Wildspitze für Kurzentschlossene - 23.03.2007


In letzter Zeit wachte ich öfter schweißgebadet auf mit der Wahnvorstellung, dass ich in unserem neuen, fast interaktiven Tourenbuch aktiv gar nicht vertreten bin. Es finden sich allerhöchstens 4 Sonntagsspaziergänge von mir drin und ich beschließe, dass das so nicht weitergehen kann.

Zumal ich ja so einiges noch vor mir habe. Der Freiburger Halbmarathon ruft und Mayday steht praktisch auch schon vor der Tür. Ich muss was tun. Nur wann und mit wem.

Die Rettung naht. In Hindelang treffe ich Peter (Retebu) und signalisiere, dass ich für eine schöne Tour auch mal nen Tag Urlaub machen kann, um den üblichen familiären Zwängen zu entkommen.

Wir nehmen das auch gleich in der Woche nach der MV auf und ruck zuck ist der Termin 28.03.07 gefixt. Was geht schnell als Tagestour (ich hör schon wieder die Igitt Stimmen: Seilbahnfahrer) und ist was Anständiges: die Wildspitze ! Schnelle Entscheidungen sind doch immer noch die besten. Das Wetter sollte laut Wetterbericht und Bergsteigerschule Pitztal passen. Was will man mehr. Also los geht es!

Natürlich sind wir viel zu spät an der Talstation angekommen. Obwohl um 06:00 in Frickingen abgefahren, kosten die üblichen Erledigungen wie Geld holen, Tanken und der Berufsverkehr ne Menge Zeit. Auch das neue Immissionsschutzgesetz, dass das ganze Inntal in eine 100er Zone verwandelt hat, zerrt an den Nerven und beschleunigt nicht gerade die Anfahrt. 

Damit ist die schöne Zeitersparnis durch den sauteuren Strengener Tunnel schon wieder zum Teufel. Wofür hat man den dann eigentlich gebaut?

Ankunft Talstation Pitztalexpress 09:15 und bis wir am Mittelbergjoch waren, zeigte die Uhr schon kurz vor 11:00. Also viel zu spät. Aber das Wetter war blendend.


Panorama


noch mehr Aussicht

Peter


auf dem Weg zum Mittelbergjoch


Die Abfahrt vom Mittelbergjoch ist schon etwas ruppig und es geht ordentlich ins Loch runter. Am besten nicht ausrutschen. 



Abfahrt auf den Taschachferner

Die Spur zur Wildspitze lachte uns im hellen Sonnenlicht an. Herz was willst du mehr. Endlich mal wieder ein gescheiter Berg. 

Das Objekt der Begierde


Wir kommen gut voran, ich bin gar nicht so lahm wie sonst. Das Lauftraining lohnt sich also doch. Auf die letzten Meter bis zum Gipfelgrat zieht es langsam aber ziemlich sicher zu. Natürlich redet man sich ein, dass das doch im Wetterbericht so gar nicht stand und das es bestimmt wieder frei zieht. Aber mir schwante schon nichts Gutes. 




Das Gipfelkreuz blinkt schon


Eigentlich hätten wir vor dem Gipfelaufstieg abbrechen sollen, aber wer macht das schon 100 m unter der Wildspitze. Irgendso’n Bergführer meinte, och die Spuren seht ihr noch lange, das macht mal wieder auf und zu. Mir war klar, dass das nicht stimmt. Im Pitztal habe ich so was schon öfter erlebt und das macht dann niemals wieder auf.

Die Steigeisen sind schnell unter den Füßen und wir machen uns an den Aufstieg. So langsam macht sich bei mir doch die Höhe bemerkbar und ich werde deutlich langsamer. 


die letzten Meter


Aber ich gehe ja nicht zum ersten Mal auf den Hügel und so weit ist es ja nicht mehr. Die Spur ist herrlich eingetreten, das Gipfelplateau platt getrampelt. Ich suche nach unseren Spuren von 2004 am Gipfelkreuz, jedoch ist alles überklebt. Schade! 

Die Sonne verbreitet noch ein diffuses Licht um das Gipfelkreuz, so dass es gerade noch zur obligatorischen Fotosession reicht. 



Gipfelfoto 




noch ein Gipfelfoto – sonst glaubt es wieder keiner - 


Am Skidepot angekommen, war die Suppe, so wie ich es befürchtet habe, perfekt. Komplettes White out. Aufstiegsspur und Abfahrtspuren weitestgehend weg. Wußte ich es doch, dass der Bergführer Käse erzählt hat. 




wo ist das schöne Wetter hin ???


Dann das leichte Schwindelgefühl, wenn man nicht mehr weiß, ob man steht oder geht und dann schließlich einfach aus dem Stand umfällt. 

Wir folgen den Abfahrtsspuren bis sie ins Nirwana führen und plötzlich aufhören. Mir fällt spontan der Spruch ein: traue keiner Spur, die du nicht selbst gelegt hast. Stimmt doch immer wieder.

Mir deucht, dass bald ein Abgrund kommt sprich Bruch und wir wenden uns nach logischen Erwägungen wieder dem Brochkogel zu, denn dort müssen wir die breite Aufstiegsspur kreuzen. Wir finden sie auch bald schwach, aber sichtbar wieder und folgen der Spur langsam und kraftraubend. Bei besseren Sichtverhältnissen wäre es eine Traumabfahrt geworden. Es lag ordentlich Pauda, wann hat man das schon mal. Endlich war das Mittelbergjoch und die Zivilisation wieder zu sehen. An eine Abfahrt über den Taschachferner war nicht zu denken. Durch unbekanntes Gletschergelände im Nebel: nein Danke !

Die 100m Aufstieg mit Harscheisen waren dann noch mal nervig. Die Pisten des Pitztals hatten wir dann für uns allein, genau so wie ich das in Skigebieten mag. Leider stellte man an der Liftstation um 16:30 gerade den Liftbetrieb ein. 

Einer der Angestellten hat sich etwas über uns geärgert von wegen Einhaltung der Betriebszeiten (mmhh.. er hat ja Recht, aber es ging eben nicht schneller), aber alle anderen waren sehr nett und grinsten sich eins. Da der Sessellift defekt war, konnten wir eine VIP Fahrt mit der Pistenraupe genießen. 

Einziger Wermutstropfen: an der Bergstation mußten wir über eine Stunde auf die letzte Personalfahrt des Pitztalexpress warten, weil der Sessellift nicht so schnell repariert werden konnte. Alle nahmen es mit Humor und wir haben ordentlich in Sarkasmus gebadet, denn jeder wollte ja den Berg runter. 

Naja, ich war dann um 21:15 wieder daheim; Peter hatte es noch erheblich weiter bis Nähe Reutlingen. Es war aber trotz allem keine richtige SAN Tour, weil die Stirnlampen nicht zum Einsatz gekommen sind.

Aber Hauptsache der Muggel ist erschlagen und ein ordentlicher Platz auf der Tourenliste gesichert. Schließlich waren wir nicht zum Vergnügen unterwegs.

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