendsportart!) Nach vier Seillängen Genusskletterei (soweit man bei dem Orkan von Klettergenuss reden kann…) und einem netten Überhängchen (UIAA IV) ist es geschafft. Erst die erste Seilschaft, Tom und Berni…

© Tom 2005
Das ist der Gipfel…

…etwas später dann auch die zweite, Jörg und wir Frauen. Nach dem Gipfelerfolg muss erst die gefährlichste Stelle der Tour überwunden werden, die berühmt-berüchtigte "Speckplatte" - der Normalweg von der Seilbahn auf den Gipfel bzw. umgekehrt, blankpoliert von Tausenden von Touris, die ihren Bergstation-Verzehr mal eben schnell hier hinauf spazieren tragen, teilweise mit unglaublichem Schuhwerk bis hin zu völlig profillosen Turnschuhen und Sandalen (hier braucht man das Drahtseil tatsächlich!). Und dann lockt die windgeschützte Sonnenterasse der Bergstation, wo wir uns so richtig schön aufwärmen können.

© Tom 2005
Karwendel-Schlosserei…

Tom und Berni sind natürlich schon da und sinnieren immer noch über den doppelten Knotentrick nach: Wie schafft man es, sich aus einem 60m-Seil auszubinden und gleichzeitig beim Aufnehmen festzustellen, dass das genau in der Mitte zwei Kreuzschläge aufweist? ? ?

© Tom 2005

Das Philosophieren geht weiter - ein T-Shirt von Teilnehmern des am gleichen Tage stattfindenden Berglaufes animiert uns mit dem Aufdruck "Die gemütlichen Karwendelschnecken", und wir münzen für uns den Sektions-T-Shirt-Slogan etwas um:
"Hier schleicht die SAN!"
(Von wegen Berglauf: Renntier Karsten haben wir nicht gesehen - war wahrscheinlich zu schnell für uns *ggg*)

© Tom 2005

Derweil hat unser Logenplatz einiges zu bieten… Unglaublich, was die Turnschuhtouris da so treiben! Da stapfen zwei ein steiles Firnfeld hinauf, das in einen steilen und abschüssigen Schotterhang mündet, und wedeln es wieder hinunter - nein, nicht mit Figl o.ä., sondern in den Stiefeln! Sie können es gut, aber uns gruselt: EIN Fehler, und sie rauschen die Geröllhalde hinab, dass da kaum viel Haut übrig bleiben kann. "Diplom-Bergidioten" ist noch unser mildester Kommentar. Unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich: Vier Kinder tauchen auf und machen den "Spaß" natürlich nach! Sie fallen alle Nase lang hin - pures Glück, dass nichts passiert. Berni und Jörg lesen den Animateuren die Leviten ("Ihr wisst schon, dass ihr Garantenstellung habt?"), treffen aber nur auf Unverständnis. Aufbruch.

Weiter unten beim Päuschen am Bankerl fühlen wir uns plötzlich wie auf der Love Parade. Des Rätsels Lösung: Drei weibliche Teenager transportieren im Rucksack einen voll aufgedrehten Ghettoblaster talwärts - nun ist es Gisela, die herbe Worte findet.

Was solls - ein schönes Wochenende geht zu Ende und wir alle bedanken uns bei Jörg für seine Geduld und seine Gastfreundschaft. Und das Schönste ist: Wir dürfen wiederkommen - denn Kreuzwand und Viererspitze locken!

Christine
Fotos: Tom

 

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