4000er Premiere für 2005


Dieses Wochenende war das Wallis angesagt. Eigentlich viel zu früh für diese Gegend, aber die Zeit für den ersten 4.000er in diesem Jahr war reif. Das Strahlhorn sollte es werden. 1.300 hm Hatsch. Genau das Richtige zum Abschinden. Der Wetterbericht wurde im Laufe der Woche immer besser. Die Lawinenstufe lokal 2. Also meiden wir die Nordalpen wo 4 angesagt ist. 

Schnell noch zwei Lager auf der Britannia Hütte reserviert und die Hüttenwirtin über die Gegend ausgefragt. Rumgedruckse: Es wird wohl nicht voll Wochenende. Ja, es war schon eine geführte Gruppe auf dem Strahlhorn. Schnee liegt nicht sooo viel. Man sollte auch zwischen den Zeilen hören können. wie wir bei der Ankunft im Wallis feststellten. 

Anreise über Bern, Kandersteg, Autoverladung Lötschberg. Das Wallis ist immer eine langwierige Sache. Besonders im Winter.

Das elendig kleinformatige Bild, was Webcams liefern, wurde durch die erdrückende Wirklichkeit noch übertroffen. 

Am Samstag nachmittag angekommen, schreckte uns zunächst mal der absolute Schneemangel. Ah, das hatte die Hüttenwirtin also gemeint. Keine überzuckerten 4.000er sondern eher braune Hügel. Auf Weissmies und Lagginhorn war es nicht mehr sehr weiß.


Blick auf Weissmies und Lagginhorn

Dank dem Stau um Bern kamen wir erst um 16:00 in Saas Fee an. Nun aber doch flugs zur Seilbahn geeilt, weil für den Aufstieg auf die Britannia mit 1.200 hm und noch 40min um das Felskinn herum war es nun doch reichlich spät geworden. Ätsch, zuviel Wind, wir fahren nicht mehr. Na super!!!! Ich erinnerte mich an Yak's mahnende Worte, doch auf die Bahn zu verzichten, weil mir das meine Kondition nicht dankt, sondern nur der Seilbahnbesitzer. Na, ja laufen wir halt doch noch die 1.200 hm hoch. Es war 17:00 als wir losgingen über die Piste. Ich fühlte mich mächtig gut in Form, bis da diese steile, vereiste Piste kam Es hielt keine Kante und sowieso kein Fell mehr. Jörg mit neuen Skiern hatte die Probleme eher nicht. Hätte ich bloß Harscheisen aufgezogen. Hab ich aber nicht dran gedacht. Nachdem ich 2 mal den Hang runtergekugelt war und mich mühsam wieder hochgekämpft hatte, waren meine besten Energiereserven verspielt. Mittlerweile war es 19:00 und dunkel. An Stütze 4 auf 2.500 war ich am Ende. Mittlerweile hatte sich der Wind noch verstärkt und blies mit voller Kraft ins Gesicht. Dunkle Wolken zogen noch auf und es fing noch an zu flocken. Das sah vielversprechend aus. 


Bis Felskinn waren es noch 500 hm und dazu noch die 40 Minuten ums Eck bis zur Britannia im Dunkel. Geschätzte Ankunftszeit auf der Hütte 21:00 - 22:00 je nach Wetterentwicklung und Orientierung am Felskinn. Nee, das ist zuviel für meine alten Tage um diese Uhrzeit. Was tun: Biwak?. Auf keinen Fall bei den Temperaturen, wenn es nicht sein muß und es muß nicht sein. Wo soll man sich bei so wenig Schnee auch ne Schneehöhle graben. Sich in die Seilbahn verkriechen und auf ölverschmiertem Boden nächtigen. Auch nicht. Also nicht lang geschwätzt sondern runter ins Tal nach Saas Fee ein Hotelzimmer suchen. Das gab es natürlich nur noch in sauteuer. Egal: Dusche, Essen; es ging mir wieder gut. Der Anblick von Saas Fee von der Piste bei Nacht hat schon was Erhabenes. Wer hat schon das Skigebiet (das ist übrigens nicht besonders ist) ganz für sich allein. Dementsprechend wurden wir im Ort auch mit Interesse beäugt, als wir mit vollem Geraffel beleuchtet vom Berg kamen Wer fährt denn so spät noch Ski.

