SAN Forum
https://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl
Allgemeines Forum >> Naturschutzreferat - öffentliches Forum >> määh...
https://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl?num=1171026578

Beitrag begonnen von G am 09.02.2007 um 14:09:38

Titel: määh...
Beitrag von G am 09.02.2007 um 14:09:38
nachdem strauchdieb an anderer stelle auf alte schafrassen aufmerksam gemacht hat, möchte ich hier mal euer geneigtes touristisches (und feinschmeckerisches...) augenmerk auf eine ähnliche wollige schiene lenken:

die pflege der schafzucht im zusammenhang mit dem naturschutz lassen sich etliche regionen verschärft angelegen sein. in meinem arbeitsort hersbruck gibt es ein sehenswertes hirtenmuseum und jährlich ein schaffest dazu, und hinter der schule ziehen nicht selten schafherden durch den pegnitzgrund. in nordbayern gibt es mindestens zwei vorzeigeprojekte, wo versucht wurde, durch einbindung aller direkt oder indirekt fremdenverkehrsrelevanten gewerbe hier etwas aufzuziehen, was sowohl dem erhalt der schafzucht in der region als auch der biotoppflege (hutweiden, trockenrasengesellschaften) dient (urls auf die schnelle rausgepickt, wen's interessiert: google hat mehr zu bieten!):
rhönschaf http://www.vieh-ev.de/Rassen/Schafe/rhoenschaf.html
altmühltaler lamm http://www.altmuehltal.de/lamm.htm

servus
G

Titel: Re: määh...
Beitrag von strauchdieb am 09.02.2007 um 16:46:51
Man kann ja über die naturschützerische Wirkung landschaftsgestaltender Landwirtschaft durchaus geteilter Meinung sein. Darf aber nicht vergessen, dass unsere mittelleuropäischen 'Natur'-Landschaften (mit Ausnahme der besonders lebensfeindlichen Bereiche wie Hochgebirge, Gletscher- und Felsregionen) dies ja in Wirklichkeit gar nicht sind. Was unser Auge erfreut an Almen, Lichtungen, offenen Bachläufen, zugängigen Seen ... ist Menschenwerk: Kultur-Landschaft. Entstanden durch die mehr oder weniger intensive Nutzung der Natur, durch Roden und Pflügen, durch Säen und Ernten, durch Be- und Entwässern. Vor Liebig und der Stickstoffsynthese, vor industrieller Revolution und Globalisierung wurde auch noch dem 'letzten Fleckchen die karge Ernte abgetrotzt'.

Um heutzutage nicht wieder der 'bösen' Natur das Feld zu überlassen, wird der Bauer im Staatsauftrag zum Landschaftspfleger, der Schäfer zum Rasenmäher. Mit Schafen, deren Fleisch und Wolle auf dem Weltmarkt keine Absatz-Chance mehr hat.

Was wir heute als Nutzpflanze oder Nutztier kennen, ist ja in den seltensten Fällen 'naturbelassen', sondern wurde vom Menschen in mitunter Jahrtausende dauernder Selektion und mehr oder weniger gezielter Kreuzung dorthin gezüchtet.

Das mindert nicht den Wert oder gar die Verantwortung, die wir diesen Geschöpfen gegenüber haben. Macht aber ihre besondere Stellung gegenüber der 'Urwelt' deutlich, denn sie sind damit ein Teil der menschlichen Kulturgeschichte.

