Visions of Ecuador - Teil 1: Illiniza norte 5125m


Ein Bericht der versuchten und auch geglückten Besteigung des Illiniza norte in Ecuador. Mal zur Abwechslung nicht im Forum sondern als echte Seite auf unserer Homepage um flüchtigen Besuchern mal zu zeigen was sich alles so in unserem Forum findet. Da ich gerade aus Ecuador zurückgekehrt bin werde ich einfach mal in loser Folge über Erfolg und Scheitern an Illiniza, Cotopaxi und Chimborazo berichten, über schöne Bilder und schwere Entscheidungen....

Es ist früher Vormittag, vom Parkplatz auf ca. 3500m bis zum Lagerplatz auf etwa 3800m ist es angeblich nur eine knappe Stunde. Zur Akklimatisation legen wir den Weg mit leichtem Rucksack zurück statt mit den Allradfahrzeugen und unserem Gepäck und den Zelten mitzufahren. Nur ein Spaziergang und noch hält das Wetter. Bisher hat es jeden Tag fast pünktlich um 14:00 angefangen zu regnen, aber jetzt ist ja erst 11, also keine Gefahr. Der Weg führt an letzten Bäumen vorbei in die weitläufige Landschaft des Paramo, wie die Hochandensteppe in Ecuador genannt wird.

  

Vorbei geht es an blühenden Sträuchern und trockenen, teils dornigen Büschen und dem charakteristischen, harten Gras. Des öfteren zeigt sich im Hintergrund der Pasochoa (4206m), den wir vorgestern im Rahmen einer ersten Akklimatisationstour erwandert haben.

Natürlich stimmte die Zeitangabe nicht, zumindest nicht für noch unakklimatisierte Wanderer und als wir nach einer Stunde zwar nicht das Lager aber einen Punkt erreicht haben, von dem aus wir das Lager sehen können, beginnt es zu regnen. Erst leicht, dann mäßig, ausreichend um alles zu durchnässen. Die Zelte hat unsere Begleitmannschaft schon aufgebaut, prima Service, dummerweise sind die Teile nicht dicht, wie sich im weiteren Verlauf des Tages herausstellt, den aufhören zu regnen tut es selbstverständlich nicht mehr. Der Abmarsch morgen wird für drei Uhr früh angesetzt. Es sind 1300Hm zu überwinden und eine gehörige Distanz in der Ebene dazu, außerdem liegt wohl oberhalb von 4500m Schnee. Die Wolken sind bis zum Abend unverändert dicht und lassen keinen Blick auf unser Ziel zu. Nach dem Abendessen verkriechen wir uns in unsere Zelte und versuchen so zu liegen, dass die Wasserlachen die durch die undichten Zelte dringen, unsere Matten und Schlafsäcke nicht völlig durchnässen können.

Aufstehen um 3, kurz ein Frühstück herunterschlingen, die Sachen zusammenpacken und Aufbruch. Der Weg führt zuerst durch dicken, zähen, später durch tiefen, flüssigeren Morast, leicht auf und ab am Berg entlang. Was wir noch nicht wissen : Wir testen für den Reiseveranstalter eine neue Route, die ersteinmal um den halben Berg herumführt und wesentlich länger, anstrengender und schlechter zu gehen ist als die vom Normalanstieg über La Virgen aus. Das berührt uns vorerst nicht läßt doch der Regen nach. Mit Anbruch der Dämmerung beginnt es sogar aufzuklaren, ein hier häufiges, für uns trotzdem ungewohntes Phänomen.

Die Wolken geben den Blick auf den Cotopaxi frei der weit auf der anderen Talseite sein vergletschertes Haupt in den Himmel reckt. Wir kommen besser voran, denn wir sind inzwischen auf 4600m angekommen, hier liegt Schnee der in der morgendlichen Kälte eine griffige Unterlage liefert. Der Weg führt immer weiter am Berg entlang und gibt immer wieder Blicke in die Tiefe des Tales und zu gegenüberliegenden Bergen frei.

Die Stimmung der Mannschaft ist ausgezeichnet denn nach dem schlechten Wetter der letzten Stunden hätte kaum einer mit einer so guten Sicht gerechnet. Die Schneeschicht wird dicker, aber stellt noch keine Behinderung dar, dafür ein schöner Vordergrund, der die Tour gleich alpiner erscheinen läßt, normalerweise liegt am Illiniza norte kein Schnee.

