Donnerstag - Gassi-geh-Tag.
Und nach ausführlichem bohren und der guten Bebilderung der letzten kleinen Tour konnte diesmal auch der große Vorsitzende überzeugt werden.
Schnee reichlich haben wir erwartet - wie wurden wir enttäuscht. Alles grün auf 1700m, wir schleppen also Skier und Schneeschuhe weiter und immer weiter.

Einige Schneespuren machen weder Andy noch mich froh, nur Chelly tobt mit wachsender Begeisterung in den kleinen Stellen herum. Der Sommerweg führt oberhalb des Talbodens, immer schön auf der Sonnenseite Richtung Winnebachseehütte und erwähnenswerte Schneemenge zeigen sich erst kurz unterhalb der selbigen, ab etwa 2300m. Uns kommt es vor als wären wir im Sommer gelandet, das westliche Sellrain ist außergewöhnlich trocken dieses Jahr.

Eine kurze Rast an der Hütte und weiter gehts es, jetzt auf ausreichend, aber schon weichem Schnee. Der Vorsitzende ist endlich halbwegs zufrieden, nachdem er vorher doch etwas unglücklich wirkte. Komisch, trägt er doch sowieso den Ehrentitel des Skiträgers vom Zillertal. Und mit Skitourenstiefeln und den Skiern im Rucksack die popeligen 700 Höhenmeter zur Hütte, das war doch kein Akt !?


Wir gehen langsam weiter Richtung Zwieselbacher Joch. Bereits kurz unterhalb beginnt der Vorsitzende über Erschöpfung und Blasen zu klagen, Yak dünkt : Der Mann wird alt. Aber wenn man erst mal jenseits der 30 angekommen ist, dann gehts schnell abwärts...

Am Joch beschließt der Vorsitzende dann endgültig dass es genug ist für heute. Aufgabe schon auf gut 2900m. Das kommt fürs Yak natürlich nicht in Frage zumal Chelly noch weiter will. Das kleine Flachstück wird lässigen Schrittes überwunden und auch die folgende Steilflanke beherzt angegriffen. Leider zeigt sich auf 3000m dass die Kondition doch nicht so toll ist wie erhofft und dem Vorsitzenden vorgespielt. Der Atem wird schneller, der Schritt nicht (Ein leicht abgewandeltes Zitat eines Bergkameraden

)

Auf 3100m erste Gedanken ans Umkehren. Der Vorsitzende hockt in der Sonne und mampft alleine seine bekannt gute Brotzeit und ich Depp schleppe mich hier hoch nur um immer wieder in fragende Hundeaugen zu sehen : Was ist los ? Warum kommt Herrchen nicht ?
Aber ist Columbus umgekehrt nur weil das Wasser faulig wurde und der Proviant ausging ? Hat Armstrong gesagt : Ach laßt mal, ich hab heute nich son Bock auf Mondgelatsche ?
NEIN ! Sieg oder Tod heißt die Devise. Hat nicht der bekannte
irakische Philosoph Mohammed Saïd al-Sahhaf uns gelehrt dass man nur lange genug von etwas reden muß, dann glaubt man es selber ?
Also : Ich bin fit und spüre keine Schwäche....
Nach über einer Stunde ist tatsächlich der Gipfel auf 3287m erreicht, kam mir eher vor wie 6287m. Ich kann mich nicht erinnern wann ich mich das letzte Mal so abgemüht habe, es wird wohl doch Zeit den Winterspeck abzutrainieren, damit aus solchen Touren wieder ein charismatisches Besteigen und nicht ein ärmliches erkriechen wird.

Das Gipfelpanorama ist wenigstens überzeugend, leider trübt etwas Dunst die Fernsicht. Im Südwesten sind die Ötztaler Berge trotzdem recht gut zu erkennen. Viele Ziele für die Zukunft.

Runter geht es dann fixer, mal mit mal ohne Schneeschuhe, jetzt wären Skier nicht schlecht, aber beim Gedanken an das raufschleppen bin ich dann doch froh mich jetzt halt ein wenig plagen zu müssen. Chelly beweist derweil wie man eine Abfahrt auch ohne Hilfsmittel hinbekommt.

An der Hütte treffe ich den Vorsitzenden wieder. Die Winnebachseehütte macht einen recht gemütlichen Eindruck, sie wird uns wiedersehen. Noch liegen fast 2 Stunden Rückmarsch zum Auto vor uns, keine Begeisterung kommt auf, gut dass ich keine Skier schleppen und nicht in diesen klobigen, schweren Tourenskistiefeln laufen muß.
Aber wir sind uns einig : Das nächste Mal nehmen wir uns keine 1600Hm Tour mehr vor, 1550Hm müssen reichen bis wir wieder fit sind