Anello Zoldano - die einsamen Dolomiten


Juli, Hochsommer, Ferienzeit - und gleichzeitig einsames Wandern in den Dolomiten, ja gibt's denn das?

Ja, das gibt's - im Zoldo-Tal; etwas südlich von Cortina d'Ampezzo, und etwas südöstlich der Marmolada. Der "Anello Zoldano" genannte Rundweg führt in sechs Tagen durch fünf verschiedene Berggruppen rund um das Zoldaner Tal - und dabei kann es passieren, daß man bei einem ganzen Tag Wandern grade mal 11 Leute trifft - oder in 6 Stunden gar niemanden…

Los geht's in Forno di Zoldo - nahe einer kleinen Kirche findet sich ein Plätzchen, auf dem man das Auto mehrere Tage stehen lassen kann, ohne einen Strafzettel oder Abschleppen zu riskieren. Die Wanderstiefel geschnürt, den Rucksack geschultert, und auf geht's für Renntier Karsten und seine Eltern. Die erste Etappe führt in gut 5 Stunden zur kleinen Hütte Rif. Sóra l Sass G. Angelini in der Mezzodigruppe; 1150 Höhenmeter sind zu bewältigen. Zunächst durch dichten Buchenwald; später abgelöst durch von dolomitentypisch mit Schuttreißen durchzogene Latschenkieferhänge. Ein Belvedere genannter Vorsprung ist unser "Gipfel" für heute - und bietet einen Rundblick über das gesamte in den nächsten Tagen zu durchwandernde Gebiet. In der Hütte erwartet uns eine engagierte "Weiberwirtschaft", und wir treffen als einzigen weiteren Gast einen sympathischen Schweizer, dem wir in den nächsten beiden Tagen noch mehrfach begegnen sollten.

© Renntier Karsten 2005 © Renntier Karsten 2005

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Zweiter Tag, uns weckt herrlicher Sonnenschein durchs Hüttenfenster. Auf dem Programm steht heute der Weg durch die Tamergruppe zum Passo Duram. Je 750 Hm Auf- und Abstieg erwarten uns - los geht's an Drahtseilen steil bergab in eine Schlucht. Später geht es lange auf und ab durch felsige Senken, ehe am Schluß das Rifugio San Sebastiano am Passo Duram sogar mit einer offenen Feuerstelle aufwartet.

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Als nächstes steht der längste Tag der Tour auf dem Programm - und er sollte letztendlich noch länger werden als ursprünglich geplant. Zunächst geht es gut 800 Höhenmeter hinauf in die Moiazzagruppe Richtung Civetta, vorbei an der knallroten Bivakschachtel des Bivacco Grisetti zur Forcella Inferiore (2300 m) Dort ist dann allerdings Schluß - statt des erwarteten Stahlseils sind nur noch die Verankerungen da, und eine I- bis IIer-Kletterei ohne Sicherung ist für meine Mutter dann doch zu viel. Also umkehren und rund 1000 Höhenmeter Abstieg ins Val della Grava, und über die Forcella della Grva hinab nach Pecol. Übernachtung im Hotel Garni mit Massagedusche und Pizzeria statt Rifugio Coldai - auch keine schlechte Alternative. Das Rifugio grüßt am nächsten Morgen von 800 Metern weiter oben…

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Halbzeit, und Wechsel auf die andere Seite des Val di Zoldo. Der Klotz des Pelmo dominiert den Weg zum Rifugio Venezia. Bereits zur Mittagsbrotzeit sind wir dort, und so entschließen wir uns zum Weitermarsch zum Monte Rite. Eigentlich wäre das Rif. Talamini vor dem Aufstieg zum Rite ein ideales Ziel gewesen - allerdings ist es wegen Baufälligkeit seit 2004 behördlich geschlossen. Als Schutz vor einem Gewitterregen taugte seine Terasse allerdings allemal noch. Auf dem Monte Rite beeindrucken dann die Überreste der einstigen kriegerischen Nutzung dieses Berges auf zwiespältige Weise. Reinhold Messner hat in einem der ehemaligen Forts das fünfte seiner Bergmuseen eingerichtet (leider hat es schon zu als wir ankommen, und am nächsten Tag bis zur Öffnung um 10 Uhr zu warten ist uns auch zu lang), und auch unser Quartier, das Rif. Dolomites, ist ein umgebautes Kasernengebäude. Einmalig der Rundblick vom Gipfel des Monte Rite bei Sonnenunter- und Sonnenaufgang: Antelao und Pelmo im Norden, Civetta im Westen und die Sfornioi-Bosconerogruppe im Süden. Wir sind mal wieder die einzigen Übernachtungsgäste des Refugios. Zum Abendessen werden wir mit einer Riesenportion Polenta mit Pilzen und Hackfleisch regelrecht abgefüllt - danach ist erst mal ein Verdauungs-Grappa nötig…

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Vom Monte Rite geht es nach der morgendlichen Bergschau zunächst hinunter zum Passo Cibiana - der Regen der Nacht hat den Untergrund rutschig gemacht, und so bleibt die eine oder andere Bodenberührung nicht aus. Auf der anderen Seite geht es hinauf in die Sfornioi-Bosconerogruppe zur Forcella Ciavazoles. Während die Aufstiegsseite einen steilen, aber normal begehbaren Weg bietet, wartet auf der anderen Seite eine Schuttreiße. Natürlich sind auch alle Markierungen irgendwo unter dem Schutt verschwunden, so daß wir zu weit nach unten absteigen und in einem Bachbett landen. Zum Glück war von oben herab im Auslauf ein Weg sichtbar, der sich letztlich auch auf der Karte identifizieren läßt - leider nur sagt der Höhenmesser, daß wir uns mittlerweile ca. 150 m tiefer als das anvisierte Rif. Bosconero befinden... Also nochmals steil im Wald bergauf, ehe sich endlich das urige Hüttchen zeigt.

Dort ist allerdings - erstmals auf der Tour - richtig Betrieb. Es ist Samstag, und ein Hüttenfest steht an. Außerdem treffen eine Reihe Kletterer ein, die sich am Sonntag an den Wänden der Bosconero-Gruppe versuchen wollen (laut in der Hütte aushängenden Topos Schwierigkeitsgrade V-VII). Wir lassen den Tag eher ruhig ausklingen, und werden von einer Gruppe Afrikaner in den Schlaf getrommelt.

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Sonntag - unsere Tour geht zu Ende. Zunächst noch mal ein Abstieg von der Hütte; danach geht es zwischen Lago Pontesei und Forno di Zoldo flach am Berghang entlang - mit Blick auf die gegenüberliegende Talseite, an der wir fünf Tage zuvor aufgestiegen waren. Der Kreis schließt sich, Forno di Zoldo (und unser Auto) haben uns wieder…

© Renntier Karsten 2005 © Renntier Karsten 2005

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Renntier Karsten

 

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