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Beitrag begonnen von Ulli am 07.09.2004 um 16:38:16

Titel: II Damenkränzchen allein am Berg
Beitrag von Ulli am 07.09.2004 um 16:38:16
Anschi und ich sind nach unserem Rekord vom Vortag  zuversichtlich, dass wir die 600 Höhenmeter bis zur Erlspitze locker schaffen können (bewährtes mathematisches Motto: pro Frau wie angegeben 1,5 Stunden = 3 Stunden), nehmen uns aber vor, den Weg zunächst einmal nur anzutesten.



Dabei hatten wir noch gar nicht einkalkuliert, dass der Aufstieg zum Teil doch recht ausgesetzt ist und wegen viel brüchigem Fels und Steilheit auch einiges an Stemmkraft und Trittsicherheit erfordert.





Jedenfalls schalten wir nicht nur einmal auf Vierradgetriebe um. Dafür werden wir aber mit atemberaubenden Fern- und Tiefblicken belohnt.





Irgendwann packt uns dann doch das Gipfelfieber und wir bemühen auf dem letzten Stück nicht nur das Vierradgetriebe, sondern auch den Reservegang. Von Extremhöhenbergsteigern habe ich vor nicht allzu langer Zeit erfahren, wie das geht, und ich denke mir: Was die können, kann ich schon lange. Der erste Schritt zu dieser Kunst besteht im richtigen Verhältnis: 10 Schritte gehen – 5 hechelnde Atemzüge. Der zweite Schritt besteht darin, sich im Geiste intensiv auszumalen, dass man auch mit dieser Methode Höhenmeter macht. Wenn man dann ab und zu zusätzlich den altbewährten Fotomotiv-Trick anwendet (selbstverständlich nur an den raren Stellen, an denen weder der abgelegte Rucksack noch man selbst Gefahr läuft abzustürzen) ...



... kommt man irgendwann (exakt nach 3 Stunden!) auch oben an!



Und wird dort mit einer zünftigen Brotzeit, Stolz und einem wunderschönen Panorama belohnt.



Dummerweise muss man dann auch wieder runter, und das möglichst ohne eine unfreiwillige Abkürzung zu nehmen ...



Dementsprechend lassen wir uns auch beim Abstieg unsere Damenkränzchen-Zeit und konzentrieren uns ganz auf jeden Schritt – ob vorwärts oder rückwärts. Die Schwammerl (hochdeutsch: Pilze) in den Ober- und Unterschenkeln, die Putzwolle in den Knien, die Brennesseln an den Fußsohlen und die Blasen an den Fersen gilt es da, tunlichst aus dem Bewusstsein zu verbannen. Übrigens auch das Wissen darum, dass man am selben Tag noch komplett absteigen muss ...

All die wunderbare Mühsal jedoch wird – zum Solsteinhaus zurückgefunden – mit unvergleichlich himmlischem (wohldosiert!) isotonen Labsal belohnt.



Derart erfrischt machen wir uns heldenhaft auf die letzten 800 Höhenmeter Abstieg, auf dem wir teilweise ungewohnte Begleiter haben.




Wir laufen Schlangenlinien – nicht wegen des zuvor eingenommenen himmlischen Gebräus, sondern weil die müden Knochen dies bei Steilheit besser überstehen. Dennoch gelingt es uns, auch das Abendlicht und dessen wundersame Verwandlungen der Umgebung voll und ganz in uns aufzunehmen. Um es mit dem Schriftsteller Günter Herburger (der mit 70 Jahren immer noch an Marathons und Ultralangstreckenläufen teilnimmt) poetisch auszudrücken: In der körperlichen Erschöpfung  stellt sich eine Leichtigkeit ein, „als würden Augen riechen, Ellenbogen sehen, Knie schmecken, eine wunderreiche Erweckung nach Stolz und Pein“.

Als wir schließlich müde, aber glücklich an unserem Ausgangspunkt wieder ankommen und erleichtert feststellen, dass wir uns keineswegs selbst ins Landeskrankenhaus Hochzirl einweisen müssen, verabreden wir mit leuchtenden Augen: Sobald wie möglich wieder in die Berge!

Davon kann uns auch der anschließende Megastau zwischen Garmisch und Oberau nicht mehr abbringen. Und dass wir kurz hinter Scharnitz noch einen überirdisch schönen Sonnenuntergang erleben durften (Caspar David Friedrich würde vor Neid erblassen!), wirkt wie eine himmlische Bestätigung unseres gegenseitigen Versprechens.

Titel: Re: II Damenkränzchen allein am Berg
Beitrag von pet am 07.09.2004 um 17:04:41
so, auch hier kann ich alle bilder sehen, dann sollte jetzt alles passen ;-)

bin gespannt auf deine nächsten heldentaten!
wie wär's mit der nächsten san monatstour am ersten oktober-wochenende?

lg,
pet

Titel: Re: II Damenkränzchen allein am Berg
Beitrag von Croco am 07.09.2004 um 18:03:21
sorry...ich muss schon wieder einen kommentar abgeben...

liebe ulli...
du könntest wirklich ein buch schreiben...
es ist ein wahrer genuß deine tourenberichte zu lesen...
und die bebilderung erst... :D

liebe grüße...
petra...

Titel: Re: II Damenkränzchen allein am Berg
Beitrag von hasei am 08.09.2004 um 09:20:20
Jo, muß auch sagen, die Ulli gehört öfter auf Tour, damit wir mehr solche Berichte mit wirklich schönen Bildern (die Blumen zwischen der Steinwüste und die Blume des Weißbiers finde ich besonders schön) öfter genießen können. ;D

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