Gruß, Strauchdieb



Titel: Re: määh...
Beitrag von wk am 09.02.2007 um 18:19:48
Hey Klasse, nach gerade absolviertem Deutsch- (Leistungs-)Kurs steht nun Philosophie auf dem Lehrplan. Klasse was man in unserer Sektion alles lernt (meine ich übrigens nicht ironisch).
Aber zum Thema:
Bitte definiere: Naturlandschaft
Ein jedes Lebewesen auf diesem Planeten verändert durch seine Existenz, sein Bemühen diese möglichst lange zu erhalten und seinen Artbestand zu sichern automatisch seine Umwelt. Dies trifft natürlich auch auf den Menschen zu. Eine durch die Anweseheit von Ackerbau und Viehzucht  betreibender Menschen veränderte Landschaft ist somit eine zunächst eine Naturlandschaft. Der Begriff der Kulturlandschaft ist eigendlich geprägt worden um eine "verbesserte" Landschaft zu beschreiben, in Zeiten in den "Natur" keinen besonderen Stellenwert hatte. Im Unterschied zu anderen Lebewesen ist der Mensch jedoch in der Lage andere Lebewesen zu verändern. Bestimmte Eigenschaften wurden durch Selektion verstärkt andere unterdrückt. Ein Ergebniss sind z.B. Tiere, die mit besonderen Lebensumständen zurecht kommen., wie zum Beispiel das Bergschaf. Da ja nicht der Mensch die Flächen beweidet, sondern das von ihm gehaltene und zumindest geringem Umfang erzeugte Tier handelt es sich bei einer Alm also doch nicht um eine Naturlandschaft? Oder ist das Schaf nur eine Art Werkzeug? Schließlich gibt es Tierhaltung  auch bei anderen Lebewesen. Eine spannende Geschichte.
Für mich persönlich habe ich festgestellt, dass die "dem Auge wohltuende" Almenlandschaft und der Verzehr von nur von frischen Gräsern und vor allem Kräutern ernährten Lämmern zu meiner "artgerechten" Lebensweise gehören und damit naürlich schützenswert sind. Ich denke jeder Löwe der eine Savanne mit einer Gazellenherde sieht wird mir da zustimmen.

Gruß an alle Feinschmecker und Naturschützer von

wk


Titel: Re: määh...
Beitrag von pet am 09.02.2007 um 20:52:32

wk 09.02.2007 um 18:19:48:
Hey Klasse, nach gerade absolviertem Deutsch- (Leistungs-)Kurs steht nun Philosophie auf dem Lehrplan. Klasse was man in unserer Sektion alles lernt (meine ich übrigens nicht ironisch).

Willkommen beim Bildungsalpinismus ;-)
Warte ab, bis du das erst Mal G und Karratte beim fachsimpeln auf Lateinisch erlebst  ;D

Titel: Re: määh...
Beitrag von G am 09.02.2007 um 21:14:01
quod erit demonstrandum... karratte, komm raus, hast dich doch göttinseidank neulich erst mal wieder gezeigt...
und pet, lucem tuam sub medimno non pone, gell?

natürlich handelt es sich um kulturlandschaften, gilt besonders für almen und ist in den alpen ein riesenthema. ursprünglich war ja bis auf wenige flusstäler ganz deutschland wald... diese urnatur wünscht sich wohl kaum jemand zurück (außer in den hochgebirgswildnissen etc., die sich bis vor kurzem dem menschlichen eingriff weitgehend entzogen haben).

allerdings sind die abwechslungsreichen landschaftsbilder, die wir lieben (z.b. besagte altmühltaler trockenrasenhänge oder almwiesen im gebirge oder der ganz kleinteilige wechsel von wald, wiese, feld, der franken so schön macht) alte kulturlandschaften aus einer zeit, die man zwar nicht als "bio" idealisieren sollte (auch damals wurde teilweise raubbau getrieben), die aber die ressourcen noch nicht in so großem, durchorganisiertem und industriellem stil genutzt hat wie es heute stil ist.

mal abgesehen davon, dass ihr erhalt denen, die vom tourismus leben, auf verträglichere weise eine einkommensgrundlage verschafft als noch ne skipiste und noch ein rücksichtslos beworbener vernagelter "sportklettersteig" - ihre vielfalt ist nicht nur schön, sondern durchaus auch naturschutz u.a. im sinne der bio diversity, zu der nicht nur wildformen, sondern eben auch zusammenhänge gehören, in denen außer der küchenschelle und seltenen trockenrasenpflanzen, um beim beispiel zu bleiben, auch alte haustierrassen und alte gewerbe wie das der hüteschäferei gedeihen. und sei es unter der glasglocke.

