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Nuaracher Höhenweg (Gelesen: 5246 mal)
Mike
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Nuaracher Höhenweg
08.08.2009 um 19:55:30
 
Er scheint ziemlich unbekannt zu sein, der Nuaracher Höhenweg. Das liegt vielleicht daran, dass die Loferer Steinberge mit der Schmidt-Zabierow-Hütte nur einen Stützpunkt haben und dieser Gebirgsstock lange und oft steile Zustiege erfordert. Für mein Tourvorhaben fand ich den Höhenweg aber sehr verlockend. Ich hatte zwei Tage Zeit und mache lieber eine Querung als „Abstieg wie Aufstieg“. Und die Orte Lofer auf der Nordostseite und Sankt Ulrich auf der Westseite der Loferer sind für mich als Nicht-Autofahrer beide mit Postbus erreichbar.
Normalerweise wird der Nuaracher Höhenweg ab Sankt Ulrich begangen, mit Aufstieg zum Ulrichshorn (auch Seehorn genannt) und der Kammquerung über die Rothörner bis zum Mitterhorn, dem höchsten Gipfel der Loferer. Der Abstieg erfolgt dann zurück nach Sankt Ulrich über die Schneegrube und das Lastal. Ich bin ihn aus entgegengesetzter Richtung gegangen und am Vortag von Lofer über das Loferer Hochtal zur Schmidt-Zabierow-Hütte aufgestiegen, wo zufälligerweise Strauchdieb, der erst am Wochenende auf dem Großvenediger war und jetzt zum Klettern hier ist, mich entdeckt. Die Hütte war überbelegt, aber bei dem stabil schönen Wetter hatte ich ohnehin Biwak- und Schlafsack dabei, um draußen zu übernachten. Unweit der Hütte finde ich dafür eine der wenigen in dieser Höhe noch vorhandenen Grasmatten. Es war eine ruhige, windstille und klare Nacht mit einem Aufweckerle: Um drei Uhr scheint mir ein Licht ins Gesicht, aber es nur der Mond, der gerade über dem Wehrgrubenjoch aufsteigt. Kurz nach sechs Uhr dann der fast reguläre Wecker durch zwei Mitglieder aus Strauchdiebs Gruppe, die am Übungsfels direkt unter mir die Kletterseilerei und –schlosserei für ihren Kurs sortieren. Bestes Wetter – über den Loferern strahlend blauer Himmel und sonst ein paar Schönwetterwolken. Weil ich Biwak- und Schlafsack noch etwas vom Nachttau abtrocknen lasse, habe ich alle Zeit für ein Frühstück.

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Blick von der Schmidt-Zabierow-Hütte auf Reifhorn, Wehrgrube und Nackter Hund

Los geht es dann kurz vor halb neun Uhr in den Steig, der die Südwand des Breithorns Richtung Waidringer Nieder hochquert. Von der Hütte aus ist der Wegverlauf fast gar nicht zu erkennen und mancher wird sich angesichts der Steilheit fragen, wie man denn da ohne Alpinkletterei hochkommt. Aber es geht, und zwar leicht. Mit zunehmender Höhe wird der Blick hinunter in die Arena der Wehrgrube, von drei Seiten von den Wänden der Loferer umschlossen, immer atemberaubender.

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Und dasselbe von 350 Meter höher gesehen. Im Hintergrund über dem Wehrgrubenjoch ist die Großvenedigergruppe zu sehen.

Im weiteren Anstieg zum Mitterhorn legt man zum ersten Mal Hand am Fels an, die Kraxelpassagen stellen aber keine großen Herausforderungen dar. Die ganze Wegstrecke bis zum Gipfel des Mitterhorns ist leicht gehbar und auch kinder- und hundetauglich (mit Abstieg ein netter Halbtagesausflug von der Hütte); eine kurze, etwas ausgesetztere Stelle ist versichert.

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Das obligatorische Gipfelfoto. Schief steht das Kreuz, nicht ich.

Ab Mitterhorn geht nun der eigentliche Nuaracher Höhenweg los. Der weitere Weg Richtung Rothörner bietet jetzt viele Tief- und Ausblicke nach Norden in Richtung Hochplatte und Süden Richtung Tauern und ist stellenweise ausgesetzt, auch die Kraxelpassagen werden mehr und anspruchsvoller.

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Im Abstieg Richtung Rothörner kurz unterhalb des Mitterhorns.

