Lawinen-Auffrischungskurs der Sektion Alpen.Net - 26.-28.12.2007


Am späten Vormittag des 26.12.2007 treffen sich Paul & Lamπ™ in Weerberg mit Hasei, um sich von letzterem die Kenntnisse im Vermeiden, Aufspüren und Ausgraben von Lawinenverschütteten mal wieder so richtig aufpolieren zu lassen.

Nachdem Anna auch noch den richtigen Parkplatz gefunden hat, geht es auch gleich los. Nur keine Zeit verlieren. Von wegen erst auf die Hütte und dann langsam zur Ausbildung übergehen. In funkelnden, riesigen Schneekristallen ziehen wir Spuren den einem von Hasei gehaltenen LVS-Gerät ausgehenden Feldlinien nach. Während Lamπ™ noch mit einem prähistorischen Ortovox F2 unterwegs ist, ließen sich Anna und Paul nicht lumpen; hochmoderne 3-Antennen-Geräte nennen sie ihr Eigen. Dem entsprechend fällt auch das Ergebnis aus. Lamp™'s Spur gleicht eher einer Donauwelle, während Anna und Paul wie eine Eins auf das Hasei'sche LVS-Gerät zukommen.

Auch am Weg zur Weidener Hütte wird schon fleißig "Wer findet zuerst das Signal" geübt. Hier ist das F2 allerdings geringfügig im Vorteil.

Nach 2 1/2 Stunden Aufstieg (davon etwa 2 Stunden grauer Theorie) wird natürlich nicht ausgespannt, sondern nur kurz eine Suppe eingeworfen und 1-3 Weißbier zwischen die Augen befördert (Druckbetankung) und dann gehz sofort wieder raus. Bei mit abnehmendem Tageslicht zunehmender Dunkelheit suchen wir "unsere" ersten Verschütteten. Jeder soll ein Mal Chef spielen, ein Mal die Feinortung übernehmen und ein Mal sondieren.

Weil es natürlich kein Anfängerkurs ist, lässt sich Hasei auch zwei Mal irgend eine Fiesität einfallen. Beim ersten Mal ist das noch nicht nötig, weil wir da noch durcheinanderlaufen wie aufgescheuchte Hühner. Das zweite Mal laufen wir am "Lawinenfeld" an einem Handschuh vorbei, das dritte Mal ist noch ein zweites LVS-Gerät vergraben, das wir -natürlich- nicht suchen.Also: Bei Ausgegrabenen LVS-Gerät abschalten!

Wer jetzt denkt, danach geht es erst zum Abendessen & dann ins warme Lager, kennt weder Hasei noch die baufälliger Hütte. Bis 23 Uhr werden die zu Lawinen führenden Einflussgrößen und die dauraus resultierenden Konsequenzen für die Tourenplanung umfassend besprochen, nebenbei wird das Abendessen zugeführt.

Am 27.12. geht es nach einer durchaus unbequemen Nacht im kalten und zugigen Lager mit defekter Heizung und einem wunderbaren Frühstück aus einem riesigen Büffet gegen 9 Uhr 30 auf Tour Richtung Nafingköpfl. Stellenweise sollen wir selbst spuren, an einer Stelle wird gezielt von der schon vorhandenen Spur abgewichen, weil eine Lawinenwarnstufe 1 (von 5) natürlich auch das Durchqueren von Rinnen ermöglicht, was bei höherer Lawinenwarnstufe i.d.R. mit dem Tode bestraft wird.

Hasei hat es nicht leicht - es bedarf einiger Versuche, eine Stelle zu finden, an der man eine Gleitschicht sichtbar machen kann. Wir besprechen ausgiebig die Historie des Schneefalls.Anschließend üben wir Mehrfachverschüttung (besser: deren Auflösung) mittels Dreikreis-Methode.In einem Fall stellt sich Hasei als vierter Mann zur Verfügung, spielt dabei aber den, der nicht mal weiß, wie man enen Notruf absetzt. In zwei anderen Fällen ist noch ein drittes LVS begraben, (und keiner hat's gemerkt. Also: s.o.). Zur allgemeinen Verwunderung klappt die Punktortung mit Lamπ™'s F2 (anfänglich) besser als mit den Digitalgeräten von Anna & Paul. Dafür zeigt das alte Teil kein drittes Signal.

