Wahrscheinlich wird gerade
eine Tradition begründet: Dreikönig verbringt die Frankencamorra nicht in den
angestammten Hügeln (schließlich gibt es zu der Zeit Eis zum Klettern meist
nicht mal im hohen Norden des Frankenlandes, gell, Alex?) und zwischen den angestammten
Privatbrauereien, sondern in den Alpen.
Heuer stieg "das Event die Veranstaltung" (Zitat) das zweite Mal, und
zwar vom 3. bis zum 6. Januar. Statt der üblichen Verdächtigen (Melchior, Balthasar,
Kaspar) waren Dohle, Hawkeye und Lisanne mit von der Partie, die Camorra bestand
diesmal außer aus "Oberchecker" Alex aus Berni, Christine, Melanie
und Gisela. Das althergebrachte Dreikönigsgepäck (Weihrauch, Myrrhe, Gold) ersetzten
Ski und Schneeschuhe, und Petrus entschädigte großzügig für den witterungsmäßig
instabilen Bergsommer: Beide Tourentage hatten wir strahlenden Sonnenschein,
und zumindest für die Gelbfüße gab es Schnee genug.
Ziel und Hauptquartier war heuer die Nafinghütte (Weidener Hütte).
Der Hirzer im Morgenglanz (Foto: Gisela)
Alex hatte mit Christine
und Melanie so gegen 15 Uhr auf der Hütte sein wollen... Wer dann tatsächlich
schon am frühen Nachmittag oben war, waren Dohle und Hawkeye, gefolgt von
Berni, Lisanne und Gisela. Dreimal dürft ihr raten, wer im besten Sektionsstil
abends im Finstern mit Stirnlampe auftauchte
- richtig! Damit war die Stirnlampenfrage für diese Bergfahrt allerdings
auch erledigt.
Die - sehr gemütliche - Hütte erstrahlte noch in ausgiebigem Weihnachtsschmuck,
Highlight war eine riesige Krippe, von der Frau Wirtin im Modellbausatz gefertigt.
Sobald es gelungen war, sich durch alle Hindernisse (Küche auf Hochtouren,
reichlich persönlich zu begrüßende Bekannte des Hüttenteams
unter den Gästen) endlich mit Flüssigkeitsnachschub zu versorgen,
ging es an die Planung: Als erste Tour setzte sich das Hobarjoch durch ("Eingehtour"
für die Helden der Berge ).
Naja.
Vormugel vom Hobarjoch (Foto: Gisela)
Nachdem wir am nächsten
Morgen alle Tücken von Piepsertechnik und Skistiefelschnallen bewältigt
hatten und zielsicher gleich mal an der Talquerungsspur vorbeigehatscht waren,
gelang es uns dann doch, in die am Fuß des gegenüber liegenden Hanges
deutlich sichtbare Aufstiegsspur einzumünden...
Zunächst ging es durch verschneiten Wald, teilweise "knietief",
wenn auch ohne Latschenfallen und die zugehörigen Fluchorgien. Über
das Ausmaß der Lawinengefahr (Hangneigung und grundloser Schnee versus
Wald und eher bremsende Oberflächenstruktur) gingen die Meinungen auseinander,
aber da Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, wurde brav Abstandsdisziplin
geübt. Trotz Schatten waren immer wieder Ausziehpausen erforderlich, eine
"Zwiebelschale" nach der anderen verschwand im Rucksack.
Schneeschuhfraktion im Aufstieg zum Hobarjoch (Foto: Gisela)
An der Waldgrenze kam dann
der Point of no Return: Alex befand alles Weitere bei der dünnen Schneedecke
und Lawinenwarnstufe 3 als zu gefährlich und beschloss die Umkehr für
die Brettln. Tatsächlich gab es nur noch entweder tiefe Triebschneeansammlungen
in Mulden und wenig bis (weiter oben) gar keinen Schnee auf den Rücken
und Buckeln, an die wir uns als brave Absolventen von Climbys Lawinenkurs getreulich
hielten, soweit es irgend ging - denn hinauf wollten wir schon, schließlich
kommt man mit Schneeschuhen (fast) überall hin.
