Die SAN Monatstour im September 2004


Gipfelsammeln in den Kitzbühelern

Am Sonntag, den 05.09. ist es soweit: die erste SAN Monatstour wird durchgeführt!
Nach dem Treffpunkt am Autobahnparkplatz bei Rosenheim erreicht uns im Auto auf dem Weg in die Kitzbüheler die Nachricht von Hasei, dass Tina verletzt ist, und er umkehren muss. Also bleiben wir zu viert: Renntier Karsten, die zwei Zotteltiere Chelly und Yak sowie Pet.

Vom Parkplatz an der Gamskogelhütte (für Nachgeher: von Westendorf Richtung Vorderwindau/Windautal, nach einigen Kilometern über eine Mautstraße - 3 Euro - bis zur Gamskogelhütte auf 1.119m) geht es zunächst über eine Wiese zur Tagweidalm. Und hier zeigt sich bereits der Charakter der Tour: wir müssen uns zwischen den Häusern, Gänsen, Hühnern und Kühen durch den Matsch kämpfen, der uns auf der wasserreichen Tour nie ganz verlässt...
Wir folgen einem netten Pfad, der uns doch ordentlich ins Schwitzen bringt, bis wir auf etwa 1.480m auf eine Forststraße stoßen. Nach zwei Kehren verlassen wir den Normalweg zum Gamsbeil und folgen der Forststraße Richtung Norden, wo bald eine erneute Schlüsselstelle auftaucht: das Überklettern eines durch Unmengen an Stacheldraht gesicherten Weidetores, das zusätzlich mit einem Schloss versperrt ist, offensichtlich ist der Durchgang von Wanderern hier unerwünscht. Das hält uns aber natürlich nicht ab, wir verlassen die Straße aber kurz vor der Reichalm und schlagen uns ins Gelände, durch Alpenrosen und Blaubeersträucher bis zu einem wunderschönen Frühstücksfelsen. Bis hierher sind wir schon etwa zwei Stunden unterwegs und die Wolken scheinen uns heute keine überwältigende Fernsicht gönnen zu wollen.

Nun geht es weiter über einen Rücken, bis wir den Kamm am Kleinen Tanzkogel auf 1.974m erreichen. Danach folgen wir nur noch dem Kamm. Der erste Gipfel mit Kreuz ist der Große Tanzkogel (2.097m), den wir ein paar Minuten später erreichen.
Obwohl selbst Hasei keinen markierten Weg auf der Karte finden konnte, der hier heraufführt, scheint es ein echter Modeberg zu sein, heute haben sich bereits zwei Leute vor uns ins Gipfelbuch eingetragen!

Am Großen Tanzkogel, © Yak 2004
v.l.n.r.: Karsten, Pet und Chelly am Gipfel des Großen Tanzkogel, im Hintergrund der unbezwingbare R2 umhüllt von drohenden Wolken

Nun geht es weiter zum nächsten "Gipfel" auf der Liste, dem Schwarzkarkogel (2.089m), der nur durch einen Steinhaufen markiert wird.

Die letzten Meter zum Schwarzkarkogel, © Yak 2004
Kurz vorm Schwarzkarkogel

Hier sehen wir schon, dass uns ab nun ein munteres Auf und Ab erwartet, der Kamm ist nicht ganz so gemütlich wie der auf der anderen Seite des "R2", den wir von einer Tour im Mai kennen. Nach einem unbenannten Zwischengipfel (aber auch ein 2000er, 2.005m laut Karte) stehen wir bald auf dem Westerachkopf (2.096m), endlich wieder einem "echten" Gipfel mit Kreuz.

Am Westerachkopf, © Yak 2004
Karsten trägt uns pflichtgemäß ins Gipfelbuch ein

Hier gibt es mal wieder eine kurze Pause, denn das warme Wetter macht nicht nur uns Menschen durstig:

Durst! © Karsten 2004
Endlich Wasser!

Und wir stellen fest, dass es sich nicht nur um eine Modetour, sondern offensichtlich auch um eine in gefährlichem Gebiet handelt: Zwei Menschengruppen kommen uns auf diesem Gipfel entgegen, die alle zu ihrem Schutz einen Hund dabeihaben... Lediglich ein Einheimischer traut sich die Tour alleine zu ;-)

Nun wird der Grat interessanter, man kann wirklich von einem Grat reden, der schmaler und schön geschwungen zum nächsten Zwischengipfel führt. Zwar verlässt eine Pfadspur den Grat um den Muggel zu umgehen, aber die Weichei-Variante ist nichts für uns, Gipfel müssen her, auch wenn sie namenlos sind!

Das schönste Stück der Tour beginnt, © Yak 2004
Der interessanteste Teil der Tour beginnt und das Gamsbeil (der kleine Felsgipfel in der Bildmitte) rückt näher, im Hintergrund Speik- und Steinkogel

Es geht hinab zu einer Scharte, und nun sehen wir sogar wieder Markierungen, links im Talkessel liegen ein paar Almhütten, wir kommen scheinbar wieder in die Zivilisation. Trotzdem schaffen wir es, uns zu verlaufen, der Weg führt in einem Linksbogen um den nächsten Buckel herum, kommt uns komisch vor, also mal wieder ins Gelände und die Direttissima!
Im weiteren Verlauf wird der Grat nun felsiger, es gibt aber noch eine Steigspur, diesmal entscheiden wir uns für diejenige, die vom Grat wegführt - wir sehen von hier aus nicht, ob der Weg durch die Felsen auch weitergeht. Die Steigspur verliert sich allerdings in einem steilen Grashang, wir müssen eine Felsrippe übersteigen, dann einen weiteren steilen Grashang mit wenig Tritten hoch zum Grat. Dieser Teil ist bei Nässe durchaus gefährlich, bei oder nach Regen sollte man also doch lieber den Gipfel links umgehen bis man auf den Normalweg stößt, der direkt von Süden hinaufführt.

