Sack aufgehängtDas Unwetter lässt auf sich warten, erst Samstag um vier Uhr bricht es los. Bis wir aufstehen, ist es vorbei, am Weg zum Bauernpredigtstuhl sehen wir erst die Bescherung: Die obere W-Wand ist schwarz - vor Wasser. Ein Weitergehen erübrigt sich, es beginnt im Halbstundentakt zu schauern. Zurück zur Hütte, stümpere ich in den Regenpausen an einer Slackline herum. Fabi hat auch das drauf. Sagen wir mal: besser als ich.
Nachmittags rennen wir noch mal ins Kübelkar. Das Ziel heißt "ABS". überwiegend ein Sechser, eine sL 7-, alles gebohrt, nach den Erfahrungen von gestern reißen wir so was in einem Nachmittag runter. Pustekuchen. Zunächst mal steigen wir die falsche Tour ein. Denn im KleFü ist die ABS nicht drin, und das Topo aus Bergsteigen.at ist zwar exakt, aber leider trifft die Zustiegsbeschreibung auf mehrere Routen zu.
Aber jetzt sind wir schon mal hier, Bolts weisen den Weg, wir wissen zwar nicht was wir tun, aber das tun wir korrekt. Spaß macht es auch, jedenfalls bis wir an eine Grasrinne kommen. Jetzt, nach dem ganzen Regen, eher eine Schlammrinne. Mit Kletterschuhen ausgeschlossen. Grödel liegen unten, selbst barfuß geht nicht, weil zwschendurch immer mal wieder unabgespeckter Fels kommt. Wir sind ja nicht in Hessigheim. Bergschuhe auch unten, weil Abseilen geplant war. Und so dicht stecken die Haken nicht, dass man da einen Flug riskiert.
Ich seile gesichert an einer einzelnen Lasche ab. Fabian schaut mich fragend an. Er weiß wie ich, dass dabei schon mal Seile kaputt gehen. Doch mit Hilfe einer Bandschlinge banne ich die Gefahr. Und ich bin ja an zwei Seilen gesichert, Fabian nimmt das zweite Seil ein. Mit der geeigneten Technik bekomme ich dann auch die Bandschlinge wieder. Hat schon was, so eine FÜL- Ausbildung. Und Fabis Worte "Das kenne ich zwar, wäre mir jetzt aber nicht eingefallen" adelten mich (ein wenig).
Die ABS startet 20 m weiter rechts (unten). Nach 15 Metern wird es das erste Mal schwierig "Jetzt muss ich mein Leben einer einzelnen Expansionslasche anvertrauen." Von unten tönt es "Ich dachte das Thema ist durch. Du vertraust Dein Leben Deinen Händen an." - "Ich will mich aber reinhängen" - "Nein. Du willst Dich beherrschen". Ich bin folgsam
und komme mit ziemlich harten Armen am zweiten und dann mit richtig harten Armen am dritten Haken an. Jetzt darf Fabi weitermachen, und auch er findet die günstigste Grifffolge nicht auf Anhieb. Nach vier Seillängen, in denen ich Rucksackträger bin, geht es ans gut organisierte Abseilen. Eine knappe halbe Stunde später stehen wir wieder am Einstieg, mit Wut im Bauch sind wir in weiteren 30 Minuten an der Hütte. Und ich endlich nicht mehr erkältet.
Irgend jemand entlockt mir dann unser Missgeschick und lächelte mitleidig. "Die Multerkarwand ist genau so über- wie die neueren Touren hier unterbewertet. Das muss man einfach wissen. "Die Junx aus Kitzbühel bohren wie die Weltmeister, locken mit schwachen Bewertungen die Leute an und kringeln sich, wenn von 20 Seilschaften mal wieder nur 2 oder 3 oben ankommen. Das Gelächer hört man dann hier oben noch
. Aber umgekommen ist noch niemand." - "Immerhin etwas." - "Die Touren sind fair gebohrt,keine Aufschläge, kein verbauter Rückzug. Und wo es wirklich schwer wird, steckt auch viel." Nun ja.
Wir genießen den letzten Sommer- Sonnenuntergang allein (!) auf der Hüttenterrasse.