was spricht gegen bauern als staatlich finanzierte landschaftspfleger, wo es passt?
hab ich schon immer, seit es das gibt, sinnvoll gefunden. so seh ich meine steuern lieber ausgegeben als für tornados oder gewisse industriesubventionen.

salve
G

Titel: Re: määh...
Beitrag von Renntier Karsten am 09.02.2007 um 23:23:58
schöne Diskussion :-)

Aber um auf den Kern zu kommen: hier geht es wohl um das Selbstverständnis des Menschen - der im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen in der Lage ist, seine Umwelt gezielt und bewußt zu gestalten. Und auf diese beiden Begriffe kommt es mir an: Gezielt und Bewusst.
Dies bedeutet einerseits, dass die Umwelt hinterher tatsächlich nicht mehr so aussieht wie vorher (egal was man nun als "Naturlandschaft", und was als "Kulturlandschaft"bezeichnet).
Andererseits bedeutet es aber auch, nicht sorglos vor sich hin zu leben und die Natur zu zerstören, sondern sich sehr wohl bewußt zu werden welche Auswirkungen unser Handeln hat - und das eigene Tun entsprechend auszurichten.

Nach soviel Philosophie noch einige nicht so ernst gemeinte Anmerkungen - Grüsse vom Renntier


:
Da ja nicht der Mensch die Flächen beweidet

Wie - Du beißt nicht ins Gras ???


:
dass die "dem Auge wohltuende" Almenlandschaft und der Verzehr von nur von frischen Gräsern und vor allem Kräutern ernährten Lämmern zu meiner "artgerechten" Lebensweise gehören

die SAN hält ihre Mitglieder selbstverständlich artgerecht - wieviel Auslauf brauchst Du denn so?


:
Ich denke jeder Löwe der eine Savanne mit einer Gazellenherde sieht wird mir da zustimmen.

Na dann - viel Spaß beim Schafe jagen - hoffentlich kommt Dir der Schäfer mit seinem Hund nicht in die Quere

Titel: Re: määh...
Beitrag von strauchdieb am 10.02.2007 um 11:36:16

wk 09.02.2007 um 18:19:48:
Bitte definiere: Naturlandschaft


Hallo WK

Habe nicht ohne Grund 'Natur'-Landschaft in Anführungszeichen geschrieben. Jedes Lebewesen hinterlässt seine Spuren auf unserem Planeten - jedes Naturereignis auch.
Kultur ist immer auf den Menschen bezogen, also sind Kulturlandschaften immer nur durch menschliches Zutun entstanden. Wenn sich Ameisen der Blattläuse bedienen, dann mag das Ameisenkultur sein. Ob die Ameise das allerdings als solches erkennt?

Dass alte Kulturlandschaften nicht nur dem Überleben, sondern letztendlich auch unserem Harmoniebedürfnis entsprechen, hat die Ursache darin, dass sie mit menschlichen Maßstäben gemacht sind. Neue Kulturlandschaften z.B. die Hinterlassenschaften eines (nicht rekultivierten) Braunkohletagebaus, entstanden mit einer (kurzsichtigen) Profitmaximierung, genügen diesen Maßstäben nicht mehr. Wenngleich auch Ruinen und Abraumhügel durchaus ihren eigenen ästhetischen Reiz entwickeln können.

Dass alte (will sagen nicht mehr zeitgemäße)  Nutztierrassen oder Nutzpflanzen erhalten werden sollen, ist so einfach nicht zu verstehen. Sie wurden zum Nutzen des Menschen gezüchtet und genügen den geänderten Ansprüchen nun nicht mehr, werden also durch andere und bestimmter Hinsicht bessere Rassen oder Sorten ersetzt.

