Gebietsspezial 


Gebiet und Berge 

Wenn das Gespräch auf die Ammergauer Alpen kommt, dann denkt man oft an die bayerischen Könige und deren Schlösser, die sich in diesem Gebirge befinden, und an den Kommerz der sich darum dreht. Seltener wird an die Vielfalt gedacht, die dieses kleine aber feine Gebirge bietet.

Im Osten von Füssen begrenzt, erstreckt sich der Hauptkamm - das Ammergebirge - im Westen bis Oberammergau und darüber hinaus bis zum Ettaler Manndl. Zu den Ammergauer Bergen gehören aber auch im Norden die Trauchberg-Gruppe und im Süden die Gipfel bis zum Daniel. Weiter liegt in diesem Gebiet der Forggensee, der Bannwaldsee, der Heiterwanger See und der Plansee, die in den grünen Tälern eingebettet sind.

Das Gebirge ist für Bergsteiger sehr gut erschlossen und bietet von Mountainbiketouren über Wanderungen hin zu Klettertouren alles - und das auf engem Raum. Die Hütten sind nahezu ideal verteilt und auch die Orte an diesem Bergen sind äußerst interessant.

Über dem malerischen Oberammergau erhebt sich der Kofel aus dem Wald heraus wie ein Finger, der anzeigt, dass jetzt die Ammergauer beginnen. Seine Nachbarn im Hauptkamm ragen ähnlich kühn aus dem Waldgürtel heraus, sind aber nicht so hoch, dass jemals richtige Modeberge daraus geworden wären.

Dem Besucher, der von Norden kommt und noch ein Stück weiter als Oberammergau fährt, fällt der Blick unwillkürlich auf das Ettaler Manndl, mit dem die Ammergauer Alpen im Westen eigentlich anfangen. Der mit Seilbahn zu erreichende Gipfel des Laber und das Ettaler Manndl mit seinem Klettersteig) überragen die barocke Kuppel des Kloster Ettal spektakulär und sind gern besuchte Gipfel im Voralpenland. Nebenbei bemerkt gibt es in Ettal hervorragendes Ettaler Klosterbier und erlesene Liköre, ebenfalls aus der Produktion der Benediktinermönche des Klosters. Und die über 70 Meter hohe Kuppel des Klosters gehört zu dem größten in Bayern und bringt Fotografen regelmäßig zur Verzweiflung.

Weitere Gipfel, die vom Ettal oder dem benachbarten Graswang aus sehr gut erreichbar sind, sind die Notkarspitze und das Kienjoch. Wobei es dabei herrliche Ausblicke zur Zugspitze und dem gesamten Wetterstein geben kann. Dieses Panorama aus leicht südlicherer Perspektive bietet auch eine Besteigung der Kramerspitz von Garmisch-Partenkirchen aus, bei der leistungsstarke Wanderer den Gipfel der Hohen Zeigspitz gleich anschließen können (Karwendelpanorama inklusive).