Leider erwischten wir, wie sich noch herausstellen sollte, den "falschen"
Rücken... wie heißt es so schön bei Fontane? "Links müsst
ihr steuern!" ... Hm. Also links hielten wir uns schon, wateten durch die
eine oder andere Tiefschneemulde, weiter oben schon mehr über Fels als
durch Schnee (die Schneeschuhe sahen danach auf der Unterseite nicht mehr so
ganz taufrisch aus). Als Umkehrzeit - Stirnlampe, halt dich bedeckt - wurde
14 Uhr angepeilt.
Der Berg gab sich hochdramatisch mit durchsichtigen Wolkenschleiern und wehenden
Schneefahnen am Grat, bildschön fürs Auge, eisig-schmerzhaft im Gesicht
und mit etlichen stockbewehrten Stehpausen, um nicht vom Grat geweht zu werden.
Das Ganze verstieg sich dann zu feinster Regenbogenbeleuchtung, die sich jedem
Fotografierversuch hartnäckig widersetzte.
Am "Gipfelaufbau" war endgültig Schneeschuhdepot und Kraxeln
per pedes angesagt.
Während Marion und Gisela so zirka bei 2450 hm in einer Schneemulde am
Grat befanden, dass der Rest zeitlich nicht mehr ohne Stirnlampenoption zu bewältigen
wäre, hatte Berni längst zum Gipfelspurt angesetzt (kleine Kletterei
im Preis inbegriffen). Zum Halten kam er erst, als sich herausstellte, dass
wir doch nicht links genug gesteuert hatten: Vorm eigentlichen Gipfel - scheinbar
zum Greifen nah - bremste ihn plötzlich gemeinerweise eine unerwartete
senkrechte Scharte aus, die bei den Verhältnissen und im Rahmen des gegebenen
Zeitmanagements nicht zu überwinden war.
Das unerreichte Objekt der
Begierde: Hobarjoch-Gipfel - zum Greifen nah! (Foto: Berni)
Eine Bergrippe weiter wäre
es wahrscheinlich gegangen.... aber wer lässt sich davon schon eine ansonsten
wunderschöne Tour verleiden?
"Abi" war es dann teilweise der schiere "Abfahrts"spaß,
oft direttissima quer durch die Aufstiegsserpentinen, der Hang sah danach nimmer
sehr übersichtlich aus.
Der Hüttenabend gestaltete sich unerwartet musikalisch; als Spinatknödel
und das erste Weißbier vernichtet waren, begann eine Gruppe jugendlicher
Freaks (optisch und akustisch reinster Hippie-Stil *nostalgischguck*) eine veritable
Jam-Session mit allem, was tönte, anfangs eine echte Bereicherung, als
sie dann aber allmählich in Fahrt kamen, ein ebenso echtes Gesprächshemmnis.
Am nächsten Tag sollte die östliche Talseite von beiden Seiten aufgerollt
werden. Die Skitourengeher strebten direkt nach Süden auf Halslspitz und
vielleicht Rastkogel, während die Gelbfußfraktion nördlich der
Hütte mit dem Hohen Kopf anfangen und dann weitersehen wollte.
Aufstieg zum Hohen Kopf,
mit Blick auf die Berge um den Hirzer (Foto: Berni)
Die Schneeschuhtour führte bei Traumwetter und überwiegend guter Stimmung dann tatsächlich vom Hohen Kopf ("Welcher von den Mugeln da vorn is denn nu der Hohe Kopf?" "Na, der da links!" "Quatsch, der in der Mitte!" "Ähm, wahrscheinlich sieht man ihn noch gar nicht...") zunächst zum Nafingköpfl (ausgiebige Foto-Session in allen denkbaren Gruppierungen von Berg und Mensch)...
Nafingköpfl (Foto: Gisela)
Nafingköpflpanorama (Foto: Gisela)
Die trotz Kammgelände (wenn man einmal da ist, sieht es immer sooo viel unübersichtlicher aus als auf der Karte *g*) teilweise nötige Pfadfinderei forderte manchmal etwas Geduld...