Maßstab für den Erhalt kann - neben musealen oder romantisch verklärten Überlegungen - also nur der wirtschaftliche Nutzen sein. Ein geändertes Verbraucherverhalten ändert auch den Nutzwert (Hier kommt dann z.B. "Slow-Food" ins Spiel). Dazu kommen noch rein wirtschaftliche Überlegungen der Züchter: Lohnt es sich, einen bestimmten Gen-Pool aufrechtzuerhalten, um in Zukunft darauf zurückgreifen zu können? Oder überlässt man diese aufwändige und nicht immer erfolgversprechende Arbeit lieber den engagierten und unterbezahlten Enthusiasten in den Archeprojekten oder staatlich finanzierten Projekten an Hochschulen und anderen Einrichtungen.

Gruß, Strauchdieb

Titel: Re: määh...
Beitrag von Lampi[tm] am 10.02.2007 um 21:26:52

Renntier Karsten 09.02.2007 um 23:23:58:

:
Ich denke jeder Löwe der eine Savanne mit einer Gazellenherde sieht wird mir da zustimmen.

Na dann - viel Spaß beim Schafe jagen - hoffentlich kommt Dir der Schäfer mit seinem Hund nicht in die Quere

Das Jagen erübrigt sich, weil der Schäfer da ist, dem Du ein Lamm (oder auch 25) abkaufen kannst. Lach da bitte nicht drüber, das ist bei uns nach wie vor der übliche Beschaffungsweg in den ländlichen Metzgereien.
Leider verkauft jetzt seit einiger Zeit auch der Aldi Lammfleisch - aus Neuseeland. Sind das Masttiere oder warum ist das trotz Anfahrt um die halbe Welt so billig?

Titel: Re: määh...
Beitrag von strauchdieb am 11.02.2007 um 11:00:07

10.02.2007 um 21:26:52:
Leider verkauft jetzt seit einiger Zeit auch der Aldi Lammfleisch - aus Neuseeland. Sind das Masttiere oder warum ist das trotz Anfahrt um die halbe Welt so billig?


Lamm aus Neuseeland ist genausowenig ein Masttier, wie Rinder aus Argentinien. Durch Mast legt das Tier nur schneller an Masse zu - und Zeit ist bei intensiver Stallhaltung der wesentliche Kostenfaktor. Das Lamm steht aber nicht im Stall.

Es macht wieder mal die Menge. Und die Transportkosten für den Seeweg sind verschwindend gering (Bezogen auf eine Lammkeule nur wenige Cent). Teuer (und energieaufwendig) wirds erst, wenn das Fleisch in Deutschland verfahren wird. Und da ist es dann egal, ob es aus der Lüneburger Heide, von der Schwäbischen Alb oder aus dem Hamburger Hafen kommt.

Gruß, Strauchdieb

Titel: Re: määh...
Beitrag von Karratte am 12.02.2007 um 09:21:53
"Quod esset demonstrandum!", liebste G, "esset", im Konjunktiv! Der Indikativ futurum "erit" scheint mir in diesem Zusammenhang sinnwidrig zu sein. Allenfalls kann ich das als typisch weiblichen Postulativ auffassen ("Das wirst du doch machen fuer mich!").

Schulmeisterliche Spitzfindigkeiten beiseite. Denn es geht uns ja hier um die Berge und die Natur. Auch diese Diskussion ist dabei, abzurutschten zu allerhand kulinarische Hinweisen, wie zu Hammeln mit vier Hinterbeinen, zu einer Kakophonie von "määh", "iah", und "kickereki". Trotzdem will ich meinen Beitrag noch hier hineinstellen, nicht nur der Naturschutzreferentin  zuliebe.

Mehrfach wurde schon der Erhalt des scheinbar Natuerlichen der Alpen diskutiert. Sicher habt ihr, Karsten, wk und Martin, sowie die anderen Vorredner Recht, die sagen, dass die Alpen zum grossen Teil eine Kulturlandschaft darstellen. Generationen von Siedlern, Bauern, Jaegern und Waldarbeitern haben zum heutigen Bild der Alpen beigetragen, zu einem "organischen Ganzen", dem Ergebnis eines ausbalanzierten Zusammenwirkens von Mensch und Umwelt. Nur heute, mit unserem so sehr materialistischen und pragmatisch oekonomischen Denken, das unterstuetzt wird durch die gewaltigen technischen Moeglichkeiten, besteht die Gefahr, diese organisch gewachsene Bergwelt zu zerstoeren. Wir als Freunde der Berge sollten darauf achten, dass erhalten bleibt, was uns wertvoll ist. Dazu gehoeren dann auch die alten Nutztierarten, wie die Schafe auf Strauchdiebs schoenem Foto.