Sonntag, 13.03. ein strahlender Wallistag. Blick auf Alphubel und Feegletscher 



Sicht auf Berner Oberland im Hintergrund

Also Plan B für den nächsten Tag, weil das Strahlhorn damit gestorben war. Weichtour auf's Allalinhorn. Läppische 500 hm, bekannt, bewährt, einfach, rundum gut. Strahlender Sonnenschein, der Wind blies heftig von vorn. Der bekannte und schnelle Normalweg ging mit Skiern nicht. Zu wenig Schnee. Im windverpressten Schnee war keine sinnvolle Spuranlage möglich. Also nehmen wir den unwesentlich längeren Weg durch den Bruch unterm Feejoch. Es kamen uns schon ein paar Gestalten entgegen, die wohl auf dieses einfache Allalinhorn verzichten wollten und unverrichteter Dinge wieder abfuhren. Diesmal hatte ich Harscheisen angezogen. Das ging mächtig besser. Aber es war trotzdem angesagt, sehr sauber auf der Kante zu stehen, um nicht abzuschmieren. Für die Abfahrt schwante mir schon nichts Gutes. 

Irgendwie hatte ich dieses Allalinhorn einfacher und weniger langwierig in Erinnerung. Letzten August war dort eine schöne breite und tiefe Spur im Schnee gewesen, heuer nix als betonhartes, windgepresstes Zeugs und Bruchharsch. Aalglatt die Hänge. Dementsprechend langsam kamen wir voran. Mit solchen Verhältnisse kenne ich mich nicht aus und das war meine erste Skihochtour dieser Art. Am Feejoch war erst mal Verschnaufpause und Skidepot. Na, die Bretter lassen wir unten und ziehen mal lieber die Steigeisen auf. Die Entscheidung erwies sich als richtig, da auf dem Weg zum Gipfel schön das Blankeis rauskam, vom dem wir bei der letzten Besteigung nicht mal geahnt hatten, dass es sowas dort gibt. Außerdem geht es sich mit Steigeisen einfach leichter. 

Nun hieß es auf höchste Konzentrationsstufe schalten und langsam weiter. Am Gipfelkreuz kurz angeschlagen, weil gemütlich war es nicht. Auf die ergiebige Fotosession haben wir wegen der Windverhältnisse lieber verzichtet und sind schnell wieder runter, denn es war mittlerweile schon 16:00. 


Der etwas ungemütliche Gipfel

Natürlich sind wir, weil es ja ein Weicheigipfel ist, auch nicht besonders früh losgegangen. Schön langsam wieder runter aufs Feejoch und die Skier angeschnallt. Es war die absolute Horrorabfahrt. Einmal hab ich die Skier abgeschnallt, weil ich an der steilsten Stelle, wo absolut kein Gripp für meine abgewirtschafteten Kanten war, nicht drüberfahren wollte. Dann lieber zu Fuß gequert. 50 m weiter dann feinster Bruchharsch bis zur Piste. Nur 3x ein wenig in eine Gletscherspalte eingebrochen. Hurra, und nun das Beste für die brennenden Oberschenkel : 2.200m Abfahrt nach Saas Fee. 



Matterhorn, immer wieder schön anzusehen


Es dämmerte so langsam. Jörg mahnte ein wenig dringlicher zur Eile, die ja auch angebracht war. Also noch mal die Nachtabfahrt nach Saas Fee von ganz oben. Alle Pistenraupen waren unterwegs, aber die haben die Warnung, dass da noch 2 Vollidioten kommen, an alle durchgegeben und Tipps gegeben, welche Hänge wir meiden sollten, um keiner Pistenraupe mit Seilwinde in die Quere zu kommen. Echter Schweizer Service. In einem Stück abfahren ging bei mir kraftmäßig eh nicht mehr, also öfter mal anhalten und versuchen, die Beine zu erholen. Nun noch den vereisten Ziehweg mit den schönen schwarzen Steinen, die man im Dunkel mit Stirnlampe eher viel zu spät sieht. Noch zweimal auf Eisplatten ausgerutscht und mühsam mit schwerem Rucksack wieder hochgerappelt. 

Um sind wir dann 20:00 in Saas Fee angekommen. Noch kurz eine Suppe und ein Bier eingeworfen. Ausschußsitzung : was tun. Noch mal übernachten oder fahren. Mist ich hab ne Menge zu tun am Montag und Jörg nen Termin. Also fahren. Die Autoverladung in Goppenstein macht natürlich um 21:30 dicht. Also das ganze Wallis runter bis Lausanne und dann auf die Autobahn Bern/Zürich/Schaffhausen.

Ankunft in Frickingen: 02:00. Nach einem letzten Bier und Zigarette völlig erledigt ins Bett. Der Gipfelwein liegt noch im Rucksack.

Trotz aller Mühen (o.k. Yak Seilbahnfahren macht keine Mühe, aber ich war wenigstens willig) es war es wieder wert. Wann hat man schon mal das Allalinhorn bei bestem Wetter für sich allein. Außer uns war nur noch ein Besteiger oben. Normalerweise muß ja schon in Saas Fee ne Nummer für die Reihenfolge der Besteigung ziehen. Also ich schätze, dieses Jahr müssen sie Treppenstufen ins Blankeis schlagen, damit im Sommer der Rubel und die Rudel rollen. 


Unser ursprüngliches Ziel, das Strahlhorn


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