Auf dem Hauptkamm der Ammergauer sind die Bergsteigerunterkünfte an den interessanten Zielen gelegen und laden die Besucher ein, länger in diesem Gebiet zu bleiben. Bei einer Wochentour kann der gesamte Hauptkamm durchquert werden. In Oberammergau beginnend geht es auf dem Königsweg (oder über den Sonnenberg Grat) hinauf zum August-Schuster Haus, das auch als Pürschling Haus bezeichnet wird. Weiter geht es in Richtung Teufelstättkopf, der nur ca. 40 Minuten entfernt ist und dessen felsiger Gipfelanstieg mit Ketten abgesichert ist. Von dort wird weitergewandert zum Hennenkopf, der direkt nördlich von Schloss Linderhof liegt. Unterkunft bieten dort die Brunnenkopf-Häuser, die an einem Plätzchen mit herrlicher Aussicht stehen. Das nächste Highlight dieser Tour ist die Große Klammspitze, deren felsiger Gipfel allerdings auch gute Trittsicherheit vom Wanderer verlangt. Auf dem Weiterweg zum Feigenkopf und zur Hirschwang Alm, wird letztlich zum Kenzen-Haus abgestiegen. Das Kenzen-Haus ist von Halblech mit dem Bus zu erreichen und deswegen tagsüber in der Hauptsaison sehr überlaufen. Die Durchquerung führt dann weiter in Richtung des Hauptgipfels des Kamms, der Hochplatte. Wobei es auf diesem Weg, in den nordseitigen Lagen extrem spät noch Schneereste geben kann. Es geht hinauf zum Kenzensattel und später weiter zum Erzgraben, einer auffallenden Gasse, die den Wanderer zu einer wild durchfurchten Karstebene leitet. Dann beginnt der Aufstieg über den Grat, der mit Seilgeländern bewehrt ist und ebenfalls, wie so oft in diesem Gebiet, Trittsicherheit verlangt. Zuletzt leitet ein sehr schmaler Felsgrat zum Gipfel. Das Panorama reicht vom Alpenvorland über die Allgäuer und Tannheimer bis zur Kette der Lechtaler Alpen und der Wanderer wird für die Strapazen des Aufstiegs belohnt. Aber auch der Abstieg hat es in sich. Fasst wie ein Klettersteig versichert, geht es zuerst am Grat weiter und später zum sogenannten Fensterl, was genau gesagt, zwei Löcher im Fels sind, die den Wanderer Durchblick verschaffen. Der weitere Abstieg von der Hochplatte führt dann in die Bleckenau, wo sich im gleichnamigen Gasthaus verpflegt werden kann, allerdings gegenüber in der Fritz-Prutz-Hütte (Selbstversorger) genächtigt werden muß. Der Rest der Überschreitung kann entweder Richtung Tegelberg - auf dessen Gipfel namens Branderschrofen - gemacht werden, wobei hier die Seilbahn von der anderen Seite her Touristenmassen bis zum Tegelberghaus hinaufbringt. Im Gegensatz dazu aber auch die fliegenden Bergsteiger mit ihren Gleitschirmen und Hängegleitern interessante Anblicke bieten. Oder es wird südlich zum Säuling gewandert, dieser über einen recht steilen Steig bestiegen und über das Säuling-Haus und den Pilgerschrofen in einer Rundtour wieder verlassen. Diese Rundtour ist allerdings nur völlig trittsicheren Bergsteigern zu empfehlen.

Auf der Westseite des Ammergauer Hauptkamms, dort wo die Überschreitung endet, liegen die Pflichtpunkte für jeden Deutschlandtouristen. Das Schloss Neuschwanstein und das Schloss Hohenschwangau - und man kann dort als Wanderer das Bild der Bergromantik für die weitgereisten Touristen völlig stimmig abrunden.
Besonders im Winter empfiehlt sich ein Besuch der Bleckenau mit dem ehemaligen königlichen Forsthaus.

Für die Bergsteiger der schärferen Art bzw. für Kletterer, gibt es im Ammergauer Hauptkamm einen zentralen Berg, den Geiselstein, der oft auch als "Matterhorn der Ammergauer" beschrieben wird. Er liegt nordwestlich der Hochplatte und sein Normalweg ist bereits eine II Tour über stark abgenutzten Fels. Alle Wände dieses steilen Zahns sind mit Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden (von II bis IX) durchzogen. Diese Touren sind recht beliebt und zum teil bereits Klassiker. Weitere Klettermöglichkeiten finden sich am Säuling bei Hohenschwangau und auch die Überschreitung vom Pilgerschrofen zum Säuling ist eine einladende Tour für Kletterer (Schwierigkeit III eine Stelle IV).

Schließlich gibt es noch den Westgrat des Hohen Straußbergs. Es ist eine III Tour, die als "lohnend" gilt.

Der Hohe Straußberg liegt nordöstlich vom Säuling.

Südlich des Hauptkamms finden die Ammergauer ihren Höhepunkt im Daniel, der mit 2340 den höchsten Gipfel des Gebiets stellt. Der Normalweg auf den Daniel führt südseitig, von Leermoos kommend, an der Tuftelalpe vorbei zum Gipfelgrat, der dem Besteiger wiederum gute Trittsicherheit abverlangt. Bei dieser Tour kann es zu enormer Sonneneinstrahlung kommen, und es sollte der frühe Morgen zum Start der Tour gewählt werden, oder die Besteigung im Herbst oder Winter statt finden.




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