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Goldener Oktober im Kleinwalsertal (Gelesen: 7037 mal)
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Goldener Oktober im Kleinwalsertal
01.11.2005 um 22:31:25
 
Kaiserwetter ist angesagt fürs letzte Oktoberwochenende 2005 - also schnell recherchiert, was mit wenig Zeitaufwand geht, wenn die meisten Hütten schon geschlossen sind. Na, der Mindelheimer Klettersteig steht doch schon lang auf der To-do-Liste - sowohl auf meiner als auf der von Elli, und für den zweiten Tourentag steht da auch genug herum. Und siehe da, der Wirt vom ausgeguckten "Tal"-Quartier antwortet sogar richtig zügig auf Mailanfragen; also gebucht und los!

Trotz Ferienanfang (Freitag! Mittags! 28.10.05) kommen wir, nachdem wir den Nürnberger Einkaufsverkehr einigermaßen überwunden haben, zügig durch, lassen die diversen Flussnebel hinter uns und sind noch am Nachmittag im Vorallgäu. Viel zu früh, um schon das Quartier anzusteuern, also kurzer Eingewöhnungsspaziergang:

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Niedersonthofener See


Schön, nicht wahr? Aber irgendwann kommt dann doch die Dämmerung und wir gurken im Dunkeln kleine Sträßchen die Westhänge vom Kleinwalsertal hoch, bis wir nach einigem Suchen über Hirschegg "unseren" Hof finden (Schöntalhof, uns gefiel es da, nicht nur die mehrere hundert Jahre alte Gaststube). Beim Nachbarn ist sogar die Küche noch in Betrieb - eigentlich nur für die Hausgäste (ein Chor, der am Sonntag in einem regionalen Gottesdienst mit dem Mozartrequiem auftreten will), aber man ist großzügig und lässt uns auch einkehren. Beim Heimweg ein Sternenhimmel zum Niederknien.

Mindelheimer Klettersteig

So spät im Jahr und bei "bloß" 2000er Höhen klingelt der Wecker zur humanen Zeit von 6:30 Uhr. Frühstücken, auf die andere Talseite zum Toureneinschlupf (1215m) fahren und aufi gaht's, gerad hoch durchs Wildenbachtal zur Fiderepasshütte (2067m). Da ist uns der Morgenschatten ganz recht; drüben am Hohen Ifen ist es schon strahlend hell. An der Hütte endlich auch für uns Sonne - und herrlichste  Aussicht.

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Aussicht von der Fiderepasshütte nach Südosten


Der Klettersteig beginnt mit der obligaten Rausschmeißer-Schlüsselstelle: Trittbügel führen senkrecht einen kleinen Überhang hinauf. Gemeinerweise erreichen kurze Leute den nächsten Griff über dieser "Leiter" über den nachdrücklich abdrängenden Fels nur "dynamisch"... Freund "Zwergentod" ist auch schon da, kriegt mich aber diesmal nicht unter. Kurzweilig geht es weiter über die Schafalpenköpfe (Mittlerer Schafalpenkopf: 2272m), rauf und runter, erfreulicherweise meist mit nur so viel Eisen, wie "nötig", und ein Brückchen gibt es auch...

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War das jetzt am ersten oder zweiten Schafalpenkopf?


Der Fels wechselt zwischen fest und Brösel ("Brauchste 'n Griff? Da hast einen..."), die Tritte bestellen schöne Grüße von der Speckplatte. Insgesamt sehr abwechslungsreiche Genusskletterei mit stets wechselnder Aussicht...

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Kantenkletterei Smiley


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Blick auf den Heilbronner Weg


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Kaminkletterei...


Am letzten Schafalpenkopf gibt es dann den Anfangs-"Rausschmeißer" für die umgekehrte Richtung, ein trittarmes Wändchen, wo man sich zwischen Felsen durchschlängeln und auf eine schräge und sehr speckige Platte hinunterlassen muss - Pech, wenn die Füße nicht ganz bis runter reichen. Als das erledigt ist, legen wir noch eine Extratour "free solo" eine Rinne hinunter ein, weil wir kurz von der Route abkommen, dann ist der Klettersteig zu Ende: "Nur für Geübte - alpine Erfahrung und Trittsicherheit erforderlich". Durchaus.
(Wenn mehr los ist - der Verkehr hielt sich an diesem Samstag sehr in Grenzen - sollte man trotz "Grat" einen Helm mitnehmen. Wir hatten Glück: kein Treffer...)
Also noch das letzte Stück über einen langen Sattel und hinauf auf den Hüttenmugel der Mindelheimer Hütte, den Kemptener Kopf (1191m). Jetzt ist außer uns fast niemand mehr unterwegs (wir haben uns etliche Pausen gegönnt...), und im goldenen Spätnachmittagslicht genießen wir noch einmal die wunderbare Aussicht. Elli mag gar nicht fort.