Anschließend kommt noch das Sondieren an die Reihe. Hasei selbst legt sich in eine Nische, in der wir Schuh, Rucksack, Thermoskanne und Auge mit der Sonde ertasten dürfen.

Endlich legen wir die letzten 200 Meter zum Gipfel zurück, Schneeschuhläufer und Skifahrer auf unterschiedlichen Wegen, jedoch erreichen wir alle vier den Gipfel rechtzeitig zum Beginn der astronomischen Dämmerung. Nach der obligatorischen fotographischen Dokumentation des Gipfelsieges geht es auf getrennten, aber einiger Maßen parallelen Wegen zurück zur Hütte- Anna und Lamπ™ auf Schneeschuhen, Hasei bringt dem Paul noch das Abfahren im Tiefschnee und bei Nacht bei.

Nach dem leckeren Essen gibt es noch ausgiebige Manöverkritik bis hin zur Erwähnung der ersten Hilfe. (z.B. Verschüttete nicht reanimieren) Anschließend planen wir die Tour für morgen.Wir wollen so tun, als würde Warnstufe 3 herrschen damit es ja nicht zu langweilig wird. Wir erfahren alles über Auslaufbereiche und warum die Tour im FÜHRER nur bis Warnstufe 2 erlaubt ist, wir aber dennoch diesen Teil bei Warnstufe 3 gehen können....

Am 28.12. ist die Wirtin krank, und so müssen die Kursleiter in der Küche aushelfen.

So kommen wir erst kurz vor 10 Uhr los Richtung Hippoldspitze. Wir wollen so tun, als würde Warnstufe 3 herrschen (s.o.). Zuerst führt Paul die endlose Querung zur Grafennsalm, anschließend (also nach Hasei's Beurteilung) spielt Lamp™ Führer.

Nach einer nicht enden wollenden Diskussion über Sommer- und Winterweg gehen wir den "normalen" Winterweg, denn der einzige bei Warnstufe 3 erlaubte Weg geht durch ein jetzt mit zu wenig Schnee gefülltes, steiniges Bachbett. Ab dann geht es vergleichsweise reibungslos weiter, wir verfolgen die Spur einer der Personen, die "krankheizbedingt frühpensioniert wurden, anschließend wundersam genesen sind und seitdem täglich 2000 Höhenmeter aufschlupfen". Das Verlassen der Spur führte noch mal zu einer heftigen Diskussion, eine halbe Stunde später darf sich Anna "den symbolischen Schnauz ankleben". Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir um 15 Uhr den Hippoldsattel und damit erstmals eine andere Aussicht als dieses schattige Tal, in dem wir die letzten beiden Tage verbrachten.Für solche Momente macht man das schließlich.Wir begießen den von Hup(f)schraubereinsätzen freien Ausgang des Kurses mit einer leckeren Flasche französischen Fusels Rotweins.

Nach einer kurzen Abschlussbesprechung gehen Hasei und Paul weiter zur Lizumer Hütte, Anna & Lamπ™ gehen zurück zur Weidener Hütte, um dort die Tour mit einer Rodelabfahrt zum Auto zu krönen.

Ich danke Hasei für die Geduld mit uns dreien und dafür, trotz Nichterreichens der Mindestteilnehmerzahl den Kurs überhaupt statt finden zu lassen. Wir haben viel gelernt, und vor allem haben wir die Erkenntnis nach Hause genommen, dass es am besten ist, gar nicht erst Bestandteil einer Lawine zu werden. UNd die 3 Tage sind wirklich bis zur letzten Minute ausgenutzt worden.

Die Hütte hat sehr gutes Essen, ich hoffe, dass mit dem Neuausbau der Hütte der Wirt wenigstens der alte bleibt. Die Kaspressknödel sind einzigartig. Eine Suppe mit zwei Knödeln reicht für einen Normalesser (also nicht für mich) als Hauptspeise. Das Frühstücksbüffet enthält Teewasser zum Mitnehmen.Vorratsesser brauchen tagsüber nichts mehr.

Nur sollte in diesem Winter für Lagerübernachtungen ein guter Winterschlafsack mitgenommen werden.

Lamπ™

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