Nach vier Stunden ist dann endlich das Refugio Nuevo Horizonte erreicht. Diese manchmal bewirtschaftete, aber ziemlich heruntergekommene Berghütte liegt auf 4750m Höhe in einem Sattel zwischen Illiniza norte und Illiniza sur. Den Südgipfel, der mit 5248m zwar nur wenig höher als der Nordgipfel, aber trotzdem stark vergletschert und ungleich schwieriger ist haben wir auf unserer Wanderung etwa zur Hälfte umrundet.

Nach kurzer Pause an der Hütte geht es weiter in die Südflanke über griffigen Schnee, recht schnell ansteigend zum Gipfelgrat. Hier treffen wir auf eine Gruppe des DAV Summit-Clubs deren Bergführer damit beschäftigt sind an einer ziemlich heiklen, absturzgefährdeten Passage ein Fixseil anzubringen. So sehr ich mich sonst über den Summit-Club amüsiere, so sehr muß ich neidvoll anerkennen, dass ein solches Seil doch einen netten Sicherheitsgewinn gebracht hätte. Unser Führer wählt einen anderen, nicht weniger ausgesetzten Weg. Ein paar Kletterstellen im IIer Bereich sind zwar an für sich noch kein Grund in Panik zu geraten. In vereistem und verschneitem Zustand und in einer Höhe von 5000m aber auf jeden Fall ein Anlaß mit äußerster Vorsicht zu Werke zu gehen. Fast die Hälfte unserer Gruppe beschließt dann auch auf die letzten hundert Meter zum Gipfel lieber zu verzichten. Das kommt fürs Yak natürlich nicht in Frage, so wild ists dann auch wieder nicht, reine Kopfsache. Erinnerungen an einen Abbruch bei besten Bedingungen am Olperer wegen einer kleinen Ausgesetztheit schießen durch den Kopf und treiben zum Gipfel.

 

Dort präsentiert sich der Illiniza Sur in aller Gewalt und Pracht, leider verdecken Wolken sehr schnell den Blick. Die Gipfelpause bleibt kurz, ein wenig macht sich auch die Höhe durch Kurzatmigkeit bemerkbar. Wir müssen ja auch noch den ganzen Weg zurück. Der Abstieg über die technisch etwas schwierigeren Stellen erweist sich zum Glück als beherrschar, aber wieder an der Hütte angekommen zieht es endgültig zu und Schneefall setzt ein. Nicht stark aber störend und die lange Traverse am Berg entlang ist jetzt nur noch ermüdend. Der weitere Absteig läßt sich in einer Schuttrinne beschleunigen, aber um das Lager zu erreichen muß nocheinmal die sumpfige und morastige Landschaft durchquert werden die schon beim Start der Tour nervte. Zurück erweist sie sich als wahre Folter. Immer wieder rauf und runter über glitschige Vulkanasche, in Sumpflöcher und Schlammkuhlen. Das letzte Stück bis zu den Zelten dann ein steiler Anstieg von nur 10 Höhenmetern, aber über eine seifige Schlammrutschbahn, wir sehnen uns nach vereistem Fels. 

Ausruhen im Mannschaftszelt, ein Tee, ein Bier, etwas essen, dann in die Schlafsäcke, die Tour hat uns geschafft. Der Rückmarsch war nicht wirklich schön, aber unterm Strich dominiert nach einer Weile doch die Zufriedenheit. Den Gipfel erreicht, eine tolle Aussicht gehabt, der erste 5000er der Tour, kein Grund zu klagen. Nur das dauernd schlechte Wetter bleibt als Wermutstropfen. Wenn hier, wo normalerweise trockener Fels zu finden ist schon so viel Schnee liegt wie wird das dann an den hohen Bergen aussehen ?

Uns schwant nichts Gutes, zurecht wie sich später zeigen wird.

 

Wir verlassen den Zeltplatz am nächsten Tag und ziehen um in den Cotopaxi Nationalpark, unserem nächsten Ziel ganz nah.

Das ist aber eine andere Geschichte die nächstesmal erzählt wird...

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Text & Bilder : Yak

 

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