...
Viel gelernt im Hessian Creek
Dieses Jahr war mal wieder eine Fortbildung fällig. Wie üblich kümmerte ich mich auch dieses Jahr so spät darum, dass nur noch abgefahrene Themen übrig waren. Voraussetzung z.B. „Klettern im 6 Grad mit Steigeisen und an wenigen, dafür schlechten Haken“.
Nur- Bildergucker gehen gleich hierhin:
https://photos.google.com/album/AF1QipMts69zSWKi_YnuXNrVwcEinSdGUHRpUWL5lTG3Die nichtkryptische URL lautet:
http://touren.lampatzer.de/20170501fisting/Da blieb dann realistischerweise nur noch der Import von US- amerikanischen Kletterpraktiken übrig. Und auch wenn die USA nicht mit ganz Amerika verwechselt werden sollte (wenngleich die Umgangs- Sprache weltweit hier außer in Italien keine mir bekannte Trennung vornimmt), verbleibt doch ein recht großes Land, in dem es nichts gibt, was es nicht gibt. Daher beschränkten wir 11 Teilnehmer der Fortbildung uns auf das Gebiet „Indischer Bach“. Weil es dafür in Deutschland kein natürliches Modell gibt, hat die Sektion Darmstadt- Starkenburg in Heubach (den Namen gibt es mehrfach, der Stadtteil des südhessischen Groß- Umstadt ist das richtige Heubach) einen ehemaligen Steinbruch zum Klettern eingerichtet und einige Risse nach Vorbild der USA natürlich belassen und nur mit Umlenkern ausgestattet.
Zur Einführung in die unterschiedlichen Techniken wird uns zunächst ein Video der „Wide boyz“ gezeigt: Wild Country Crack School (das findet man bei Vimeo). Schon bald schawant uns, dass masochistische Neigungen bei derlei Tätigkeiten von Vorteil sein können. Was auch nicht zum Spaß beiträgt, ist das Wetter. Vom Schnürlregen bis hin zum Nieseln ist alles dabei, sonst nicht viel. Allerdings auch kein Wolkenbruch. Drei Minuten lang blickte die Sonne durch. Immerhin.
Um unsere Schmerzgeilheit nicht bis zum Ende ausreizen zu müssen, lernen wir vorher noch das Anlegen eines Tape- Handschuhs. Natürlich sagt man uns erst nachher, dass vorher die Haare an Handrücken und Handgelenk zu entfernen gewesen wären. Das dürfen wir am Ende der Veranstaltung selbst erfahren. Aber wie gesagt, Kletterer sind ja alle ein wenig maso
Das Programm ist relativ schnell erklärt:
1. Anbringen von Cams und weiteren, mitunter sehr exotischen Klemmmitteln unter besonderer Berücksichtigung der Eigenheiten festen Sandsteins.
2. Klettertechnik in Rissen unterschiedlichster Breite.
3. Standbau
4. Versuche im Vorstieg
Die Ausbilder machten aus dem miesen Wetter das Beste, dafür ein dickes Lob. Punkt 1 und 3 lassen sich bodennah abhandeln. Punkt 2 und 4 natürlich nicht, und alle für Sandstein- Riss- Neulinge wie uns machbaren Wege sind natürlich liegend und zu Bächen mutiert.
Die wenigen überhängenden und damit wenigstens unten trockenen Wege sind damit von Max & Micha vorzusteigen, was sie souverän meistern – während wir am Bode stehenden Zuschauer Angst haben und bei jedem im nassen oberen Teil rutschenden Fuß gleich das Schlimmste befürchten. Entsprechend schwierig ist die Klemmerei, und nur die Handrisse sind wirklich angenehm. Fingerklemmer bringe ich nicht fertig, zum Glück habe ich schmale Hände, die in manchen Fingerriss ganz hineinkommen – dafür zwingt mich dann so mancher breite Handriss zum Fisting, was nur bedeutet, als die ganze Faust in den Riss zu stecken, dort zu verdrehen und zu hoffen, dass sie nicht rausrutscht. Hat hier etwa jemand an etwas Anderes gedacht?
Was es mit dem Spruch "Aus einem Riss kann man nicht rausfallen, man kann nur reinkotzen" auf sich hat, erfährt man im Schulterriss. Einmal festgeklemmt, ist Fortbewegung nur millimeterweise unter Zerstörung aller Klammmotten möglich. Aber davor, nach außen zu gehen, scheut man doch zurück. Im Vorstieg erst recht, denn Cams in der Größe eines Regenschirms hat man, wenn überhaupt, nur wenige dabei, und entsprechend sparsam sind sie einzusetzen.
Stand an 3 Fixpunkten mit laaaaaanger Reepschnur
Tatsächlich trauen sich die klettertechnisch fittesten Teilnehmer auch an die Vorstiege. Einer, der schon vorher alles konnte, nahm sich gleich den schwersten (dafür wenigstens trockenen) Weg vor. Und zwei ganz Verwegene schleimen sich im äußerst linken Bereich zwei kurze glibberige Fünfer hoch.
DAS war die bislang nasseste Trainer- B- Fortbildung, die ich als über mich ergehen lassen musste. Dafür bin ich jetzt etwas besser gerüstet für einen Trip nach Orco. Und wenn das durchgeknallte Trumpeltier mal weg von der Macht ist, dann gehe ich vielleicht sogar mal zum indischen Bach. Ich hoffe, bis dahin nicht zu alt für solchen Blözinn zu sein.