Die Bergwelt bietet immer noch mehr Urspruenglichkeit als die Innenstadt von Frankfurt oder gar die Zivilisationswuesten amerikanischer Staedte. In dieser Urspruenglichkeit finde ich Anregung durch die Vielfalt der geologischen, biologischen und auch kulturellen Erscheinungen, die mir oft nicht direkt begreiflich und nicht vollstaendig erklaerlich sind. Sie machen mich staunen. Sie geben mir Anregung, Anregung dazu, mein Denken zu erweitern.

Wichtig ist uns auch, unsere Abenteuerlust befriedigen zu koennen, wie es in der Diskussion ueber die alten Jagdwege anklang. Nicht umsonst gibt es hier bei der SAN  so viele "Helden der Berge". Viele von uns suchen ja die Auseinandersetzung mit der Natur. Wir koennen es sogar Kampf nennen, aber einen Kampf  mit der Natur, aber nicht gegen sie. Die Alpenlandschaft, wie wir sie kennen, ist durch einen Kampf vieler Menschen um ihr Ueberleben entstanden. Heute suchen wir diese Herausforderungen freiwillig, da der Kampf ums Ueberleben meist in Bueros, Werkstaetten und Geschaeften stattfindet (und Schulklassen - G, ich weiss!).

In diesem Zusammenhang ist folgender Text aus dem Programm der Tagung "Die neue Welt der Alpen"' in der Akademie Boll (s. andere Diskussion) interessant: "...doch gestandene Alpinisten warnen vor zu viel „Kundenorientierung“ und verlangen den Erhalt natürlicher Abenteuer-Reviere.In Zukunft könnten Tausende von Trend-Sportlern in die Naturräume drängen. Was geschieht mit den "klassischen" Bergsteigern? ...". Auch meine persoenliche Meinung ist, dass oberflaechliches Suchen nach Spass einerseits und Geltungssucht oder Profitdenken andererseits den wertvollen Schatz, den wir haben, gefaehrden. Dagegen sollte meines Erachtens der DAV (mit der SAN!) seine Stimme erheben. Und ich freue mich darueber, hier anscheinend einige Mitstreiter zu finden.

Gruss,

Karratte

P.S. (nur fuer G): Mit diesem Rundschlag ueber mehrere Themen habe ich deinen Indikativ gerechtfertigt und bin deinem weiblichen Postulativ voll auf den Leim gegangen. Ausgerechnet ich! *Keif*



Titel: Re: määh...
Beitrag von Lampi[tm] am 12.02.2007 um 10:17:47

G 09.02.2007 um 21:14:01:
lucem tuam sub medimno non pone, gell?

Wenn sich hier noch ein Mal jemand über die Akronyme aufregt .... [smiley=keppelt.gif]

Titel: Re: määh...
Beitrag von strauchdieb am 12.02.2007 um 10:28:04

Karratte 12.02.2007 um 09:21:53:
" Dagegen sollte meines Erachtens der DAV (mit der SAN!) seine Stimme erheben "


Schaun mer mal, ob man unserer Stimme in Bad-Boll Gehör schenkt.

