Argentinien 2006
Auf der Suche nach dem Berg - Teil I


*Satire an*

Es sollte auf gar keinen Fall irgendein, sondern selbstverständlich ein ganz besonderer Berg werden:

Was lag also näher, als im Juli/August einfach meine Freunde Hans und Truus (nebst Hundedamen Cindy, Kima und Copita, Eselin Manzita und Lama-Herren Wotan und Bonzo) in Chile zu besuchen …
Da ich dort jedoch im Vorjahr bereits den Vulkan Villarrica bestiegen hatte, gab es selbstverständlich weit und breit in ganz Chile kein lohnendes Ziel mehr, weshalb wir uns kurzerhand entschlossen, einfach die Anden zu überqueren und unsere Suche nach dem Berg in Argentinien zu starten.

So viel vorweg: Wir fanden ihn. Auf unserer Odyssee mussten wir (wir, das waren Hans, Truus, die drei Hundedamen und ich) jedoch zuvor das eine oder andere Abenteuer überstehen …

Bereits das Packen der Expeditionsausrüstung hatte etwas leicht Verwegenes an sich (die höchste Steilwand der Erde allerdings wollten wir zugegebenermaßen nicht durchsteigen …):

© Ulli 2006
Jawohl, auch wir hatten „Mützen und Wollfäustl” dabei …

Man hatte uns gesagt, dass zur Überquerung der Anden unbedingt Schneeketten vonnöten seien … Flossen wären wesentlich besser gewesen; fast wären wir vor Erreichen der chilenisch-argentinischen Grenze ertrunken:

© Ulli 2006
Wochen über Wochen hatte es in der chilenischen Vulkan- und Seenregion sintflutartig geregnet …

Wir haben das Glück, dass Hans nicht nur ein Berg-, sondern auch ein Wasser-Spezialist ist. Glücklich erreichen wir also den Pass, veranstalten dort unsere erste Schneeballschlacht, nur um einige Kilometer weiter in eine völlig andere Welt einzutauchen:

© Ulli 2006
Willkommen in der argentinischen Pampa …

Erstmals testen Hundedame Copita und ich unsere gemeinsame Schlafkoje auf der erhöhten Ladefläche des Pickup und das gegenseitige „Wärmflaschen-System” (nachts wird es nämlich recht zapfig; schließlich ist hier Winter):

© Ulli 2006
Hier beim ersten morgendlichen Test, das nächtliche Lager möglichst ohne Wirbelsäulenschaden zu verlassen …

Hans, Truus und die beiden anderen Hundedamen teilen sich des Nächtens die Fahrerkajüte, die morgens und abends ebenso als Kombüse dient.

Noch können wir selbstverständlich nicht wissen, dass der Berg keinesfalls in den Anden zu finden sein würde. Todesmutig fahren wir also erneut in andinistische Schneeregionen, nur um einige Zeit darauf feststellen zu müssen, dass es hier trotz Vierradantrieb- und Schneeketten-Ausrüstung nicht weitergeht:

© Ulli 2006
Es hilft alles nichts, wir müssen umkehren …

Dem jedoch nicht genug - kurz darauf geraten wir auch noch in einen heftigen Schneesturm. Bis dahin hatte ich einfach nicht glauben wollen, dass es Windgeschwindigkeiten gibt, bei denen man beim besten Willen nicht mehr geradeaus atmen, keinerlei Straßen- oder Geländemerkmale mehr erkennen und sich nur noch äußerst schräg auf zwei Beinen bewegen kann. Hier werde ich eines Besseren belehrt …

© Ulli 2006
Dass so etwas auf Fotos immer so harmlos aussehen muss …

© Ulli 2006
Stundenlang in Schrittgeschwindigkeit im Konvoi …

Dem eisigen Inferno entronnen, schlagen wir unser Lager gleich neben der Straße auf. Als ich am nächsten Morgen meine Klappe öffne (die Klappe des Pickup), rauscht mir eine Ladung Schnee entgegen. Dafür habe ich einen Traumblick auf den Morgenhimmel.

© Ulli 2006
Ich weiß auch nicht, aber zu Hause stehe ich normalerweise nicht so früh auf …

Immer noch glauben wir, der Berg müsse in den Anden zu finden sein. Also wagen wir es auf ein Neues. Diesmal kommen wir schon viel weiter … leider dennoch nicht weit genug:

© Ulli 2006
Wir sind zwar nicht in den Graben gefahren, aber viel weiter als diese Unglücklichen kommen wir auch nicht …

Langsam reift die Erkenntnis, dass eine sommerliche Winterbegehung in den Anden wohl doch eher eine Schnapsidee war. Schnee ade und auf zu neuen Bergen, lautet also die Devise.

