Endlich war es soweit. Von langer Hand geplant und mit einem endlosen Thread im Forum bedacht.
Der 16. Oktober: FondueEssen auf der Amberger Hütte. Geboren wurde diese dekadente Freßidee letztes Jahr auf dem Westfalenhaus; wohl als Produkt einer recht durchzechten Nacht. Ich war leider nicht dabei.
Höchst bedauerlicherweise konnten uns nicht alle
Begeisterten begleiten. Jammerschade.... Ihr
habt echt was verpaßt, aber das wißt ihr selbst. Ruhig Blut: Die Planungen für
das nächste Jahr laufen schon. Mal sehen, was bei raus kommt. Auf jeden Fall
haben wir beschlossen, an der Kleiderordnung zu arbeiten. Diese lockere
Freizeitkleidung kann man bei so einem ernstzunehmenden Event einfach nicht mehr
durchgehen lassen. Es sollte das nächste Mal schon ein Smoking bzw,
das Kleine Schwarze noch Platz im Gepäck finden. Endlich mal wieder ein
Grund, einen neuen Großraumrucksack zu kaufen.
Nach einigem Hin und Her in Forum, Mehl und per SMS - zum
Schluß blickte eh keiner mehr durch - rückte Climby als Vorhut am Samstag frühzeitig
an. Es wurden nach der Mallorcamethode die Handtücher ausgelegt, damit nicht etwa andere
Winterraumbesucher die kostbaren Lager belegten.
Die Frankencamorra folgte als nächstes. Die letzten Nachzügler
(Hasei und Yak) -mit Spannung erwartet: kommen sie wohl - nein daran zweifelte
niemand, aber wann, schlugen -
glaub ich - so gegen 20:30 nach strammem Aufstieg durch die winterklare Nacht
auf.
Unser Zielgebiet
Das
Objekt der Begierde
Es wurden Vorräte geschleppt, als ob es galt, den Winter zu überleben. Dabei gilt doch eigentlich für Winterräume das Prinzip des Minimalismus. Aber egal, für so einen Event muß man auch mal Ausnahmen machen.
SAN Gemütlichkeit
Der Winterraum erwies sich als äußerst gemütlich und
dank Holzhack von Climby auch schön kuschelig warm. Wofür der 2. Schalter
unter dem Lichtschalter war, fanden wir am nächsten Morgen auch heraus: Für
die Heizung. Aber das ist dekadent und das sind wir nicht.
Sorge bereitete uns auch die jugendliche und sehr anhängliche
Hüttenkatze. (Jemand taufte sie leise: Eierwärmer) Mein Gott, wie konnte der
Wirt sie bloß einsam zurücklassen. Unsere Fleischvorräte waren arg bedroht.
Aber nachdem Hasei angekommen war, hatten wir ja genug Rinderfilet für die
Katze.
Nach einigen Bierchen zur Einstimmung, beschlossen wir:
1. wir haben Hunger
2. wir fangen an zu fonduen
3. wir werden uns bemühen, Yak und Hasei nicht alles wegzufressen
Für letzteres bestand eigentlich keine Gefahr, denn es war alles im Überfluß da.
· Fleisch, sowieso
· Fonduetopf stilvoll mit Stövchen
· Salat
· Brot in Unmengen (war irgendwie doppelte Lieferung)
· Selbstgerührte Saucen nach Art eines jeden Hauses
· Alter Wein in neuen Schläuchen (Karsten: deswegen habe ich meine Trinkflasche beim Aufstieg ausgepackt und den Inhalt des Camelbags nicht gegen den Durst genommen)
Kurzum einem Bankett stand nichts mehr im Wege.
Nachdem unsere Runde komplett war, konnte die Feier fröhlich
weitergehen und tat es auch bis 23:00; bis die Vernünftigen unter uns zur Ruhe
mahnten und daran erinnerten, dass Weckzeit um 05:00 ist. Also bestimmt Abmarsch
um 06:30 Die nötige Bettschwere hatte sicher jeder.
Tatsächlich, um 05:00 regte sich der Wecker und anschließend auch die noch müden Helden der Berge. Nach ausgiebigem Frühstück und Rumgetrödel, erfolgte der geplante Abmarsch. Allen voran die Besteiger der Nordwand des Schrankogels (Alex, Climby, Hasei, Yak), der sich mit stolzen 3.496m über dem Talgrund erhebt. Die Normalwegler folgten in respektvollem Abstand mit eigener Beleuchtung. Die Nordwandbesteiger (im nachhinein als NB genannt) schlugen sich nach wenigen Metern schon in die Büsche. Natürlich, die können auch nicht warten, bis der markierte Weg in Sicht kommt. Die Normalos stapften unverdrossen am Bach weiter und suchten den richtigen Einstieg, der sich irgendwie auf Anhieb nicht fand. Es folgten einige Querungen in ziemlich unwegsamen Gelände, dass durch den Neuschnee so richtig schön rutschig war. Irgendwann fand sich der markierte Weg dann doch. Vielleicht sollte man die digitalen Karten doch besser in Farbe ausdrucken. Das gibt Kontraste und wird die Orientierung und Treffsicherheit in Zukunft sicherlich erhöhen. Schon wieder was dazugelernt.
Morgengrauen
Es klart auf.....