Gruß, Strauchdieb

Titel: Re: määh...
Beitrag von G am 12.02.2007 um 11:37:12
schöööön gekeift, karratte - ganz ehrlich, ein toller, ausgewogener disskussionsbeitrag.
schee, dass'd widder da bisd!

servus
G

Titel: Re: määh...
Beitrag von Yak am 12.02.2007 um 16:49:12

G 09.02.2007 um 21:14:01:
natürlich handelt es sich um kulturlandschaften, gilt besonders für almen und ist in den alpen ein riesenthema. ursprünglich war ja bis auf wenige flusstäler ganz deutschland wald... diese urnatur wünscht sich wohl kaum jemand zurück


Gefährliche Sache dies.
Wünscht sich die keiner zurück ?
Mit welcher Begründung will man dann den Menschen anderswo auf der Welt schulmeisterlich die Zerstörung und Abholzung ihrer Naturlandschaft verwehren, den Umbau in eine ihnen genehme "Kulturlandschaft" wenn wir hier sagen : Hey, das war OK so, dass die Altvorderen alles abgeholzt haben !
Urwälder gibt es in Mitteleuropa fast keine mehr, sich diese (in gewissen Grenzen sicherlich) zurückzuwünschen sollte ein wichtiges Anliegen sein. Wir können uns das hier aus wirtschaftlichen Gründen leisten, in  China, Borneo, Ecuador, Brasilien, Rußland und anderswo ist man vielfach der Meinung es sich nicht leisten zu können. Da kann nur helfen als Europäer zu sagen : Es war ein Fehler diese Naturlandschaft zu verwandeln, das große Ganze im Auge zu behalten ist wichtiger als dem Auge eine aufgeräumte Kulturlandschaft zu bieten.
Die Erde ist nicht dazu da unseren Modetrends zu gefallen, sie sollte zumindest in kleinem Teil die Erlaubnis bekomme sich so zu entwickeln wie sie das gerne möchte, ohne den Einfluß des Menschen.
Natürlich gibt es auch Tiere die eine Art Kulturlandschaft schaffen, z.B. die großen Herden der Pflanzenfresser in Ostafrika, aber diese Orte bilden nur sehr kleine Auschnitte unserer Ökosysteme und die Lebewesen dort schaffen sich selbst ein Gleichgewicht zwischen "Abholzung" und "Schutz", jede Abweichung wird dort katastrophal bestraft, i.d.R. mit einem Massensterben. Der Mensch kommt aber inzwischen überall auf der Erde vor, hat sich jede Nische erobert und wird, wenn er nicht einige Spielregeln beherzigt irgendwann Opfer seines Handelns werden.
Der wahre Held der Berge (und der Erde) ist der, der es versteht sich dort völlig spurlos zu bewegen, den Bergen wird er niemals den Kampf erklären, den führt er immer ausschließlich mit sich selbst (oder den Deckchenhäklern)  :D

Titel: Re: määh...
Beitrag von Lampi[tm] am 12.02.2007 um 17:17:14
Hallo Martin und Karratte,


Karratte 12.02.2007 um 09:21:53:
Wichtig ist uns auch, unsere Abenteuerlust befriedigen zu koennen, wie es in der Diskussion ueber die alten Jagdwege anklang. Nicht umsonst gibt es hier bei der SAN  so viele "Helden der Berge"....
"...doch gestandene Alpinisten warnen vor zu viel „Kundenorientierung“ und verlangen den Erhalt natürlicher Abenteuer-Reviere.In Zukunft könnten Tausende von Trend-Sportlern in die Naturräume drängen. Was geschieht mit den "klassischen" Bergsteigern? ...". Auch meine persoenliche Meinung ist, dass oberflaechliches Suchen nach Spass einerseits und Geltungssucht oder Profitdenken andererseits den wertvollen Schatz, den wir haben, gefaehrden.

Wer ist "Wir"?

Nicht umsonst stehe ich dem "Heldentum" ablehnend gegenüber - erinnert es mich doch zu stark an die zu meiner Kinderzeit noch "Heldenfriedhöfe" genannten Kriegsgräberstätten.
Der eine erfreut sich am Tiefblick, der nächste an der Anstrengung, beide vielleicht an der Bewegung, ein dritter nur daran, einen Berg überlebt zu haben, an dem im Schnitt 40% ins Gras beißen.

Halten wir mal die Anforderung fest: Was für den einen Kundenorientierung ist, ist für den anderen schon zu viel Abenteuer.

