Rund um - und auf die Barre des Ecrins,
durch die wilde Dauphiné, den Karakorum der Alpen

30.4.-4.5.2005 Jörg, Andreas, Uli und Karl


© Kale 2005
Hier unsere Route, die wir links herum gegangen sind

Nach 9 Std Fahrt über Genf und Grenoble kommen wir um 15:00 Uhr im schneefreien la Berarde an bei sommerlichen Temperaturen. Wir erfahren, dass das Refuge Carrelet zur Zeit nicht bewartet ist und nur der Winterraum offen ist. Mit schweren Rucksäcken mit viel Proviant und luftig gekleidet, geht´s ins Tal der Veneon hinein.

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Am Refuge Carrelet finden wir einen trostlosen Winterraum vor, mit 10 Lager aber keine Kochgelegenheit und schon gar kein Geschirr. Das Klo ist verschlossen und mit dem Hinweis versehen, dass man in den Wald sch… soll. Wir gehen dann gleich weiter zum Refuge Temple in der Hoffnung, dass es dort etwas gemütlicher ist. Erst kurz vor der Hütte kommen wir in den Schnee und können noch kurz die Ski anschnallen. Die Hütte sieht zwar etwas gemütlicher aus, aber Heizung und Geschirr sind auch hier Fehlanzeige. Vom Hausdach rinnt Schmelzwasser, das fangen wir gleich mit allen Behältern die wir auftreiben können, ein. Das Abendessen ist dann unser kaltes Vesper mit kaltem Schmelzwasser, die 3 Packungen Spagetti haben wir umsonst rauf geschleppt… Die Nacht wird trotz ca 7 Decken pro Person kalt, die nassen Skistiefel sind am Morgen auch noch nass und kalt. Nach spärlichem Frühstück geht´s weiter, aber nach 100 HM heißt es gleich wieder Ski an den Rucksack schnallen und Steigeisen anziehen, da nun eine spannende Querung hinüber zum Gletscher folgt. Diesen geht´s dann steil und anstrengend hinauf zum Col da la Temple. Durch das wenige kalte Essen und Trinken, und den schweren Rucksack, komme ich total geschafft oben an und muss mich übergeben.

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Uli, Andreas und Jörg im Refuge du Temple

Querung zum Glacier de la Temple

Aber wir müssen ja hinunter, nach ca 100 HM Abfahrt finden wir die Überreste einer Biwakschachtel, dort muss es nach der Beschreibung eine steile Rinne hinunter gehen, wir finden auch andeutungsweise Spuren, also Ski wieder an den Rucksack und im tiefen Schnee geht es dann überraschend gut hinunter. Unten auf eine Felsinsel und von dort noch ein kurzer Sprung und wir sind auf dem Glacier Noir angekommen. Inzwischen ist es schon Nachmittag und der erhoffte Butterfirn ist geschmolzen, in weichem Sulz fahren wir 1100 HM bis zur Schneegrenze ab. Nach einer längeren Pause treten wir den Hüttenaufstieg zum Refuge de Glacier Blanc an.

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die Rinne in der Bildmitte ging´s hinunter

Suchbild: Wo ist die Hütte??

Dort kommen wir rechtzeitig zum vorzüglichen Abendessen an.

Wir werden am nächsten Morgen um 4:00 Uhr geweckt, genießen das gute Frühstück und steigen dann den steilen Glacier Tuckett hinauf, mit einer kurzen Tragepassage kommen wir mit den Ski bis ca 3300 m, von dort geht´s mit Steigeisen und Pickel erst eine steile Rinne hinauf und dann auf einem luftigem Firngrat zum Gipfel des 3664m hohen Montagne des Agneaux. Hier sehen wir erstmals unser eigentliches Ziel, den Barre des Ecrins in voller Pracht.

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Andreas kurz vor dem Gipfel

Barre des Ecrins und Roche Faurio

Am Skidedepot warten wir noch 30 Minuten bis es auffirnt, dann folgt eine perfekte Abfahrt hinunter zum Refuge de Glacier Blanc.