Pfadfinden am Kamm Richtung Halslspitz (Foto: Gisela)
... und dann war da unterm Nafingköpfl so eine Querung zu bewältigen....
Querung unterm Nafingköpfl (Foto: Berni)
... bis wir dann (zeitlich noch im "grünen Bereich") unterm Gipfelkreuz des Vorderen und dann auch am Steinmann des "eigentlichen" Halslspitz standen...
Helden der Berge am Halslspitz (Foto: Gisela)
.... und das Traum-Panorama rundum bewundern konnten...
Panorama vom Halslspitz aus nach Süden (Foto: Gisela)
Ein besonders schönes
Panoramabild
(links der Rastkogel) gibt es auf Bernis HP.
Als wir uns anhand von Karte und Skispuren den Abstiegsweg ausgeguckt hatten...
Halslspitzabstieg (Foto: Berni)
Nordkette vom Halslspitz-Abstieg aus (Foto: Gisela)
... stießen wir auch bald auf Markierungen, so dass wir unbeschwert die teilweise bizarren Schneeformationen...
Wächte unterm Halslspitz (Foto: Gisela)
... und die wunderbare Abendbeleuchtung genießen konnten.
Abendlicht über der Nordkette (Foto: Gisela)
Die Brettl-Fraktion hatte die südlichen Gipfel des Kammes (Vorderer Halslspitz, Halslspitz) "ohne Umweg" *ggg* angesteuert...
Skitour zum Halslspitz (Foto: Hawkeye)
... und fand bei der Abfahrt teilweise Gelegenheit zu so richtig schönen Pulverschwüngen:
Halslspitzabfahrt (Foto: Hawkeye)
Am Abend spendierte
der Wirt eine Runde "Gloria" - ein feines, klares Schnapserl, das
auf "Gloria" anstatt auf "Prost" geleert werden musste und
an dem wir lange herumrätselten, bis der sehr nett um seine Gäste
bemühte Wirt uns Erleuchtung brachte: Marille! Hinterher wollten wir es
natürlich alle herausgeschmeckt haben.... die Planungsphantasie der Brettlfraktion
kam allmählich auf Touren.
In der Folge (der Zweigelt war auch sehr gut...) wurden, da der goldene schon
vergeben war, der diamantene Tiefstapelorden der Sektion und etliche Ansprüche
an den HeldINNen-der-Berge-Status verliehen *hicks* und angesichts der Gruppenzusammensetzung
Überlegungen angestellt, wo denn nun die aktuellen B...y-Checker-Kompetenzen
der Camorra lägen (unter obligatorischem Protest eines Teils der weiblichen
Belegschaft gegen dieses langohrige Vokabel
) *hhhigggs*
Natürlich plante der harte Kern noch eine "kleine Abschiedstour"
vorm Heimfahrn für den nächsten Vormittag. Doch der Bergsteiger denkt
und Petrus lenkt... Am nächsten Morgen herrschte Nebel und Schneetreiben,
und folglich wurde brav auf direktem Weg abgefahren bzw. -gestiegen. Unten ging
der Schnee in Regen über....
Aufbruch (Foto: Gisela)
Bleibt noch, Alex von Herzen
für die umsichtige Organisation (Schnee inbegriffen *ggg*) und allen Teilnehmern
für ihren Anteil an der tollen Stimmung zu danken...
Ääähm - am
Rastkogel wurde natürlich im besten Sektionsstil "gescheitert"
- der Westgrat
mit (wenig) Schnee war denn doch nix für Ski, und die Schneeschuhfraktion
hatte ihn in weiser Voraussicht
gar nicht erst auf die Tagesordnung gesetzt.
Folglich wird er mit sofortiger Wirkung zum sektionsinternen "R3"
erklärt, mit "Ruafn"-Befähigung (wenn man genau hinhorcht,
kann man's hören...)
Also, auf ein Neues, oder?
Text: Gisela (http://people.freenet.de/steinziege);
Fotos: siehe Bildunterschrift
Und hier geht es zu den Fotos
von Berni.
Und hier zu den Kommentaren im Forum.
Copyright (c) 2004 Sektion-Alpen.Net