Und halten wir fest, wie etwas eingestuft wird: Oberflächlicher Spaß ist für mich Computerspiele daddeln - für manche anderen sind "des Kaisers neue Kleider" oberflächlicher Spaß - selbst dann wenn sie es nie hinbekommen. ;D

Was lernen wir draus: In einem Verein mit über eine 3/4 Million Mitgliedern gibt es kein "Wir" mehr


strauchdieb 12.02.2007 um 10:28:04:

Karratte 12.02.2007 um 09:21:53:
" Dagegen sollte meines Erachtens der DAV (mit der SAN!) seine Stimme erheben "

Schaumama, ob man unserer Stimme in Bad-Boll Gehör schenkt.


Ich habe mich jetzt mal angemeldet, werde aber eher als Zuhörer in Zivil (d.h. ohne sichtbar getragene Sektionzugehörigkeitserkennungsmerkmale) auftreten, weil ich nicht irgend welche Fragen im Sinne von "wie steht Ihre Sektion / der DAV dazu?" beantworten möchte, was auch (s.o.) niemand könnte - ich schon gar nicht. Ich hoffe das geht so in Ordnung.

Geht etwa noch jemand mit?

Titel: Re: määh...
Beitrag von strauchdieb am 12.02.2007 um 17:41:03

Yak 12.02.2007 um 16:49:12:
Mit welcher Begründung will man dann den Menschen anderswo auf der Welt schulmeisterlich die Zerstörung und Abholzung ihrer Naturlandschaft verwehren, den Umbau in eine ihnen genehme "Kulturlandschaft" wenn wir hier sagen : Hey, das war OK so, dass die Altvorderen alles abgeholzt haben !


Wenn Regenwälder abgeholzt werden, dann dient das ja gerade nicht dem Umbau in eine wem auch immer genehme Kulturlandschaft. Hier wird Raubbau an der Natur betrieben, von dem die ursprünglichen Bewohner am allerwenigsten profitieren. Und wo dort durch Brandrodung Ackerflächen oder Weiden gewonnen werden sollen, so ist deren Bestand aufgrund der erbärmlich dünnen Humusschicht und der starken Regenfälle ohnehin nicht von langer Dauer. Und das fatale daran - wir selbst mit unserem Konsumverhalten sind schuld an dieser Missere. Teak- und Palisander für Möbel der Saison, Kaffee, Tee und Gewürze zu Spottpreisen, Flugreisen um die halbe Welt für den Preis einer Monatskarte im ÖPNV ..... Unser Wohlstand und Luxus wird durch Kinderarbeit, Dumping-Löhne und Umweltzerstörung erkauft.  

Du hast natürlich recht ... mit welcher Begründung sollen die Industrienationen dem Rest der Welt den selbst erkämpften Lebensstandard verwehren? Ausreden: Ja. Gründe: Viele, aber keinen einzigen, der nicht elitär oder rassistisch wäre.

Also ist der einzige Ausweg: Verzicht - Beschränkung auf das Notwendige, Zurückbesinnen auf das wirklich Wichtige.

