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Sella Ronda Bike Day (Gelesen: 1503 mal)
Renntier Karsten
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Sella Ronda Bike Day
22.09.2015 um 21:53:07
 
„Die Pässe, bitte !“
Einmal rund um die Sella in den Dolomiten: der Sella Ronda Bike Day

Die Sella Ronda dürfte vor allem den Skifahrern ein Begriff sein – eine logistisch gut organisierte Aneinanderreihung von Liften und Abfahrten ermöglicht es, das Sellamassiv an einem Tag zu umrunden. Auch die (abfahrtsorientierten) Mountainbiker sind inzwischen diesem Vorbild gefolgt und nutzen die Infrastruktur von Liften und Abfahrtspisten ihrerseits für eine Runde.

Es geht aber auch anders – ganz ohne Liftunterstützung, rein aus eigener Kraft. Zweimal im Jahr – einmal im Juni, einmal im September - werden die Straßen über die vier Pässe rund um den Sellastock für den motorisierten Verkehr geschlossen – dann gehören die Pässe Sellajoch, Pordoipass,  Passo Campolongo und Grödner Joch ganz allein den Radlern.

Und derer kommen jedes Mal mehr – mehrere Tausend sind es inzwischen, die die rund 60 km und ca. 2.100 bis 2.400 Höhenmeter in die Pedale treten. Wobei die Veranstaltung, die sich als Radtag für Jedermann versteht, maximale Flexibilität bietet: die Strecke kann in beide Richtungen befahren werden, es gibt keine Anmeldung, keine Startgebühr und keine festen Startzeiten – man kann also auch „nur“ mal einen Pass hoch- und wieder zum Ausgangspunkt zurückfahren. Auch bei den Ausgangspunkten besteht freie Wahl: man kann von Wolkenstein, Canazei, Arraba oder von Covara aus starten. Daraus resultiert auch die nur ungefähre Angabe von Streckenlänge und Höhenmetern: während Arraba und Covara direkt durchfahren werden, liegen Wolkenstein und Canazei jeweils in gutes Stück unterhalb des eigentlichen Rundkurses.

Auf die Veranstaltung aufmerksam geworden bin ich durch Nancy & Yak, die die Tour im Juni diesen Jahres gefahren sind – und da die Dolomiten für mich ohnehin zu den schönsten Flecken auf dieser Erde zählen, stand mein Entschluß rasch fest: das nehme ich am 13. September in Angriff !

Über 2.000 Höhenmeter Anstieg flössen schon einen gewissen Respekt ein – und wenn man am Morgen, direkt nach dem Frühstück aufs Rad steigt, und sich die Beine schon auf den ersten 100 Höhenmetern schwer anfühlen, fragt man sich: wie soll das nur funktionieren ? Doch so langsam kommt der Körper auf Betriebstemperatur und es stellt sich ein Tret- und Atemrhythmus ein. Der Vorteil solcher Passstraßen ist, dass sie relativ lange weitgehend gleichmässig ansteigen. Hatte ich mir zunächst vorgenommen, immer mindestens 100 Höhenmeter ohne Pause zu bewältigen, mache ich auf den über 800 Höhenmetern aus dem Grödner Tal zum Sellajoch grade mal zwei Stopps: einmal zum Ausziehen, und einmal noch zum Trinken.

Oben angekommen ist es ziemlich frisch – für die Alpennordseite ist Fönwetter angesagt, also tummeln sich auf der Südseite die Wolken, und auf den Pässen weht ein kalter Wind. Zum Glück bleibt es aber die ganze Zeit trocken. Schnell was übergezogen und ab auf die Abfahrt – dabei vergesse ich am Sellajoch sogar das Fotografieren. Macht nichts – es kommen ja noch drei Pässe, und ein paar Fotos vom Langkofelmassiv habe ich schon von der Wanderung am Vortag im Kasten.

Die Kreuzung der Straßen vom Sellajoch, zum Pordoipass und nach Canazei wirft mich fast vom Rad: ganz plötzlich geht es von der Abfahrt wieder in einen ziemlich steilen Anstieg über, und ich muß mich auch noch in die Radfahrer einordnen, die von Canazei hochkommen. Darüber habe ich das Schalten natürlich völlig vergessen. Also unter Last vom großen aufs kleine Blatt, und vom kleinsten aufs größte Ritzel schalten – auch eine Herausforderung... Und aus den Klickpedalen kommt man ja so schnell auch nicht raus – ich habe mich schon samt Rad umfallen sehen, habe es aber mit letzter Anstrengung noch geschafft oben zu bleiben.

Der Rest ist schnell erzählt: noch dreimal rauf und dreimal runter. Meinen Rhythmus hatte ich ja jetzt – nur am Ende des letzten Anstiegs hinauf zum Grödner Joch merke ich, dass die Kraft so langsam knapp wird. Am Ende standen inclusive An-/Abfahrt zum Quartier in St. Cristina 2.135 Höhenmeter, 69,26 km und rund 5 Stunden reine Fahrzeit auf dem Tacho – und ein Berg- und Sporterlebnis der etwas anderen Art bleibt im Gedächtnis.

Bilder gibt es auf Facebook: https://www.facebook.com/Karsten.Seliger/media_set?set=a.10207840889844137.10737...
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