Nun ging der Anstieg etwas leichter, allerdings das Prinzip
3 Schritte vor 1 zurück blieb uns erhalten. Mitten auf dem Weg zum Schrankogel
fanden wir plötzlich ein Seil, dass uns bekannt vorkam. Offensichtlich hatten
seine Besitzer es einsam zurückgelassen, weil sie es nicht mehr benutzen
wollten. Fragen über Fragen. Keine Antworten. Sollten einige NB's etwa
gekniffen haben?
Wir folgten der Normalspur, die Renntier Karsten schon vor
Stunden getreten hatte, nachdem er uns lässig überholte. Langsam kam zu dem üblichen
Gerutsche noch etwas interessanteres Gelände hinzu. Das Blockwerk wurde noch
unberechenbarer, der Wind fieser und die Wolkendecke niedriger. Endlich ein
Mensch am Horizont. Karsten im Abstieg. Allerdings aus Zeitmangel ohne Gipfel.
Bei 2.800 m war seine Umkehrzeit erreicht. Wir wissen, die ist am Berg immer
wichtig. Für Christine nahte die Rettung. Sie hatte den Scheißberg, den wir
ohnehin nicht schaffen würden, gründlich satt. Hurra,
hinab ins Tal zur warmen Hütte.
Karsten berichtete von einem kranken Yak, dass von Hasei in
unendlicher Geduld den Berg hinaufgeleitet wurde. Wir sahen dann auch bald das
Yak in einigem Abstand vor uns schleichen. Zugegeben der Weg wurde immer
beschissenerundeigentlichwolltenwirdie3000erMarkejanochschaffen. Schluß, Aus,
Ende, Streik meinerseits und Ode an die Vernunft zum Abstieg mahnend. Wir haben
nach dieser Saison doch diesen lumpigen Gipfel nicht mehr nötig. Die Pflicht
liegt hinter uns. Wir sind hier schließlich zum Vergnügen hier. Yak ist da bei
Oktoberbegehungen im Neuschnee anderer Meinung: Das kann niemals ein Vergnügen
sein.
Das Yak und Hasei verschwanden aus dem Blickfeld und
tauchten überraschend einzeln aus Richtungen auf, aus denen wir einen Abstieg
nicht vermutet hätten.
In der Ferne auf der Moräne leuchteten uns 2 orange Punkte
entgegen. Das konnten doch nur Alex und Climby sein. Wetten, dass die es auch
nicht geschafft hatten. Das kranke Yak beklagte sich nun, dass es von den
Normalos zu arg im Aufstieg bedrängt worden sei. O-Ton: selbst als Kranker kann ich es
nicht auf mir sitzen lassen, dass ihr höher kommt als ich. Meine Güte, konntet
ihr denn nicht früher umkehren, dann hätte ich nicht mehr so hoch steigen müssen.
Abschied vom Schrankogel (aber wir kommen
wieder..... das ist sicher)
Fazit: Wir haben den Berg von allen Seiten berannt. Mehr kann
man wirklich nicht tun. Und schon wieder ein Hügel, den wir nicht geschaft
haben. Ein weiterer Schandfleck in der Chronik der Helden der Berge. Ein
weiterer S2 oder Nanga Parbat für Arme.
Der Abstieg über den markierten Weg erwies sich als
problemlos, allerdings für Gisela und mich lieber mit Steigeisen. Wir waren das
blöde Gerutsche leid und wofür hat man die Dinger schließlich mitgenommen.
Meine sind jetzt- wie Alex und Climby richtig bemerkten - stumpf. Egal,
Hauptsache nicht auf die Nase gefallen und außerdem kann man die Dinger wieder
anspitzen.
Es war schon erstaunlich, wo der markierte Weg im Tal
herauskam. Ein etwas größerer Findling lag mit dicken roten Markierungen vor
dem Einstieg. Wie konnte man den beim Loslaufen nur übersehen. Peinlich! Aber
schließlich hatten die NB's auch
technischen Schnickschnack in Form eines wohlprogrammierten GPS dabei. Damit
findet ja jeder den Weg im Morgengrauen.
Christine und Karsten hatten schön aufgeräumt, so dass
der Rest der Truppe nun wieder alles einsauen konnte. Das Yak drängte es hinweg
vom Ort der Schande und hin zu McKotz, wohingegen die Mehrzahl lieber das köstliche
Resteessen genießen wollte. Auf gar keinen Fall Vorräte wieder zu Tal
schleppen oder gar vernichten.
Die Katze war mittlerweile vom Hüttenwirt eingesammelt
worden. Aber jetzt kriegt sie bestimmt kein Filet mehr. Die wären wir nie
wieder losgeworden. Besser so.
Der Abstieg zum Parkplatz in Gries war völlig unspektakulär.
Die Helden der Berge hielten nur noch kurz an einem Forellenteich an, um die
restlichen 6 Baguettes dort noch zu entsorgen. Die Fische trieben auch bald mit
dicken, brotgefüllten Bäuchen nach oben und auch die 3 Enten sahen noch
leckerer aus.
Das Schild an der Alm: Wir
verkaufen unsere Heimat nicht ! gemahnte uns dann doch zu einem gewissen
Respekt vor den Gefühlen der Einheimischen und die Tiere blieben am Leben.
Ein Bericht von Lisanne
Und hintenangehängt noch Bilder der Re-yak-daktion :
Alex
und Climby auf dem vergeblichen Weg zur Nordwand
Wilde
Leck und Kuhscheiße
Auf
2800m, noch halbwegs guter Dinge
Blick
zum Schrankogel
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