Ostertouren 2009 auf der Marteller-HütteSonnenskilauf – die meisten verstehen darunter Spaß auf der Piste mit anschließender Aprés-Ski-Einkehr in der Schirmbar. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu verlauten ist, soll es auch in der SAN einige Anhänger letztgenannter Einrichtung geben
Bei den diesjährigen Osterskitouren war auch Sonnenskilauf geboten – aber auf Piste und Schirmbar musste verzichtet werden. Als Stützpunkt hatte Hasei die Marteller-Hütte ausgewählt – ideal gelegen im Ortlergebiet unterhalb des Massivs von Zufallspitze und Cevedale. Trotz der Beschränkung auf das hüttenübliche Getränkeangebot lockte das immerhin 25 SAN'ler an.
Gründonnerstag, 09.04.
Aufstieg ist angesagt. Dieser Herausforderung nähern sich die Teilnehmer mit ganz unterschiedlichem Elan. „Los, fahren wir um 6:00 Uhr ab München-Süd – dann können wir noch eine Tour machen“ steht einem „Ach nee, ich will lieber ausschlafen“ entgegen. Dementsprechend trudeln die Teilnehmer so nach und nach auf der Hütte ein – die Vorhut ist bereits auf Tour unterwegs als die zweite Gruppe eintrifft. Und manch einer hat auch einen etwas längeren Anfahrtsweg zu bewältigen und trifft erst im Laufe des Nachmittags ein. Ich selbst habe mich für die moderate Version entschieden und steige zusammen mit Axel Schwab gegen 13:00 Uhr ab Parkplatz auf. Axel erweist sich als ortskundig – er kennt sowohl den Hüttenparkplatz wie auch die Materialseilbahn zur Hütte – was uns einen gut gelegenen Parkplatz und Marscherleichterung verschafft. Aber egal ob mit oder ohne Tour, ob mit oder ohne Materialseilbahn: im Laufe des Nachmittags treffen sich alle auf der Terrasse der Hütte – mit Blick auf die Ziele der nächsten Tage.
Karfreitag, 10.04.Eingehtour nennt man so was wohl – Hasei schickt alle gemeinsam los in Richtung Madritschspitze. Er will herausfinden, wie sich die drei Gruppen für die folgenden Tage wohl am besten zusammensetzen sollten. Dabei hat er aber wohl die Rechnung ohne den Wirt (bzw. die SAN'ler) gemacht: kaum von der Leine gelassen, marschieren acht Leute vor ihm.
Zuvor hatten aber sowohl Schneeschuhgeher wie auch Skifahrer eine erste Prüfung zu bestehen: ab der Hütte ging es zunächst knapp 200 Höhenmeter steil bergab – bei -9 °C und fest gefrorenem Harschdeckel durchaus eine Herausforderung.
Später trennt sich die Vorhut: die Skitourengeher wollen etwas für die Form ihres Allerwertesten tun und nehmen vor der Madritschspitze erst mal die Madritschscharte (und damit ein paar Höhenmeter extra) in Angriff. Die Schneeschuhgeher können dem nichts abgewinnen und steuern den Gipfel diretissima an. Den Teilnehmern etwas weiter hinten ist das ohnehin egal – Hauptsache oben ankommen.
Auf dem Rückweg wird klar, warum Hasei auf frühen Aufbruch gedrängt und eine zeitige Rückkehr angemahnt hat: der Schnee wird zu butterweichem Sulz, und beim Wiederaufstieg zur Hütte wurde wohl so mancher Fluch ausgestoßen (was dank großer Abstände weitgehend ungehört verhallt).
Karsamstag, 11.04.Schon wieder zeitig aufstehen – um 6:30 startet die erste, um 07:00 Uhr die zweite Gruppe. Gipfelsturm ist angesagt – dies soll der Höhepunkt des Wochenendes werden, mit Zufallspitze und Cevedale.
Irgendwie scheint Hasei eine magische Anziehungskraft auszuüben: obwohl er deutlich verkündet hat dass er an der Spitze, Marie-Luise in der Mitte und Luiggi am Ende geht (und sich dazwischen jeder entsprechend seiner Leistungsfähigkeit aufhalten kann) hängt gleich eine ganze Traube schnaufend kurz hinter Hasei. Das nennt man wohl Herdentrieb - auch bekannt von den Lemmingen. Zum Glück ist das Ergebnis bei uns weniger tragisch als bei diesen und resultiert nur in einigen total geschafften Gestalten.
Bei Sonnenschein erreichen wir die Zufallspitze – die heranziehenden Nebelschwaden sind jedoch bereits unübersehbar.
Zusammen mit Hasei geht es über eine Gletscherspalte hinweg hinüber zum Cevedale. Während der Rast dort zieht es zu. Der Abstieg wird zur Herausforderung: weißer Nebel und weißer Untergrund – weniger Kontrast und Sicht sind kaum möglich.
So kommt die moderne Technik zum Einsatz: das GPS zeigt zuverlässig den Verlauf der Aufstiegsroute an. Und später lichtet sich der Nebel auch wieder – bei der Rückkehr zur Hütte scheint erneut die Sonne.
Ostersonntag, 12.04.
Beim Frühstück wartet eine liebevolle Überraschung: ein Schokoladenosterhäschen lächelt jeden von uns nett an. Wenn dieses wohl wüsste welches Schicksal ihm bevorsteht...
Für uns soll es nach den Anstrengungen des Vortages etwas entspannender werden: „nur“ bis auf den Suldenspitz soll es gehen. Dennoch: auch das sind gut 800 Höhenmeter Anstieg.
Nach den Erfahrungen der vorherigen Tourtage hat Hasei drei klar definierte Gruppen gebildet. Nach dem Gipfel trudeln alle nach und nach im Refugio G. Casati (teuer und ungemütlich – aber mit herrlichem Sonnenschein auf der Terrasse) ein. Manche sind offenbar unausgelastet, und so macht die Frage die Runde ob nicht jemand mit auf die Cevedale steigen würde - nur so vielleicht natürlich, wollte ja nur mal fragen...
Nein, das bleibt ein einsamer Wunsch – und so machen sich alle gemeinsam auf den Weg zurück über den Zufallferner. Die Skitourengeher nehmen noch ein paar Höhenmeter extra mit – zur Steigerung des Abfahrtsgenusses.
Ostermontag, 13.04.„Machen wir doch vor dem Abstieg noch eine kleine Tour“ - die Köllkuppe ist quasi der Hausberg der Marteller-Hütte. Rund 800 Höhenmeter Anstieg sind aber trotzdem nicht zu verachten.
Doch das ist nur der Anfang. Nach einem kurzen, steilen Abstieg geht es südöstlich des Kammes der Venezia-Spitzen entlang – und zur Dritten Veneziaspitze wieder steil hinauf. Da hat so mancher im Steilhang zu kämpfen – die Skitourengeher ebenso wie die Schneeschuhler.
Der anschließende Abstieg beginnt mit Pulverschnee – Genuß pur. Doch dann folgen zwei verharschte Steilrinnen – und bringen einige Teilnehmer zum Fluchen. Mancher ist wohl zu einem „Nie wieder“ geneigt – wobei: glauben würde ich das keinem.
Fazit:Es waren mal wieder tolle Tourentage – Hasei, wir freuen uns auf nächstes Jahr !
„Renntier“ Karsten