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Beitrag begonnen von Renntier Karsten am 28.06.2015 um 21:28:28

Titel: Geschichte vom erfolgreichen Scheitern - Ortler Bike Marathon
Beitrag von Renntier Karsten am 28.06.2015 um 21:28:28
Das Internet ist zweifellos ein gefährlicher Ort – insbesondere weil man dort schnell auf Ideen kommt, die man vorher gar nicht auf dem Radar hatte. So ging es mir mit der ersten Ausgabe des Ortler Bike Marathons – die tauchte irgendwann irgendwo in einem Newsletter auf, und so war die Neugierde durch schöne Bilder und eine generell bei mir vorhandene Vorliebe für Südtirol schnell geweckt. Das Wochenende Anfang Juni war auch noch frei – und da war der Anmeldebutton schnell geklickt. Über Streckenlängen, Höhenmeter und Zeitlimits kann man sich ja auch später noch Gedanken machen – zumal da verführerischerweise stand, dass man sich auch auf der Strecke noch zwischen der kurzen und der langen Distanz entscheiden kann.

Das stimmte so auch – allerdings lag die Wegtrennung bereits knapp 6 km nach dem Start. Mir war inzwischen beim Studium des Streckenprofils auch klar geworden: die lange Strecke ist für mich eine echte Herausforderung – sowohl von der Streckenlänge (90 km), den Höhenmetern (ca. 3000 Anstiegshöhenmeter) wie auch von den Zeitlimits an den Kontrollpunkten her. Andererseits: die kurze Strecke (54 km, 1.600 Hm) wäre ohne größere Probleme zu bewältigen gewesen, also nicht wirklich eine Herausforderung. Was also tun ?

Die Enscheidung am Abzweig war dann eine aus dem Bauch heraus: bis dorthin war auf der Strecke ein ziemliches Gedränge – und gefühlt vier von fünf Fahrern bogen auf die kurze Strecke ab. Da fiel es mir leicht, die Herausforderung anzunehmen und nach links auf die lange Strecke zu fahren – so hatte ich erst mal Platz. Die Strecke „bedankte“ sich dann auch gleich mit einer Steilrampe – schwülwarmes Wetter trug noch das Seine zu kräftigem Schweißfluss bei.

Die erste Zeitkontrolle am höchsten Punkt der Strecke passierte ich noch recht ungefährdet ca. 15 Minuten vor dem Kontrollschluss. Dann aber wurde mir recht schnell klar, dass es mit den weiteren Zeitkontrollen eng werden könnte: die Abfahrten waren technisch teilweise recht schwierig, und da ich nicht grade ein begnadeter Trailfahrer bin, war ich auf einigen Abfahrtsabschnitten eher langsamer als beim Anstieg. Zudem wurde es immer wärmer und schwüler – so dass auch die nächsten Anstiege so langsam quälend wurden. Damit reifte so langsam der Gedanke an den Ausstieg – an der zweiten Zeitkontrolle war das aber noch kein Thema, ca. 10 min vor Toresschluss war ich da durch.

Genaugenommen hätte ich an der dritten Zeitkontrolle am Nordende des Reschensees dann bereits aus dem Rennen genommen werden müssen – ich war sechs Minuten zu spät dran. Aber einerseits waren die Kampfrichter dort gnädig – und zum anderen war zwischen der dritten und der vierten Zeitkontrolle die Strecke ohnehin mit dem Rückweg zum Start identisch. An der vierten Zeitkontrolle war es dann aber soweit: 10 Minuten zu spät dran, der Kampfrichter winkt mich raus und nimmt mir die Startnummer ab. Eine gute oder eine schlechte Nachricht ? Ich spare mir die Quälerei von 750 weiteren Höhenmetern Anstieg und 27 km Strecke, und rolle vom Haidersee entspannt zurück zum Start. Am Ende stehen 62,6 km und 2.241 Höhenmeter auf dem GPS-Gerät – und ich komme trocken um 15:50 Uhr an. Gegen 17:00 geht ein heftiges Gewitter los – wäre ich weitergefahren, hätte mich das voll erwischt. So hat alles auch seine guten Seiten – auch wenn ich wohl die zusätzliche Strecke in den verbleibenden gut 3 Stunden bis zum Zielschluß um 18 Uhr geschafft hätte...

Auch wenn es am Ende dann doch nicht die komplette Bewältigung der langen Strecke war: ich habe es probiert – wäre ich auf die kurze Strecke abgebogen, hätte ich mich wohl geärgert. So war es ein „erfolgreiches Scheitern“ - und ein schöner Wochenendtrip nach Südtirol.






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