Klettersteige in den Tofanen

imageUnser neues SAN-Mitglied Martin Schreiber war eifrig und hat einen Bericht zu seiner ersten Tour mit der SAN verfasst. Die Tour führte über die Ferrata Lipella auf die Tofana di Rozes (3225m) und über die Ferrata Olivieri auf die Tofana di Mezzo (3244m).


 

Klettersteige in den Tofanen (01.09.2011-04.09.2011)
Ein Bericht von Martin Schreiber

Beim Browsen auf der Webseite von SAN fiel mein Blick auf die Ausschreibung:
“2tägige Klettersteigtour Tofana di Rozes (3225 m) - di Mezzo (3243 m)”.
Nachdem ich die Tofanen bereits im vergangenen Frühsommer vom gegenüberliegenden Monte Castello am Rande der Fanesalpe über das tiefeingeschnittene Val Travenanzes hinweg bewundert und die Menschlein auf den exponierten Schuttbändern und steilen Flanken hatte klettern sehen, wusste ich, dass ich die Tour machen wollte und als routinierter Klettersteiggeher auch machen konnte.

Kurz entschlossen meldete ich mich bei der SAN als Mitglied und für die Tour als Teilnehmer an (schließlich ist der Jahresbeitrag für C-Mitglieder geringer als der Aufpreis der Tour für Nichtmitglieder).

Als Wahlmünchener von kurzen Anreisezeiten verwöhnt, war es für mich ungewohnt, dass die anderen Teilnehmern aus dem Rest der Republik anreisten: Norbert aus Mainz und Jan (Leiter und Organisator) aus Karlsruhe sammelten mich am Donnerstag vormittag am Bahnhof in Kempten ein. Ab Füßen ging die Fahrt mühsam über den Fernpass bis Telfs im Inntal, von wo uns die Autobahn rasch bis Brixen bracht. Dann noch mal zwei Stunden durchs Pustertal und weiter nach Cortina d’Ampezzo, schließlich über ein kleines steiles Bergsträßchen zu unserem ersten Ziel, dem Rifugio Dibona (2083m), unter den Südabstürzen der Tofana di Rozes gelegen.

Hier erwarteten wir Andreas, unseren vierten Mann aus Leipzig, der auch pünktlich zum Abendessen eintraf.

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Am Freitag morgen ging es dann über die Ferrata Lipella auf die Tofana di Rozes (3225m).

Wir hatten unser Gepäck soweit wie möglich reduziert, da wir es komplett über den Klettersteig zur nächsten Hütte mitnehmen wollten.

Nach knapp zwei Stunden, zuletzt über Geröllhänge, standen wir am Einstieg: Ein paar Eisenleitern führten hinauf zur Gallerie del Castelletto, einem steilen finsteren Stollen, in dem wir mehrer hundert Meter im Licht von Stirnlampen hinaufstiegen.

Der Weiterweg führt durch die Westwand der Tofana di Rozes über schmale Felsbänder und Geröllterrassen. Ab und zu folgt eine kurze, gesicherte Steilstufe. Dabei hat man immer grandiose Fernblicke auf die Marmolada und Tiefblicke ins Travenanzestal. Schließlich kommt am Aussichtspunkt “Drei Finger” (Tre Dita, 2694 m) bereits das Ziel des folgenden Tages, die Tofana di Mezzo ins Blickfeld.

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Es folgen anregende Kletterpassagen über den Nordostgrat, bevor wir die letzten 200 Höhenmeter im steilen Geröll bis zum Gipfel quälen.

Nun heißt es noch, 600 Höhenmeter Abstieg zu unserem Tagesziel, dem Rifugio Giussani (2580m) zu bewältigen, wo wir uns nach insgesamt 9 Stunden auf der Terrasse mit einem kühlen Bier belohnen.

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Samstag morgen brachen wir bei strahlend blauem Himmel Richtung Tofana di Mezzo (3244m) auf. über steile Schuttreißen und mit leichten Orientierungsschwierigkeiten fanden wir den Einstieg zum Klettersteig “Via ferrata Olivieri” an der Punta Anna (2731m).

Die alten Ruinen des Rifugio Cantore und immer wieder alte Kriegsunterstände erinnerten uns an die schrecklichen Zeiten des Gebirgskrieges 1915-1918.

Es ging wieder auf gut gesicherten Bändern entlang, dann wieder diverse Steilstufen bis zu einem großen Felsenfenster, dem “Bus de Tofana”. Doch vorher war noch eine sehr ausgesetzte und abdrängende Querung, gut 100m über dem Geröllkar zu bewältigen.

Gehgelände wechselte mit steilem gut gesicherten Schrofengelände ab, bis wir schließlich den Gipfelgrat der Tofana di Mezzo erreichten. Schon vorher hatten wir die Seilbahnstation “Rifugio Cima Tofana” erblickt, zu der immer wieder Kabinenladungen mit Sitztouristen hinaufgebaggert wurden. Eine Reihe von ihnen wagte sich auf gut gesichertem Weg zum Gipfel mit einem winzigen, wackeligen Gipfelkreuz, wo auch wir ca. sechs Stunden nach dem Start eintrafen.

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Wir erleichterten uns den Abstieg, indem wir mit der Seilbahn zur Mittelstation “Rifugio Ra Valles” (2470m) hinabfuhren, wo wir uns angesichts der Hitze wieder ein kühles Bier genehmigten. Auch der Rückweg verlangte noch Aufmerksamkeit am Sentiero Olivieri, teilweise immer noch mit Klettersteigcharakter. Nach einer letzten Einkehr beim Rifugio Pomedes stiegen wir gegen 17 Uhr zufrieden und glücklich zum Ausgangspunkt Rifugio Dibona ab, wo allmählich die Tagesgäste vom Großparkplatz abreisten.

Links:
Rifugio A. Dibona und Rifugio Giussani
Ferrata Giovanni Lipella auf dieTofana di Rozes
Tofana di Mezzo/Ferrata Olivieri/Ferrata Aglio

Viracocha, 06.09.2011 15:56