Monatstour Juli: Innsbrucker Klettersteig


Nachdem Alex leider seine leichten Nordwände absagen musste, kam Gisela auf die Idee, den Innsbrucker anzugehen. Weil die Wetterfrösche erst für Sonntag stabiles Schönwetter avisisiert hatten, sollte am Samstag erstmal was "Kleines" gemacht werden. Also ohne übertriebene Eile nach Innsbruck und das Auto an der Hungerburg deponiert.

Der Aufstieg zur Höttinger Alm wurde durch vollreife Walderdbeeren versüßt. Gisela hatte ihre helle Freude.

© bernidOz 2005

Als Tagesziel hatten wir das Brandjochkreuz 2268m angepeilt. Dummerweise fing es an zu tröpfeln, um dann unterhalb des Achselbodens in einen heftigen Schauer überzugehen. Berni fing an zu maulen ("... Spaß macht das nicht ... ich glaub', ich dreh lieber um..."). Gisela war natürlich unerbittlich ("ist doch toll, da kann man sich besser auf die Blumen konzentrieren..."). Und auch Christine zögerte nur unmerklich. Als die beiden loszogen, gärte es in Berni ("jetzt bloß nicht den Hasei machen, bloß nicht den Hasei machen...") und stapfte reumütig hintendrein. Nach 1500 Höhenmetern dann tropfnass aber glücklich am Gipfelkreuz.

© bernidOz 2005

Wieder zurück auf der Alm wurde erstmal der Kachelofen mit nassen Klamotten belegt. Die Höttinger Alm (privat) ist recht urig, das Essen ist gut und Preise sind zivil. So hatten wir einen gemütlichen Abend, der mit einem längeren Plausch mit Bernhard, dem Hüttenwirt, endete. Bernhard ist wirklich nett und kennt die Inntalkette wie seine Westentasche. Und am Sonntag um 6 Uhr hat er uns, schon in Bergklamotten, Kaffee gebracht.

Eigentlich wollten wir ja zur Seegrube aufsteigen, aber Berni wurde durch einen Bullen mit meterlangen Hörnern so abgelenkt, dass wir die Abzweigung verpasst haben und uns direkt auf den Frau-Hitt-Sattel zubewegten. Also aus der Not eine Tugend gemacht: Wir drehen die Laufrichtung einfach um; wer braucht schon eine Aufstiegshilfe! Kaum waren drei Stunden vergangen, standen wir aufgebrezelt vor dem Einstieg.

© bernidOz 2005

Erst ging es noch recht zahm um Frau Hitt herum, aber dann das: 25m Direttisima an Drahtbügeln durch die leicht überhängende Wand auf die westliche Sattelspitze. Der Weiterweg duch phantastische Türmchen über Grate und Wände bleibt technisch anspruchsvoll.

© bernidOz 2005

Kaum waren vier weitere Stunden vergangen, saßen wir auf der östlichen Sattelspitze und schauten auf den Weiterweg. Bislang waren wir praktisch allein unterwegs, aber in der Ferne war zu erkennen, dass der Inhalt der ersten Seilbahnen uns bald entgegenströmen würde.

© bernidOz 2005

Der schwierige Teil des Klettersteiges (KS4) lag nun hinter uns. Der Aufstieg zur Kemacherspitze erinnerte sehr an Rush Hour, aber Gipfelrast muss sein:

© bernidOz 2005

Mittlerweile war der Zeitplan endgültig im Eimer, aber bis zur letzten Seilbahn werden wir es schon noch locker schaffen. Also erstmal wieder runter auf die Seufzerbrücke.

© bernidOz 2005

Der Gegenverkehr ist nun "durch" und wir kraxeln über westliche, mittlere und östliche Kaminspitze und Seegrubenspitze. Zum Schluss nochmal ein Steilabstieg, und dann im Schweinsgalopp zur Bergstation, denn aus den Lautsprechern tönte sowas ähnliches wie "Lezter unf finaler Aufruf für Passagiere mit dem Ziel Hungerburg. Bitte begeben Sie sich unverzüglich zum Gate".
Puh, das war knapp, denn die Aussicht 1400 Höhenmeter Talhatsch ist nach gut 10 Stunden Tour wenig verlockend. So blieb noch Zeit für eine ordentliche Stärkung mit Schnitzel, Pizza und Spinatknödeln.

Fazit: Toller Klettersteiggenuss, wobei der östliche Teil hauptsächlich aus Genusskraxeln besteht. Der westliche Teil ist deutlich anspruchsvoller und landschaftlich atemberaubend. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist unerlässlich, für den westlichen Teil kann ein wenig Klettererfahrung nicht schaden. Und bloß nicht den Helm vergessen, denn Karwendelkalk ist bröselig!

bernidOz

 

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