Zahmer Kaiser – 28.04. - 29.04.2007


Es ist Mittwoch (25.4.) meinen letzten Therapietermin am Dienstag hab ich beendet, doch Schulter und Nacken schmerzen unbeeindruckt weiter.
Egal, ich will was machen.
Donnerstag, Entscheidung fällt, ich nehme den Montag (30.4.) frei, dann hab ich langes Wochenende und Tom kommt auch.
Freitagabend, Bücher wälzen. Sonne pur, das ganze Wochenende. RAUS! BERGE!
Nachts um 12 Uhr (oder 0 Uhr oder 24 Uhr), ein Berg ist gefunden und was für einer. Die Pyramidenspitze im Zahmen Kaiser.
Hütten haben ja noch zu, leider. Winterraum soll es geben (fein, mein erster dann). Die Frage ob offen oder nicht, konnte auch nach zweistündiger Suche nicht eindeutig beantwortet werden. Also besser etwas mehr einpacken.
Samstagmorgen. Einkaufen für eine Zweitage-Selbstversorgertour, bei praller Sonne braucht man schon einiges. Vor allem Wasser. Denn Quellen, sofern es dort überhaupt welche gibt, dürften bei derzeitigem Wassermangel nicht viel hergeben. Die Almen sollen alle noch nicht geöffnet haben (unvorstellbar).
Gegen Mittag geht es dann mit der Regionalbahn Richtung Kufstein. Fahrzeit 1h:21min. Das Bayernticket gilt bis hierher. Wie praktisch.
Die Geschäfte haben dort noch offen. Nun, für’s nächste Mal kaufen wir wohl erst dort ein, dann müssen wir nicht gleich am Anfang so viel schleppen.
Nun müssen wir noch durch den Ort bis zum Zustieg Ortsteil Sparchen (Parkplatz Weinstadl), was zum warmlaufen.
Zunächst geht es über jede Menge Stufen. Nach ca. einer halben Stunde Fußmarsch kommen schon die ersten Gasthütten. Viel Fußvolk ist unterwegs. Diverse Hütten haben also doch schon offen.
Mein Rucksack drückt und knarrt (muss mich wohl erst noch an das Gewicht gewöhnen), es ist ganz schön warm.
Wanderer (Urlauber ohne Ausrüstung und Getränke) fragen Tom nach einem Rundweg, den sie am späten Nachmittag noch machen wollten. Es war ja nicht bekannt, ob die Rietzaualm offen hat, so riet er besser ab.

© scrat, Tom 2007
Blick von der Rietzaualm auf den Wilden Kaiser

Die Alm hatte offen. Glück für uns, da wir das kostbare Gut für den nächsten Tag sparen konnten und uns dort erfrischten. Es wurde auch Zeit für mich. Das Gewicht in meinem Rucksack war unerträglich. Tom besorgte Getränkte und erwähnte ganz nebenbei, dass es Eierlikörkuchen gäbe. Wie von der Tarantel gestochen schnellte ich hoch. Hatte ganz plötzlich meine Erschöpfung vergessen. Eierlikörkuchen. Lecker!
Bis zu unserem Tagesziel, die Vorderkaiserfeldenhütte, war es nicht mehr weit. Dort angekommen, stellten wir fest, dass der Winterraum geschlossen hatte. Ein Angestellter der Hütte (nehme ich an) teilte uns mit, dass dieser stillgelegt wäre (Brandschutz und so), leider fehlten diese Informationen im Internet. Es ist ja ein Unterschied, ob ein Winterraum offen ist, man einen Schlüssel braucht oder er stillgelegt wurde. Also keine erste Nacht im Winterraum. Dann wird es wohl doch Zeit für das legendäre Winterraumfondue.
Nun, dann verbrachten wir die Nacht eben, wie man sie verbringt ohne Raum.

© scrat, Tom 2007
Wolkenfreier Himmel ließ uns lange diesen tollen Untergang bestaunen

© scrat, Tom 2007
Der Wilde Kaiser in der Abendsonne

Die Nacht war für mich ungewöhnlich früh zu ende. Schon um 5:30 war ich hellwach. Unglaublich.

