Monatstour September 2005: Mannlgrat und Schusterroute


Von Göll kommt der Vorschlag, es nun doch noch einmal mit seinem Namensvetter zu versuchen, da das Wetter endlich mal auch am Wochenende okay sein soll…
Göll bringt Mike am Samstag abend ins Berchtesgadener Basislager, er selber hat allerdings eine Übernachtungsmöglichkeit in Hallein. Und noch einen Gast erwarten wir fürs Basislager:
Die Bergheldin der Sektion hat es sich nicht nehmen lassen, erst Montag vom Mustagh Ata zurück, will Andrea trotzdem unbedingt mitkommen. Irgendwas hat sie gemurmelt von Wiesen, Bäumen und Bergen ohne Schnee - so ganz verstanden haben wir nicht, was sie meint, aber egal!

Am Sonntag soll der stabilere Tag sein, die Hochnebel sich verziehen, also perfekt!

Ausgemacht ist 8h am Parkplatz vor der Mautstation der Roßfeldstraße - dort wollen wir nicht nur wieder mit Göll zusammentreffen, auch ein gewisses Phantom soll zu uns stoßen. Mein Anruf beim Phantom um 8h10 wird mit "Sch…, verschlafen" beantwortet, darauf folgt ein kurzer Orientierungsversuch in einem unbekannten Wohnzimmer und mein Einwand, daß Andrea jetzt ziemlich enttäuscht sei, verwirrt das Phantom noch mehr, was aber offensichtlich nicht an unserer Andrea liegt ;-)

Tja, so haben wir etwas Zeit vertrödelt, uns aber mittlerweile darauf geeinigt, den Mannlgrat für den Aufstieg und die Schusterroute für den Abstieg zu wählen. Also könnten wir ja auch die Aufstiegshilfe… Lisanne schwärmt ja immer so davon, und hier handelt es sich ja sogar um einen komfortablen Bus, die Straße soll ja auch sehenswert sein…

Also wieder zur Abfahrtsstelle fahren, Auto parken, Sachen packen und los zum Bus. Einer fährt vor unserer Nase weg, der Fahrplan ist also offensichtlich nicht verbindlich? Egal, wir lassen uns Zeit, schlendern gemütlich zur Kasse - und trauen unseren Augen nicht: Einfache Fahrt 11,50 €, Rauf und Runter 13,50 €… pro Person!!!
Dann lieber doch zu Fuß, das ist schließlich ein Bus und keine Limousine.

Damit wir aber nicht mehr allzu viel Zeit verlieren, nehmen wir die mautpflichtige Roßfeldstraße, zu fünft im Auto kostet das wenigstens nur 10 &euro insgesamt. Wir parken an der Enzianhütte, wo wir runterkommen werden und machen uns auf der alten Kehlsteinstraße an den Aufstieg.
Die ist asphaltiert, echtes Bergfeeling kommt noch nicht auf, allerdings ist es landschaftlich sehr schön. Der Hochnebel verzieht sich auch, wir sehen blauen Himmel, aber kurz vorm Gipfel ziehen wieder neue Wolken von unten herauf.

© Pet 2005
Reißt´s jetzt auf oder nicht?

Nach etwa 1h30 sind wir oben, den Lift lassen wir natürlich auch links liegen - der kostet sicher auch noch mal extra?!
Oben Touri-Alarm ohne Ende, die Terrasse ist voll besetzt und der Kiosk erinnert an einen Berg-MacDoof, es gibt Hamburger…

© Pet 2005
Gipfelrast am Kehlstein mit lauter reichen Bustouristen

Wir machen trotzdem eine kurze Pause ohne Einkehr, Stärkung mit Müsliriegel, Panorama ist Fehlanzeige. Eigentlich wollten wir unseren Balkon von oben suchen, von dem wir den Kehlstein ja so schön im Blick haben…
Aber der Nebel lässt keinen Talblick zu, den Watzmann erkennt man auch nur, wenn man weiß wo er sein muss. Aber nach ernsthaften Wolken sieht es eigentlich nicht aus, Nebel eben.

Gegen 11h gehen wir weiter, am Gipfelkreuz vorbei Richtung Mannlgrat, bis zum Einstieg dauert es eine Weile und nun fangen wir doch an, über das Wetter nachzudenken.
Ab und an reißt es auf, und man kann dann sehen, dass sich am Watzmann und Hochkalter Wolken auftürmen - nicht wirklich ideal für einen Klettersteig. Aber eigentlich soll es ja nachmittags eher besser werden. Was tun?

Im Moment sieht das wenige, das man sieht, so aus, als ob es noch eine Zeitlang stabil bleibt. Wir beschließen also, noch eine halbe Stunde weiterzugehen und dann erneut zu entscheiden. Noch später wäre Umkehren die schlechtere Option.