© Ulli 2006
Wir kehren dem Schnee den Rücken …

Beim Blick auf die Höhenstürme in den Anden bin ich dann ehrlich gesagt auch ganz froh, weiter unten und mehr im Landesinneren zu sein:

© Ulli 2006
Da oben kann man bestimmt nicht mehr normal atmen, geschweige denn auf 2 Beinen gehen …

Außerdem bin ich schon ganz aufgeregt; wir sind nämlich unterwegs zur Region mit der höchsten Vulkandichte der Welt. Achthundert Vulkane unterschiedlichster Größe und Couleur sollen dort auf engstem Raum versammelt sein. Könnte dort eventuell, unter Umständen, vielleicht unser Berg zu finden sein?

© Ulli 2006
Vulkandichte aus der Ferne …

Vorher jedoch schlagen wir unser Lager an einem geradezu magischen Ort am Fluss auf, den wir uns mit einem einzelgängerischen Flamingo teilen. Da uns kurz zuvor bereits ein Nandu über den Weg gelaufen ist, werte ich dies als Boten des holden Glücks und bin mir fast sicher, dass wir am nächsten Tag den Berg finden werden.

© Ulli 2006
Flamingo-Lagerplatz …

Der traumhafte Blick am Morgen ist durchaus dazu geeignet, mich in diesem Gefühl zu bestärken. Noch kann ich schließlich nicht ahnen, dass die Besichtigung der achthundert Vulkane reiner Wunschtraum bleiben wird …

© Ulli 2006
Bei so einem Anblick steht man doch gerne auf …

In dem in mehrfacher Hinsicht windigen Kaff Barrancas haben wir tags zuvor nämlich nichts ahnend etwas getankt, das mitnichten die Bezeichnung „Diesel” verdient und dazu führt, dass uns mitten in der Einöde eine Pferdestärke nach der anderen verlässt.

© Ulli 2006
Ob sich durch Reinigung der Dieselpumpe wohl ein paar Pferdestärken zurückbringen lassen?

Mit diesem „Diesel”-Wasser-Dreck-Gemisch kommen wir nicht nur nicht mehr wirklich weiter, das Gebräu hat leider auch im Motor einiges durcheinander gebracht.

© Ulli 2006
Das sollte hier mal ein Tankstellenbesitzer sehen!

Nur mit scharfsinniger, äußerst ausgeklügelter McGyver-Technik - nicht ohne dabei mehrfach den Geschmack von Diesel kennen zu lernen - bezwingen wir mit einigen dadurch herausgeschundenen Pferdestärken die nächsten Steigungen und erreichen Mallargüe, den nächstgrößeren Ort.

© Ulli 2006
Selbst ein Kugelschreiber fand in unserer Konstruktion Verwendung …

Dort verbringen wir einige romantische Tage in diversen Werkstätten …

© Ulli 2006
Hier die Werkstatt eines weniger netten Mechanikers … (absolut kein typischer Argentinier; die waren nämlich ansonsten alle wahnsinnig sympathisch!)

Wirklich reparieren kann unser Gefährt aber auch hier niemand (weder sehr nette noch weniger nette Mechaniker …). Also müssen wir in den wiederum nächstgrößeren Ort. Schweren Herzens entfernen wir uns also noch weiter von Anden:

© Ulli 2006
Zuerst geht es noch eine Weile an den Anden entlang …

© Ulli 2006
Der Blick nach rechts zeigt jedoch bereits, in welche Richtung wir müssen…

© Ulli 2006
Von den Bergen in die platte Ebene …

Wie zum Trost finden wir mitten in der Pampa in einer eher zwielichtigen kulinarischen Absteige den wohl meist fotografierten Berg der Welt:

© Ulli 2006
Logisch, dass wir uns dort niederlassen mussten, oder?!

Wie es uns auf der weiteren Suche nach dem Berg erging und welche Abenteuer noch zu bestehen waren, wird in der nächsten Folge von „Auf der Suche nach dem Berg” verraten. Da mir derzeit jedoch leider kein Co-Autor zur Unterstützung zur Verfügung steht, muss ich diesbezüglich noch um etwas Geduld bitten.

Mit besten Grüßen
Ulli

Zu Teil 2 und Teil 3.

 

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