© scrat, Tom 2007 © scrat, Tom 2007
Tom und ich um 6:20 Uhr, es war wärmer, als es hier den Anschein hat

Unser Frühstück störte nur ein Bergjogger, der mal kurz das Petersköpfl rauf und wieder runter lief (er brauchte genau so lange, wie wir für unser Frühstück).

© scrat, Tom 2007
Blick vom Petersköpfl: links die Rietzaualm, rechts die Naunspitze, im Hintergrund Kufstein

Da wir schon recht früh unterwegs waren, dachte ich mir nichts dabei, die umliegenden Gipfel noch mit zu besteigen.
Angefangen bei der Naunspitze, die man mittels „leichter“ Kletterei (für jeden sieht leicht anders aus) relativ flott erklomm, kam man wenige Minuten später an dem Petersköpfl nur schwer vorbei. Der Zustieg war um Längen leichter.
Anschließend ging es immer stetig aufwärts und auch wieder abwärts. Man möchte meinen, ein Weg der immer an der Höhenlinie entlang geht, hat keine Auf und Ab’s. *grrr*
Beim Zwölferkogel hatte ich schon die Faxen dicke. Bis zum Elferkogel ging ich noch mit.
Doch als ich den Abstieg (ja Abstieg) zur Pyramidenspitze sah, musste ich doch erst einmal streiken. Pause. Für mich jedenfalls. Tom ging dann zunächst einmal alleine weiter zur Pyramidenspitze.

© scrat, Tom 2007
Tom’s Beschäftigung

© scrat, Tom 2007
meine Beschäftigung

Während Tom im Gelände immer wieder verschwand und wieder auftauchte und ich ihn irgendwann nicht mehr sah, schaute ich mich ein wenig in meiner nahen Umgebung um und fotografierte.
Dabei entdeckte ich nicht nur die ersten blühenden Bergblumen, sondern auch zwei Ameisen, die sich um eine Fliege stritten. Bin mir da ziemlich sicher, dass sie sich stritten, so wie sie durchs Gelände stolperten und an der Fliege zerrten.

© scrat, Tom 2007
Ameisen mit Fliege

© scrat, Tom 2007
Tom auf dem Rückweg, rechts oben die Pyramidenspitze

Zwischen den beiden Bildern, wo Tom geht und dem, wo er wieder kommt, liegen gerade mal 33 min. Weil es ihm wohl so gefallen hatte, setzte er alle Überredungskünste ein, um mich davon zu überzeugen, die Tour doch so fortzusetzen, wie sie geplant war.
Mit Tom’s Hilfe kam ich dann tatsächlich diesen grauenhaften Abstieg herunter (hab lieber kein Bild davon gemacht). Warum Tom im Gelände immer wieder verschwand wurde mir dann auch schnell klar. Natürlich ging es auch hier immer wieder leicht rauf und runter. Hatte ich beim Lesen der Tour irgendetwas übersehen?
Tatsächlich kam ich dann auch noch auf die Pyramidenspitze.

© scrat, Tom 2007 © scrat, Tom 2007
Tom und ich auf der Pyramidenspitze. Der junge Mann im Hintergrund mit der Sonnenbrille hatte übrigens den linken Arm im Gips

Zum Abstieg gibt es dann nicht mehr allzu viel zu sagen. Er nahm und nahm kein Ende, war alles andere als zahm und ab und zu sah und hörte man mich so im Wald, wie unten auf dem Foto, fluchen.

© scrat, Tom 2007
das Laub hatte seine Vorteile, ich kam dann rutschend vorwärts

Im Kaisertal angekommen, stellte ich sofort fest, dass etwas fehlte. Normalerweise, so schien es mir, toste hier zu dieser Jahreszeit ein wilder Bach. Doch uns umgab nur Stille.

© scrat, Tom 2007
rechts neben dem Weg das leere Bachbett

Mit einer Rast auf dem Pfandlhof, den Abstieg über die vielen Stufen erreichten wir mit dem Sonnenuntergang Kufstein.

© scrat, Tom 2007

Auf den Zug mussten wir dann auch nicht mehr lange warten. Da es bereits nach 19 Uhr war, konnten wir noch einmal Geld sparen und mit dem Bayernticket-Abend reisen. Nach 1h:22 min Fahrzeit kamen wir dann wieder zu Hause an.

Bericht: scrat
Bilder: Tom, scrat

 

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