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Am Nachmittag gehen wir in strahlenden Sonnenschein auf dem Gletscher noch hinauf zum Refuge des Ecrins, die frech auf einem Felssporn steht.
Nach dem auch hier vorzüglichen Abendessen verkündet der Hüttenwirt den Wetterbericht für den nächsten Tag: Null Grad Grenze auf 3700m ansteigend verbunden mit Sturm, Gewitter, damit friert der Schnee in der Nacht nicht durch, somit steigt das Lawinenrisiko von Stufe 2 auf 4. Es wird nicht wie üblich um 4:00 Uhr geweckt, Frühstück gibt´s erst ab 7:00 Uhr. Unsere ganze weitere Planung ist somit passe.
Am anderen Morgen ist es zwar nicht ganz so schlimm wie angekündigt, es kommen aber gelegentlich Sturmböen und die Wolken hängen auf ca 3500m. Wir gehen dennoch los und erkunden unseren „Fluchtweg” über den Col des Ecrin, den wir hinunter müssen um wieder an unser Auto zu kommen. Wir sehen dass dort ein stabiles Drahtseil angebracht ist, somit müsste der Übergang gut machbar sein. Dann gehen wir noch den Roche Faurio (3730m) an und kommen bald in die Wolken, als wir ca 200 HM untern Gipfel bei schlechter Sicht auf einen 35° Hang stoßen wird es uns zu gefährlich und wir drehen um und gehen zurück zur Hütte. Für den nächsten Tag ist wieder besseres Wetter angesagt.

Die ganze Nacht hat aber der Wind an den Fensterläden gerüttelt, ich glaubte nicht mehr daran, dass das Wetter noch gut wird. Doch um 4:30 Uhr hat uns der Hüttenwirt geweckt, der Sturm hat sich nun gelegt und der Himmel ist voller Sterne und fast Wolkenlos. Noch mit der Stirnlampe fahren wir auf den Gletscher hinunter und in der Dämmerung stapfen wir den Glacier Blanc hinauf.

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Oberhalb des Col des Ecrin machen wir ein Materialdepot mit allem was wir für den Gipfel nicht brauchen und spuren dann den Gipfelhang hinauf. Wir kommen zügig voran und können zum Glück auch die vom Eisschlag bedrohten Zonen zügig überwinden. Auf ca 3900m erwartet uns dann noch eine Steilstufe die mit den ca 10 cm Neuschnee und einem Gemisch aus Triebschnee und Graupeln nochmals kritisch ist. Jörg spurt hinüber und wir warten bis er in sicherem Gelände ist und kommen dann einzeln nach.

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Anschließend folgt eine lange Querung unter dem Hauptgipfel hindurch hinüber zum Dôme de Neige dem 4015 m hohen Skigipfel, der noch mit einem kurzen sehr steilen Finale aufwartet.
Gegen 10:00 Uhr sind wir gemeinsam und glücklich am Gipfel. Eine tolle Tour hat eine würdige Krönung bekommen.

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lange Querung zu Dôme de Neige

Uli, Andreas mit getapten Fellen und Karl

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Andreas, Uli und Jörg auf dem dem Dôme de Neige

mit Fernsicht bis zum Mt Blanc

Da es recht kalt ist gehen wir auch bald wieder hinunter, die Spur ist schon wieder teilweise verweht, somit muss auch abwärts die richtige Route durch die Spaltenzone gesucht werden. An unserem Materialdepot machen wir nochmals eine länger Pause, bis dann noch das letzte Abenteuer auf uns wartet, der Abstieg durch das Col des Ecrins auf den Glacier de Bonne Pierre hinunter ist noch sehr anspruchsvoll und spannend.

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Blick hinauf zu Uli und Andreas

und hinunter zu Jörg

Nach einer noch mal schönen Abfahrt, oben auf noch gutem Firn, unten auf Sulzschnee, schnallen wir dann auf ca 2050m die Ski entgültig für diesen Winter ab. Dann müssen wir noch durch den reißenden Gletscherbach springen und schon sind wir auf dem Wanderweg der uns hinunter in den Frühling nach la Berarde zum Auto bringt.
Nach wiederum 9 Std Fahrt sind wir um 3:00 Uhr morgens (Himmelfahrt) wieder wohlbehalten zu Hause.

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gez.: Kale

PS: Der SAN-Buff schützt nicht vor Sonnenbrand, man kann damit aber gut die Skispitzen zusammenbinden.

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