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Panorama vom Kemptener Kopf nach Süden


Der Abstieg beginnt mit steilen Schotterserpentinen, bevor es gemütlich durchs Wildenbachtal zum Parkplatz geht. Über uns alpenglühen die Schafalpenköpfe, weit gegenüber äsen Gemsen...
Stiefel aus, Tanken fahren, in Riezlern zu Abend essen, und hinauf ins Quartier, wo mittlerweile eine Menge Motorräder hinterm Haus stehen... der Wirt ist schon fort, man bedient sich selbst und schreibt brav auf, bevor man an der Matratze horchen geht.

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Hoher Ifen im Abendlicht


Hoher Ifen und Gottesacker

Dummerweise haben wir vergessen, frühes Frühstück zu bestellen, regulär öffnet die Durchreiche erst um 8:30 Uhr... man ist zwar sehr nett und schiebt uns schon etwas früher unseren Anteil durch, aber für den Widderstein von Norden mit seinen langen Talhatschern ist es definitiv zu spät. Schließlich wollen wir am Abend ja noch zu halbwegs ziviler Zeit daheim ankommen.
Aber da steht ja noch ein klassischer Seniorengipfel herum... und man kann direkt vom Hof loslaufen... also erstmal runter ins "Wäldele" zur Ifenbahn-Talstation ("Auenhütte"), neben der wir einen niedlichen kleinen Klettergarten finden, wohlsortiert von leichten Kinder- bis zu schweren überhängenden Routen. Leider haben wir weder Zeit noch Kletterzeugs dabei...

Die Sonne brät noch ganz gut, also nix wie rauf, den Aufstieg hinter uns bringen. Erstmal gräßliche Forststraße, asphaltiert, in ewiglangen Serpentinen und voller Wandergruppen. Bei der Mittelstation fängt die Wiese an...

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Karawane am Aufstieg zum Hohen Ifen


Wir steigen geradaus den Hang hoch, reihen uns in der Ifenmulde in die Karawane ein und kraxeln brav mit ihr durch den Gipfel"abriss" und unter der "Abrisskante" gemütlich die Gipfelwiese hoch bis zum Kreuz, um das herum ein wahrer Ameisenhaufen geräuschvoll herumwuselt. Wir finden ein Plätzchen etwas abseits vom Trubel, bewundern die traumhafte Fernsicht rundum und gönnen uns sogar ein Nickerchen.

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Hoher Ifen: Gipfelpanorama


Zurück in die Mulde, allerdings nicht ganz, im Schotterhang quert der Steig zum Hahnenkopf (2075m) hinüber und hinauf. Den nehmen wir natürlich auch noch mit. Von oben erscheint wie auf dem Präsentierteller das gesamte Gottesackerplateau. Einige Ameisen sind da unterwegs... also scheint es mit den "Orientierungsproblemen" doch nicht so weit her zu sein.

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Gottesackerplateau vom Hahnenkopf aus


Vom Hahnenkopf führt ein Steiglein zu einem Vorgipfelchen - ob man da direkt aufs Plateau gelangen kann, anstatt die lange Normalweg-Rückwärtsschleife über Ifenmulde und Bergstation zu absolvieren? Man kann. Reichlich verblasst zwar, aber doch selbst im blendenden Gegenlicht problemlos auffindbar, weist eine lose Kette kleiner roter Pünktchen den Weg über gefurchte und durchlöcherte Karstplatten. Elli sieht sowas zum ersten Mal und ist schwer begeistert.

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Karst


Irgendwann landen wir auf dem Normalweg übers Plateau, unverfehlbar durch offenbar kürzlich aufgefrischte leuchtende Markierungen gekennzeichnet. Die sähe man auch im Nebel, da hat ein Farbengeschäft gut verdient *g*. Auf und ab durch Mulden und über Karstbuckel zieht sich der Dolinenslalom, die Verkehrsdichte hat entschieden abgenommen. Das dauert eine Weile, bis sich alles zur letzten Aussichtsrast unter den Gottesackerwänden sammelt, wo der Steig rechts schwenkt Richtung Tal. Landschaftlich sehr hübsch, aber ungeheuer glitschig (wo kommt bloß bei dem Wetter die Feuchte auf den glatten Kalksteinen her und der nasse Humus?), die vielen älteren Herrscharften balancieren gaaanz vorsichtig, und bald haben wir diese Abstiegsschlucht für uns. Bevor der lang recht flach dahinziehende Steig mit dem Abstieg Ernst macht, kriegen wir noch Geschichtsunterricht - unter einem Felsüberhang hat man eine vorgeschichtliche Lagerstätte restauriert, komplett mit Weidengeflecht als Wind- und Spritzschutz, nicht sehr alten Brand- und Rußspuren vom Lagerfeuer am Fels und ordentlichen Erläuterungstafeln. Applaus.
Weiter geht es talabwärts durch Moorwald, dicke Nadelpolster auf dem Weg bieten den Füßen Erholung nach soviel Gestein, Knüppeldämme über die nassesten Stellen sorgen für Romantik. Bevor die Pfadfinderei durchs Wegegewirr im Wäldele angeht, noch ein Abschiedsblick auf "den Mindelheimer" gegenüber.