© Pet 2005
Tarkan macht sich gut an seinem ersten Klettersteig!

Der Steig ist wunderschön, gut gesichert, aber von etwaiger Ausgesetztheit merken wir nichts, die Sicht ist einfach nicht gut genug. Die meisten anderen Bergsteiger gehen ohne Klettersteigset, aber wir haben ja einen Anfänger dabei und sichern uns daher alle brav - und es gibt auch Stellen, an denen ich froh darüber bin, weil ich einfach keinen Tritt finde, und mich nur am Drahtseil entlanghangeln muss.

© Pet 2005
Interessante Route, leider immer noch ohne Tiefblicke…

Es geht schön auf und ab, um die Mannltürme herum, sogar mit einer Kriechstelle, an der die Felsen Tunnel und Höhlen bilden - macht sehr viel Spaß!

© Pet 2005
Das ist doch was anderes als chinesisches Wellness-Bergsteigen ;-)

© Pet 2005
Macht Spaß!

© Pet 2005
Da ist er irgendwo, der Mannlgrat…

Nach der vereinbarten halben Stunde ist es scheinbar heller geworden, die Wolken reißen immer wieder kurz auf, aber so richtig frei wird es nicht. Wir beschließen, dass es stabil genug ist und gehen wie alle anderen weiter. Mir scheint, dass sich sowieso niemand außer uns Gedanken um das Wetter macht.

Allerdings wollen wir auf den Gipfel verzichten, da sich das letzte Stück zum Hohen Göll doch noch ganz schön hinziehen soll. Wir werden also weitergehen bis zum Abzweig der Schusterroute und über das Purtschellerhaus absteigen.

Das Gelände zwischen Ausstieg des Mannlgrates und Abzweig zeigt schon, warum die letzten 45min. im Führer als "ermüdend" beschrieben werden. Wir wollen jetzt aber endlich eine Pause machen und uns stärken, seit dem Kehlsteinhaus sind wir schon eine ganze Weile unterwegs, aber zuletzt ist die Sonne richtig durchgekommen und wir haben blauen Himmel gesehen!

Und vor uns gehen immer noch Leute Richtung Gipfel. Wir wollen aber trotz Wetterbesserung absteigen, doch plötzlich ziehen wieder dichte Wolken auf und es donnert…
Jetzt aber schnell, wir machen uns auf, steigen sehr zügig in die Schusterroute ein, am Anfang ist hier wieder Drahtseil, das ist ja nicht wirklich angenehm, wenn jetzt das Gewitter kommt…

© Pet 2005
Schneller Rückzug auf der Schusterroute

Mir macht das ganz schön Angst, ich habe schlechte Erinnerungen an Gewitter am Berg. Nach einer Weile sind die Seilsicherungen zuende, aber das hilft mir in meiner Nervenkrise nicht wirklich weiter, es geht auch ganz schön runter hier Richtung Wilder Freithof…

Das Donnern hat sich schon lang wieder verzogen, ein Gewitter scheint nun wirklich nicht mehr zu kommen, aber ich brauche trotzdem eine Pause und muss erst mal wieder beruhigt werden, komisch wie schnell einem die Nerven einen Streich spielen!

Aber auch das vergeht wieder, wir fünf sind ein gutes Team, Göll übernimmt die Führung, um Tarkan braucht sich sowieso niemand zu kümmern, der kraxelt hier rum, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte - von Höhenangst keine Spur!

Und am Ende des Tages werden unsere Wünsche erfüllt, wir erreichen das Purtscheller Haus bei Sonnenschein und können unsere Russnhalbe auf der Terrasse genießen

Der Abstieg zum Eckersattel führt durch ziemlich fiesen Matsch, ab dort geht es dann nur noch die Forststraße runter bis zum Auto. Und da wir die Maut ja schon bezahlt haben, fahren wir noch weiter rauf, wo wir den Mannlgrat noch einmal fast komplett überblicken können.

© Pet 2005
Wenigstens aus der Ferne können wir unseren Grat noch einmal bewundern!

Es war eine schöne Tour, und eigentlich sind wir mit unserer Beurteilung des Wetters ja nicht falsch gelegen. Trotzdem werd ich mir beim nächsten Mal doch wieder eine Tour ohne Eisen und mit Rückzugsmögklichkeiten aussuchen, wenn das Wetter nicht wirklich stabil ist.

Am Mannlgrat waren wir sicher nicht zum letzten Mal, und auch der Göll steht weiterhin auf der Liste - aber da gibt es ja viele Routen… der Altvorsitzende hat einmal gesagt, dass die Ziele nicht weniger werden mit jeder Tour, sondern immer mehr ;-)

Es hat Spaß gemacht und ich freue mich schon auf die nächste Monatstour!

Pet

 

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