Gruß, Strauchdieb



Titel: Re: määh...
Beitrag von wk am 12.02.2007 um 19:37:07
Ich war in Teilen meiner Ausführungen wohl ein wenig oberflächlich. Worum es mir ging ist folgendes:
Der Mensch hat meiner Meinung nach, genau wie jedes andere Lebewesen auch, das Recht seine Umwelt im Sinne der Arterhaltung zu verändern. Das hierbei einige der dort zunächst vorkommenden Arten verdrängt , ja sogar ausgerottet werden, während andere Arten gefördert werden, ist nicht nur hinzunehmen sondern zunächst Teil einer natürlichen Evolution (gibt es auch eine nicht natürliche Evolution? ich hoffe ihr wisst was ich meine), also Grundvoraussetzung von allem was wir heute als Natur wahrnehmen. Natürlich ist  auch, das alle Lebewesen ihre Umwelt so stark wie irgendmögich nutzen. Das Verhalten, diese Nutzung einzuschränken um für die Zukunft vorzusorgen, ist dem Grunde nach nicht vorgesehen (das Anlegen von Vorräten ist etwas anderes). Ein solches Verhalten war auch nicht notwendig, da kein Lebewesen bislang in der Lage war die Umwelt selbst so stark zu verändern, das die eigene Art in ihrem Bestand bedroht war. Das Problem ist nun, das der Mensch nicht nur über bislang nie dagewesene Fähigkeiten zur Veränderung seiner Umwelt verfügt, sondern dieses weltweit wirksam ist. Zum erstenmal hat ein Lebewesen die Fähigkeit sich selbst und, im Extremfall, alle anderen Arten zu vernichten. Da bislang ja alles durchaus eine natürliche Entwicklung war hat die Evolution nun auch für diesen Fall vorgesorgt: Der Mensch ist, von seiner Anlage her, in der Lage komplexere Dinge zu durchdenken und Dinge bewust zu tun oder zu lassen, er kann Verantwortung für sein Tun übernehmen. Und dies ist meines erachtens nach der Knackpunkt, es geht nicht darum was natürlich ist oder nicht. Der Mensch wird sich niemals irgendwo spurlos bewegen können. Die Abholzung der Wälder in Europa war auch kein Fehler. Erst hiedurch konnten für einige Menschen eine Umwelt geschaffen werden die es wenigen Menschen erlaubte ihren Lebensunterhalt durch denken zu verdienen. Menschen konnte nun in einem bis dato unvorstellbarem Maße lernen.  Es wurden Techniken möglich durch die Menschen in anderen Regionen auf andere Art und Weise einen ähnlichen Lebensstandard erhalten können. Es wurde auch gelernt, das der Mensch eine "natürliche" Umgebung braucht um gut leben zu können. Er hat gelernt das andere Lebenwesen auch dann wichtig sind wenn sie nicht direkt als Nahrung dienen. Der Mensch weis heute sicher, und da kommt wieder u.a. unser Schaf ins Spiel, das er nicht entfernt in der Lage ist die "Funktion" eines anderen Lebenwesens vollständig zu erfassen. Es wäre daher ein fahrlässiges Handeln das Verschwinden einer Art zu tolerieren. Anderen diese neuen Wege aufzuzeigen ist nicht nur in Ordnung sondern im Sinne der Evolutuion verpflichtend. Sonst nähmlich hätte das Abholzen der Wälder keinen Sinn gemacht. Wichtig ist nur die Nutzung der Fähigkeit des Lernens und der Verantwortungsübernahme zur Erhaltung der Art.

In diesem Sinne

wk

Titel: Re: määh...
Beitrag von G am 12.02.2007 um 19:41:55

:
Hey, das war OK so, dass die Altvorderen alles abgeholzt haben !
hey, vorsicht - da muss man wohl a weng differenzieren. nicht bei JEDER "kulturlandschaft" überwiegen die - wie auch immer definierten - positiven aspekte, da darf man nicht verallgemeinern. es gab zeiten, da waren weite teile deutschlands tatsächlich rüde abgeholzt (fürs allgäu zu besichtigen im letzten dav- jahrbuch), die mittlerweile teilweise wieder aufgeforstet wurden, und auch die gern ohne jeden sachverstand als ökologische gurus ab ovo zitierten indigenen völker der südstaaten der USA haben teilweise große umweltprobleme geschaffen.
schulmeistern kann man vergessen.
aber man kann erfahrungen weitergeben, damit die chinesen nicht den gleichen scheiß bauen wie wir - unter einer voraussetzung: mit gutem beispiel vorangehen (z.b. "ein volk von kleinwagenfahrern" werden...).
solange wir uns weiter den gegenwärtigen rücksichtlosen ressourcenverbrauch leisten (z. b. in der bayerischen forstwirtschaft...), hat es ein übles "gschmäckle", wenn wir die brasilianer, inder oder chinesen belehren wollen, wie man umweltverträglich wirtschaftet und dabei den wald stehen lässt.

SAN Forum » Powered by YaBB 2.5.2!
YaBB © 2000-2007. Alle Rechte vorbehalten.