Wegen heftiger häuslicher Renovierungsarbeiten nicht so ganz zeitnah unser Bericht von DER Tour - super Truppe, hervorragende Bedingungen und unvorstellbar gutes Wetter - fast die ganze Woche:
Skitour Haute Route im Schweizer Wallis
veranstaltet von der Sektion Bad Reichenhall vom 13. bis 20. April 2013Als Gäste bei der Sektion Bad Reichenhall konnten wir eine wirklich unvergessliche Woche im Wallis erleben. Die Anreise am Samstag erfolgte mit dem Vereinsbus und einem PKW, wobei die beiden SAN-ler Christian und Paul in München aufsitzen konnten.
Wir bezogen für die erste Nacht Quartier in Argentiere / Chamonix; hier wurde die Ausrüstung nochmal kontrolliert und aufgeteilt.
Bei der Auffahrt mit der Seilbahn zur Bergstation der Aiguille des Grandes Montets am Sonntag wurden wir in schier endlosen Warteschlangen auf eine harte Geduldsprobe gestellt, allerdings mit dem sich bietenden Rundblick dann reichlich entschädigt.
Nach der Abfahrt auf den Glacier d'Argentière und dem folgenden ersten Anstieg zum Col du Chardonnet bestätigte sich der fast unglaubliche Wetterbericht: Frühjahrsskitour! Wer beim Outfit kühlende Bergluft eingeplant hatte, der durfte ein erstes (Schweiß-)Bad genießen.
Im Stau am Abstieg vom Col hat uns Christoph dann am Seil einzeln mit den Ski am Rucksack über das oberste Steilstück abgelassen.
Nach der kurzen Abfahrt auf den Glacier de Saleina und dem steilen Anstieg zum Fenêtre du Saleina genießen wir noch eine Traumabfahrt über das Plateau du Trient zum Col d'Orny mit kurzem Gegenanstieg zu unserem ersten Übernachtungsziel, der Cabane du Trient.
Hier hatten wir in traumhafter Bergkulisse mit sehr vielen anderen Tourengehern ausreichend Gelegenheit, unsere (Bade-)Sachen um und an der Hütte zu trocknen; die Panoramafenster des Neubaues gewähren sogar beim Abendessen weiten Ausblick über die Gletscherwelt.
Am Montag Morgen fuhren wir zuerst über das Plateau du Trient und den Glacier du Trient kurz ab. Dann gelangten wir mittels eines kurzen Steilanstiegs über das Col des Encandie ins Val d'Arpettes, durch das wir unsere Abfahrt bis hinunter nach Champex fortsetzten.
Von dort ging es mit einem Taxibus nach Bourg-St-Pierre. Beim mittäglichen Aufstieg durch das Val de Valsorey und am letzten Steilhang zur Cabane de Valsorey konnten einige Schleierwölkchen das obligate (Schw.-)Bad nur unwesentlich mildern. In der Nacht dann – wie angekündigt – ein paar Zentimeter Neuschnee. Bei der LVS-Kontrolle fallen die letzten Schneeflocken, und während des Aufstiegs zum Plateau du Couloir (3.662m) – mit Steigeisen und den Ski am Rucksack - lösen sich die letzten Wolkenfelder auf. Nach der Überquerung des Glacier du Sonadon mit dem Col du Sonadon zweigen wir ab nach Süden auf die langgezogene Schulter der Grande Tête de By, und besteigen nach dem Skidepot damit unseren ersten Gipfel, 3587m. Hier empfängt uns DAS Traumwetter dieser Woche: stahlblauer Himmel mit gelegentlichen Fotografierwölkchen, Temperaturen und Windverhältnisse, die Handschuhe oft überflüssig machten – mit fantastischer Fernsicht!
Nach der Abfahrt über den Glacier du Mont Durand erreichen wir nach kurzem Gegenanstieg die Cabane de Chanrion.
Mittwoch Morgen - den lange Aufstieg über den Glacier du Brenay und das Col de Lire Rose um Col de Mont Roug konnten wir dank guter Schneeverhältnisse komplett auf Ski bewerkstelligen; die sportlichen Teilnehmer zweigten vor der Abfahrt über Glacier du Gietro und Col de Cheilon zur Cabane des Dix noch ab zu einem Anstieg auf den Mont Blanc de Cheilon-Wintergipfel (3.827m) – mit Traumabfahrt zwischen den Gletscherbrüchen.
Geweckt wurden wir am Donnerstag Morgen vom Heli, der den Bergkollegen einer anderen Gruppe mit Kreislaufproblemen ins Tal transportierte. Nach kurzer Abfahrt auf den Glacier de Cheilon folgte zügig der lange Anstieg zum knapp 3800m hohen Pigne d’Arolla – DAS Highlight unserer Tour: Rundumsicht bis zum Horizont, mit direktem Blick zum Matterhorn, ausgelassene Stimmung – unvergessliche Momente.
