Bergtour Vomper Loch / Karwendel vom 7.-8. Juli 2007


Wir waren zu viert: Ich kam mit dem Fahrrad von Schechen - Mintsberg nach Rosenheim zu Michael (unser Tourenführer/DAV-Fachübungsleiter) und seiner Ehefrau Andrea. Wir setzten uns in Michaels Auto und holten Jürgen (daheim in Bad Endorf) am Rosenheimer Bahnhof ab. Es ist 6.30 Uhr, Michael betet für uns und das Gelingen unserer Tour. Er hatte die Idee zu dieser Bergtour; er führte uns diese zwei Tage und er chauffierte uns mit seinem Auto sicher ins Karwendel und wieder zurück.
Route: Vomperbach - Vomper Loch - Überschalljoch - Hallerangerhaus - Speckkarspitze (2621m) - Halltal - Absam

1.Tag: Vomperbach - Hallerangerhaus

vomperloch01.jpg Michael stellte in Vomperbach/Gde. Terfens (560m) gegen 8 Uhr sein Auto ab, wir zogen unsere Bergschuhe an, schulterten unsere Rucksäcke und gingen los. Vor einem schönen Bauernhof machte Michael ein Foto von uns, so wie er auf der gesamten Tour immer wieder nach vorne unseren Blicken entschwand um uns zu photographieren.

Wir verließen die Asphaltstraße und wenige Augenblicke später waren wir schon eingestimmt auf den wildromantischen Charakter dieser Tour (Unverbauter Bach; Sand, Geröll, Felsen und weggespülte Wegstücke lassen die gewaltigen Kräfte des Wassers erahnen. Bei einem Wasserkraftwerk überquerten wir den Vomper Bach und kamen dann an einer Klause (so eine Art Staumauer mit Schleusentor) vorbei. Ab hier führte der Steig steil bergan zum Gasthaus Karwendelrast.

vomperloch02.jpg Es folgten einige hundert Meter Wirtschaftsweg und wir tauchten ein in den Dschungel des Karwendel. Karwendelmäßig waren wir immer noch im Tiefland (1000 - 1100m), aber das was ich sehen und mit Ehrfuhrcht geniessen durfte, sprengte sämtliche Maßstäbe die ich aus unseren bayerischen Vorbergen gewohnt bin. Schluchten über und unter uns, Wasserfälle, Kare, Felsbildungen, himmelsstrebende Felswände, Grate, Gipfel und was ich sonst noch alles gesehen habe. Highlights und Knaller in dichter Folge und das über viele Stunden.

vomperloch03.jpg Wir kommen in das Zwerchloch. (Ich vermute das „Loch“ ist in Tirol der Ausdruck für ein Urstromtal; das Profil in U-Form, da leisteten die Gletscher ganze Arbeit.) Es folgt der Ausstieg aus dem Zwerchloch nach oben über die Katzenleiter. Diese Steiganlage ist aus Holz gebaut mit Drahtseilversicherungen und führt durch eine steile bis senkrechte Wand. Der Weg führt als Trampelpfad in den Laubwald über (bzw) durch den Vomper Bach. Bei der geschlossenen „Hütte in der Au“ machten wir eine Pause.

 
vomperloch04.jpg vomperloch05.jpg

Wir kamen näher an die Nordwand des Bettelwurfmassivs und waren Zeugen einer Steinlawine, es krachte und staubte in ausreichender Entfernung von uns. Das Überschalljoch (1910m) ist der höchste Punkt den wir heute erreichen. Wir überqueren die hier sehr junge Isar und passieren die Hallerangeralm. Wir erreichen unser Übernachtungsquartier, das Hallerangerhaus (1768m) nach einer reinen Gehzeit von 8 - 9 Std. Auf diesem Weg ist keine Möglichkeit der Bewirtung oder Übernachtung gegeben. Es ist kurz vor 19 Uhr. Wir bestellen uns Getränke und Bergsteigeressen, dann ist duschen und schlafen angesagt.