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Abschiedsblick auf "den Mindelheimer"


Pfadfinden war dann übrigens nicht weiter schlimm - es ist einfach ALLES fantastisch ausgeschildert. Bis hinauf nach Schöntal. Der kurze Gegenanstieg war noch mal ordentlich gemein.



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« Zuletzt geändert: 03.11.2005 um 22:06:19 von G »  
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Lisanne
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #1 - 02.11.2005 um 09:53:52
 
Dann  hast du also den Mindelheimer doch gemacht. War gut, nicht wahr? Irgendwann nerven die ganzen Schafköpfe dann doch mal und dann steht noch diese endloses Schotterpiste abwärts an. Aber alles in allem ein richtig nettes Teil.

Allgäu Klassik, was sonst im Sommer wegen Überfüllung nicht geht.

Gruss

Lisanne
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« Zuletzt geändert: 04.11.2005 um 09:03:10 von Lisanne »  

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TOM
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #2 - 02.11.2005 um 10:53:47
 
Ja ist es denn zu fassen, wir sollten mal koordinieren üben. Scrat und ich haben uns am Sonntag auf dem Ifen Gipfel auch ein Nickerchen gegönnt (am Tag vorher Eingewöhnungstour auf das Rubihorn).
Haben uns wohl auf der Liegewiese bei diesem Trubel verpasst.
Und was les ich da SAN untypisches: ...zu halbwegs ziviler Zeit daheim ankommen. Natürlich wurde der Widderstein am Montag gestürmt, 9:15 Uhr loslaufen reicht da locker. Bei dem Sternenhimmel ists doch abends hell  Grinsend


lg TOM

PS: Tourenbericht ist in Arbeit
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #3 - 02.11.2005 um 12:32:10
 
Zitat:
wir sollten mal koordinieren üben. Scrat und ich haben uns am Sonntag auf dem Ifen Gipfel auch ein Nickerchen gegönnt

muss am nickerchen liegen, tom, sonst wären wir bestimmt übereinander gestolpert... 8)

wenn elli montag frei bekommen hätte, wären wir am sonntag auf den widderstein gegangen, aber mit heimfahrt am selben tag und von norden war uns das zu lang.

seid ihr durchs gemsteltal aufgestiegen? das soll so schön sein...

nächstes mal kündigen wir ALLE touren an, hm? damit jeder weiß, wer auf welchem gipfel gerad herumspukt??  Zwinkernd

Zitat:
nettes teil

stimmt, lisanne, durchaus lohnend. der hindelanger soll nicht annähernd so abwechslungsreich sein - warst du da nicht heuer mal?

grüßle
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Lisanne
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #4 - 02.11.2005 um 13:07:25
 
Zitat:
stimmt, lisanne, durchaus lohnend. der hindelanger soll nicht annähernd so abwechslungsreich sein - warst du da nicht heuer mal?
grüßle
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Jawoll da war ich auch! Kann man nicht so miteinander vergleichen, aber ich würde sagen, dass der Hindelanger doch abwechslungsreicher und vor allem weniger besichert ist. Das macht ihn auch ne Spur schwieriger. Den Hindelanger kann man aber erst recht nur außerhalb der Saison machen. Ansonsten kann ich das Teil sehr empfehlen.

Gruss

Lisanne
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Lamл[tm]
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #5 - 03.11.2005 um 21:51:26
 
Soooo schöne Bilder

@G: der steile Zahn im linken Bildteil gehört zur Trettachspitze (=Allgäuer Matterhorn)
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Liebe Grüße von Lamл[tm]-Nur echt mit dem Pi und cw-Wert > 0,3
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Re: Goldener Oktober im Kleinwalsertal
Antwort #6 - 03.11.2005 um 22:04:22
 
danke, lampi... wieder was gelernt!  Smiley
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