Nach etwa 200 Höhenmeter runter zum Ulricher Nieder geht es wieder hoch zu den drei Gipfeln der Rothörner. Der im östlichen Teil der Loferer festere Fels wird nun zunehmend bröckeliger, der Dolomit-Schutthaufen des östlichen Rothorns auf dem folgenden Foto zeigt dies.

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Blick vom östlichen Rothorn zu Kleinen (links) und Großen Rothorn.

Nach meiner Mittagspause am östlichen Rothorn besuche ich noch das große Rothorn mit seiner vorwitzigen Felsnase. Nun kommt ein schwereres Stück die südliche Wand hinunter, ein-, zweimal muss dabei auch mit dem Gesicht zur Wand etwas geklettert werden. Den wenigen Wegspuren auf den darunter liegenden, zu querenden Firnfeldern nach zu schließen, ist der Nuaracher Höhenweg tatsächlich wenig frequentiert. An diesem Tag sind mir nur zwei Bergwanderer aus Sankt Ulrich kommend begegnet und die hatten davor auch nur Gemse gesehen.

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Diese auf dem Bild winzige Gestalt war gerade beim Abstieg vom Mitterhorn in die Schneegrube Richtung Lasertal.

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Aussicht in der Nähe der Adolarisscharte von Ost (Mitterhorn, dahinter Großes Reifhorn) bis Süd (Flecken im Pillertal).

Nun quert man bei schönem Talblick über Felsbänder zum Kamm am Schaflegg und weiter bis zur Adolarisscharte – ein unschwerer Abschnitt zum Gehen und Schauen und durchaus erholsam nach dem Abstieg durch die Rothornwand.

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Das Ulrichshorn ist in Sicht und der Weg schaut für ein kurzes Stück mal wellnessmäßig aus.

Doch mit gemütlich Aushatschen ist es noch nicht getan. Der Blick auf den Kammverlauf des obigen Fotos zeigt nicht die Kletterstellen (I-II), die kurz vor dem letzten Gipfel dieser Überschreitung warten – sie verstecken sich weiter unten. Eine seilversicherte Passage findet sich an einer absturzgefährdeten Stelle (der Pfad ist hier schon halb weggebröckelt) bei der Umgehung eines Felsturms namens Die Truhe und anschließend geht es lotrecht und ebenfalls versichert über etwa 10 Meter an einer Felsspalte nach oben zum Gipfelaufbau des Ulrichshorns.
Kurz schaue ich noch am letzten Gipfelkreuz der Strecke, dem Heimkehrerkreuz, vorbei und steige dann ab nach Sankt Ulrich. Drei Liter Getränk hatte ich von der Schmidt-Zabierow-Hütte mitgenommen, jetzt, kurz über dem Tal, sind sie aufgebraucht und der Mund wird trocken. Am Talende des Steigs wartet aber, neben unverschämt vielen Ruhebänken, ein munter plätscherndes Bächlein...

Fazit: Der Nuaracher Höhenweg ist anspruchsvoller, als man sich unter dem Begriff Höhenweg vorstellen mag. Die lange Tagestour war eine der schönsten Querungen, die ich bisher gegangen bin. Bei den grandiosen und abwechslungsreichen Aus- und Tiefblicken käme man aus dem Schauen gar nicht mehr heraus, wenn man nicht öfters auf seine Tritte achten müsste.

HINWEIS Wer den Nuaracher Höhenweg auch einmal gehen will, sollte dies nur bei stabilen Wetter tun, genügend Kondition mitbringen, trittsicher und schwindelfrei sein und, wichtig!, genügend Flüssigkeit mitnehmen. Abbrecher-Ausstiege gibt es nur am Mitterhorn und die ganze Wegstrecke ist ohne Quellen oder Gebirgsbäche. Von der Schmidt-Zabierow-Hütte bis zum Ulrichshorn sind etwa sechs bis sieben Stunden Gehzeit einzukalkulieren, für die Talzu- und abstiege jeweils zwei bis drei Stunden.
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« Zuletzt geändert: 08.08.2009 um 21:20:46 von Mike »  
 
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Re: Nuaracher Höhenweg
Antwort #1 - 08.08.2009 um 21:05:06
 
eine schöne und einsame Berggegend, hab ich von 2003 her in guter Erinnerung
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Re: Nuaracher Höhenweg
Antwort #2 - 09.08.2009 um 22:14:41
 
Die Hütte ist absolut zu empfehlen. Ende 2006 verbr8en wir 4 Tage dort oben: http://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl?num=1195677054
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