Nach der Abfahrt auf den Glacier du M. Collon fühlen sich die meisten noch nicht ausgelastet und erarbeiten sich mit dem Pointes d'Oren nochmals eine tolle Firnabfahrt über einen Nordhang. Die Abfahrt über den Haute Glacier d'Arolla und das Col Collon in den kesselartigen, aufgeheizten Südhang zum italienischen Rifugio Nacamuli wurde aufgelockert durch gelegentliches paternosterartiges abtauchen im schier endlos tiefen Schnee.
Dieses Rifugio wird uns nicht nur wg. des hervorragenden Abendessens in Erinnerung bleiben – eine Besonderheit ist sicher auch die Material sparende Konstruktion des einzigen „stillen Örtchens“ der Hütte – glücklicherweise durch die (alpine) Anordnung hervorragend belüftet.........
Nachmittags und Abends sehen wir ungewohntes: Wolkenfelder! So steigen wir dann am Freitag Morgen bei bewölktem Himmel, aber noch trocken, wieder auf zum Col Collon und den Haute Glacier d'Arolla; hier sammeln sich die Ameisengruppen zu den letzten Anstiegen -mit Steigeisen- vor Zermatt. Über den Col du M. Brulé und den Haute Glacier de Tsa de Tsan geht’s zum Col de Valpelline.
Das Wetter verschlechtert sich rasant – Graupelschauer, böiger Wind und immer dichtere, tiefliegende Wolken verhindern leider unseren Plan, zum Abschluss noch den Tête de Valpelline zu besteigen.
Den Abstieg über den Stockji- und Tiefmatten Gletscher und durch die Gletscherbrüche des Zmutt Gletschers konnten wir – sehr präzise geführt – sicher auf den Ski abfahrend überwinden. Auf dem langen, glücklicherweise noch einigermaßen festen Flachstück im Zmutt Tal vor den Zermatter Pisten geht der Schneefall in Regen über, Zermatts Wahrzeichen können wir leider nur erahnen. Der Ort begrüßt uns mit Regen, Berge sehen wir keine mehr, trotzdem - wir sind stolz und happy!
Die doch große Gruppe von 10 Personen in kompletter Montur war beim Abrödeln vor der Pizzeria durchaus ein Blickfang. Mit dem Bustaxi ging`s dann wieder zurück zu einer weiteren Übernachtung in Argentière, wo beim gemütlichen Ausklang der Elektrolytspiegel mit der einen oder anderen Rotweinflasche wieder ausgeglichen wurde. Die Regenschauer, mit denen uns Zermatt empfangen hatte, entwickelten sich zum echten Wettersturz, der die Heimfahrt über die kaum geräumten C. d. Montes und C. d.l.Forclaz noch mal richtig spannend-rutschig gestaltete.
Eine sehr inhomogene Truppe sowohl das skifahrtechnische oder alpine Können als auch die physische Leistungsfähigkeit betreffend hat sich in dieser Woche zu einer erfolgreichen Gruppe entwickelt - unter der entsprechend angepassten Leitung und Führung – durch flexible Planung mit ausgefeilter Taktik, für ein Höchstmaß an Sicherheit, bei gleichzeitig möglichst hohem Anteil an skifahrerischem Vergnügen. So wurde in Höhen um die 3000 m eine Strecke von etwa 100 km zurückgelegt, wobei insgesamt etwa 9.000 Höhenmeter Anstieg – auch zu Fuß und auch mit Steigeisen - und etwa 10.000 Höhenmeter Abfahrt zu bewältigen waren. Wir haben uns regelmäßig gegenseitig unterstützt, und konnten damit Defizite in einzelnen Bereichen ausgleichen. Auch knackige Probleme wurden so perfekt gelöst, wie z.Bsp. professionelle Schuhreparatur auf dem Gletscher dank entsprechend mitgeführter Ersatzteile und Werkzeug, oder das Hochgeschwindigkeits-Einfangen eines sich selbstständig gemachten Skis.
Wir Teilnehmer bedanken uns bei unseren beiden Führern für diese erlebnisreiche Woche!!
Ach ja, eh ich`s vergesse: die verantwortliche Leitung der Tour – einschließlich der bekannt perfekten Organisation vor und während der Tour – oblag dem Hasei; maßgeblich unterstützt wurde er von seinem FÜL-Kollegen Christoph von der Sektion Bad Reichenhall. Georg und Paul
Bilder:alle