Dies ist das Stück, das man umgehen muss. Mit Trittsicherheit aber kein Problem, sogar Hunde können hier hoch:

Blick zurück vom Gamsbeil, © Karsten 2004
Das letzte Stück zum Gamsbeil, schwierigste Stelle im Grat

Chelly, Karsten und Rolf (hinter der Kamera) sind schon oben...

Am Gamsbeil, © Yak 2004
Am Gamsbeil (2.169m)

...während Pet noch die letzten Meter am Gipfelgrat bewältigt:

Gleich geschafft! © Yak 2004
Pet kurz vorm höchsten Punkt der heutigen Tour

Wohlverdient noch eine kurze Gipfelrast am Gamsbeil (2.169m laut Karte, 2.168m laut Gipfelbuch). Zum Glück sind wir alleine, der Gipfel bietet auch nicht wirklich viel Platz, und Chellys neugierige Blicke zu den Schafen im Tal bringen sie schon ganz schön nahe an den Abgrund...

Am Gamsbeil-Gipfel, © Karsten 2004
Und wieder einmal zieht eine Wolke über uns hinweg und lässt den Venediger nur erahnen...

Dann folgen wir dem Normalweg hinunter nach Süden in die nächste Scharte. Von hier würde es wieder hinaufgehen zur Geige (2.084m), dann über den Speikkogel (2.232m) entweder zum Steinkogel (2.299m) oder direkt zum Gamskogel (2.206m). Der Weg wäre in etwa nochmal so lang wie von den Tanzkögeln hierher - wir sind bereits etwa 3,5 Stunden in gemütlichem Tempo unterwegs - und nachdem wieder einige Zwischenabstiege und Gegenanstiege zu bewältigen sind, dürften nochmal an die 300 Höhenmeter zusammenkommen. Also fordert Pet den Abstieg, zumal die Gamskogelhütte nur bis 18 Uhr geöffnet hat und etwas von Forellen außen dranstand...

Eigentlich wollten die Herren noch weitergehen, aber der Vorschlag, sich zu trennen findet dennoch keine Zustimmung - vielleicht war der Ruf nach dem Radler doch größer?
Wir machen uns also an den Abstieg, und stellen fest, dass Unmengen an Markierungen noch lang keine Orientierung zulassen, wir finden immer wieder ein paar rote Punkte, verlieren den Weg wieder, sehen Markierungen hinter und über uns, aber nie vor uns... Also wieder querfeldein, durch die bereits bekannten Nasswiesen mit wassergefüllten Löchern hinunter zu einer zerfallenen Alm, bei der wir dann den - nun wirklich gut markierten und durchaus seniorentauglichen - Weg zurück ins Tal finden.

Am Abstieg, © Yak 2004
Durch diesen Hang dahinten sind wir irgendwie runtergekommen, nun geht's am Bach mit netten kleinen Wasserfällen und Gumpen abwärts

Die Gumpen im Bach sind badetauglich, aber die Wolken verdecken immer mal wieder die Sonne und es geht ein leichter Wind, also möchte doch keiner reinspringen, außer Chelly natürlich!

Abstieg, © Karsten 2004
Bierdurst macht Beine!

Der Weg kommt zur Miesenbachalm, hier schließt sich der Kreis und wir treffen wieder auf die bereits bekannte Forststraße. Die Alm muss normalerweise durchquert werden, wir gönnen den freilaufenden Truthähnen aber ihren Seelenfrieden und gehen mit Chelly lieber außenrum, wobei uns endlich der Kuhmatsch wieder hat...
Der Rest des Weges ist bekannt, leider nicht weniger schlammig als heute morgen, und nach etwa 8 Stunden erreichen wir die Gamskogelhütte und gönnen uns das wohlverdiente Bier.

Fazit: Die erste SAN Monatstour war ein voller Erfolg, insgesamt wurden 6 Zweitausender bezwungen (schade, dass Habicht nicht dabei war, der will doch schon lang mal einen Zweitausender...).
Die Kitzbüheler Alpen sind ein wunderschönes Gebiet mit jeder Menge Kämmen, die meist gemütlich viele nette Gipfel verbinden und auch keine Orientierungsschwierigkeiten bieten. Wir kommen bestimmt wieder und beenden die Runde!

Wir hoffen beim nächsten Mal noch auf eine etwas größere Beteiligung und sind gespannt, wo die nächste SAN Monatstour hinführt! Vorschläge bitte ab sofort im Forum einstellen!

Bericht von Pet, Fotos von Karsten und Yak

P.S. Der R2 ist der Große Rettenstein, den wir bisher zweimal nicht erreichen konnten, da wir uns immer Jahreszeiten mit ordentlich Schnee ausgesucht haben. Inzwischen musste ich feststellen, dass ein Besteigungsversuch im Sommer ohne Schnee bei meinen Bergsteiger-Kollegen als unsportlich verpönt ist. Oh Rettenstein, werden wir dich je bezwingen?


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