2.Tag: Hallerangerhaus - Speckkarspitze - Absam-Eichat

Nach dem Frühstück und Auffüllen der Flaschen mit Wasser verlassen wir um 8.30 Uhr das Hallerangerhaus. Wir gehen über Geröllfelder an Felswänden vorbei, steigen über den Durchschlag (Steilstufe). Ein großes Kar, das Fehlen von Vegetation; ein Schneefeld und Sand, Geröll, Felsen in Farbtönen von grau mit einem Hauch gelb und braun zeigen mir wie unbedeutend und schwach wir auch sind. Über leichte Kletterstellen gelangen wir auf den Nordwestgrat und den Gipfel der Speckkarspitze (2621m). Wir machen 20 Minuten Pause

vomperloch06.jpg

Für mich interessant ist der Blick z. B. auf den Lafatscher mit seinem westlichen Kar (die Jochreisen), den Kleinen und Großen Bettelwurf, die Roßloch-Umrahmung. Die Fernsicht ist im Osten und Süden gut. Aus dem Nordwesten kommt eine Regenwand auf uns zu. Wir steigen mit leichten Kletterstellen über den Südwestgrat ab. Beim Klettern über ein kurzes senkrechtes Wandstück sind zwei Tritte ein bißchen locker und mir zu unsicher. Ich bekomme Angst, steige wieder nach oben und setze mich auf einen Felsabsatz. Über mir ist ein Felskopf. Um diesen schlingt Michael sein Seil und gibt es mir als Doppelseil in die Hand. Im Dülfersitz seile ich ab.

Es ist kalt geworden und wir bekommen ein paar Regentropfen ab. Beim Erreichen des Lafatscher Joches (2085m) kommen wir an einigen Dolinen vorbei. Wir finden eine schöne und gemütliche Wiese, die uns zu einer Pause einlädt. Das Wetter hat sich wieder mal geändert, die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Der Weg wird breiter. Im Issanger gehen wir nach links in das Isstal durch Wiesen, Bäume und Weiden. Auf einem Trampelpfad über Wurzeln und Stufen, teilweise schlitternd über Erde, Schlamm und Nässe. Der wilde Issbach rauscht herauf zu uns. Im Biergarten des Alpengasthauses St. Magdalena bestellen wir uns etwas zu trinken.

Michael verläßt uns, um per Anhalter und Zugfahrt zu seinem Auto zu gelangen, um uns in Absam-Eichat abzuholen. Wir steigen über den Fluchtsteig ab; vorbei an Abgründen, Drahtseilen und Felswänden. Das letzte Stück des Abstiegs sind noch 1km Asphaltstraße. Die letzte Pause heute ist für Jürgen und mich ein Bad im Issbach. Wir haben uns gerade wieder angezogen, da ist Michael auch schon mit seinem Auto da. Um 17.45Uhr verstauen wir Bergschuhe und Rucksäcke im Auto und fahren zurück nach Rosenheim. Am Bahnhof Rosenheim verabschieden wir uns um 19.15Uhr von Jürgen. Ich verabschiede mich von Michael und Andrea und trete meinen Heimweg mit dem Fahrrad an. Es hat leichter Regen eingesetzt.

Nachbetrachtung

Bei dieser Bergtour haben sich für mich wieder mal Grenzen verschoben. z.B: Ich lerne mich selbst besser kennen. Ziele setzen und erreichen. Auch wenn es schwierig wird einen klaren Kopf bewahren, konzentrieren und nicht aufzugeben. Müdigkeit und Zufriedenheit hat für mich etwas Schönes. Ich genieße das Bergerlebnis auch im Nahbereich bzw. wenn ich nur wenige Hundert Meter weit sehen kann. Es beginnt oft schon kurz nach Beginn der Tour bzw. Wanderung. Einsamkeit und Langeweile muß nicht sein!

vomperloch07.jpg

Peter Greger,83135 Schechen

 

zur Hauptseite


Copyright (c) 2007 Sektion Alpen.Net