Nach vielem Hin- und Her schien es tatsächlich zu funktionieren, eine stattliche 7er Gruppe sollte sich am Westfalenhaus einfinden um am nächsten Tag den Seeblaskogel (3235m) zu besteigen. Lawinenlagebericht gab Entwarnung, als stand einer feinen Tour nichts mehr im Wege.
Natürlich war es klar, dass wir Helden der SAN den Winterraum für uns alleine haben würden, ist doch schließlich auch während der Öffnungszeit der Hütte im Hochsommer selten mal ein Mensch in der Gegend.
Start wie vereinbart um 13:00, da waren Habicht (auch bekannt als soft egg) und gggg schon über ne Stunde am Ausgangspunkt und hatten eine andere Gruppe die ebenfalls zur Hütte aufbrechen wollte mit dem Hinweis auf unsere zahlreich mitgeführten Weinflaschen bereits wieder vergrault.
Der Sommerweg war von einigen Grundlawinen überspült worden, also wählten wir den Umweg über den Winterweg, das kam Bernhard entgegen, der tatsächlich schon die Tourenskier aus dem Schrank gekramt hatte. Auf anfangs gemütlichem, später eher mühsamen Weg war die Hütte nach knapp drei Stunden erreicht.
Das Vorhaben noch "kurz" auf die Schöntalspitze hochzuspurten wurde aufgrund der Schneelage, von Hunger, Durst, Faulheit und der vorgerückten Uhrzeit schnell wieder fallengelassen. Stattdessen widmeten wir uns lieber dem mitgebrachten essen, lästerten über das frischverliebte Paar, das sich für ihre romantische Nacht ausgerechnet UNSEREN Winterraum ausgesucht hatte und sich jetzt auf den oberen Betten rumdrückte und vertrieben uns die Zeit damit, dem nachkommenden Hasei mit allerlei unsinnigen SMS zu verwirren.
"Wir brauchen mehr Brot", "Nein, doch kein Brot, wir brauchen Cola", "Vergiss die Cola, bring Bier und Wein"
Das hervorragende Puterncurry mit Nudeln, von Pet als Ersatzhüttenwirtin für uns gezaubert und die vierte Flasche Wein sorgten schnell für ausgelassene Stimmung. "Hasei bring noch mehr Alkohol, egal was...."
Selbiger übte sich allerdings stattdessen in Weicheierei. Während wir noch fleissig Materialanforderungen schickten, hockte der schon mit Andrea und Tina unten in Lüsens im Gasthof und ließ es sich bei einer Technoparty gutgehen..
Wir malten uns derweil unsere morgigen Heldentaten aus "Erst ma den Schnee-Knogel und dann machen wir noch ne anständige Tour *hicks*"
Als dann auch Pet und Gisela dem Rausch anheimfielen und anfingen über iranische Kultur, Kopftücher und ethisch-moralische Probleme zu philosophieren, blieb uns MÄNNERN nur noch die Flucht : "Kommt, wir machen nen Spaziergang, *hicks*"
Die Mitternachts-Ski-/Schneeschuhtour sorgte für zusätzliche gute Laune und da die Biervorräte und alle fünf Weinflaschen bereits den Weg alles irdischen gegangen waren, blieb uns nur noch der Weg ins Bett.
An Schlaf war nicht zu denken, den Gisela bedachte uns voller Aufmerksamkeit mit einem Ständchen "Wir sind die Jungs- und Mädels vom Sägewerk"
Am nächsten morgen war aber alles vergessen, der Seeblaskogel war aus seiner geschrumpften Lage wieder zum Berg emporgewachsen, unsere Schädel waren in Ordnung *dröhn*
Und im Licht der aufgehenden Sonne erwachte selbst der Müdeste. Die Gourmetkäseplatte wurde kurzerhand ignoriert und stattdessen ging es los.
Allerdings zeigte sich schnell, dass der hartgefrorene Schnee immer noch ein einbrechen bis zum Kinn ermöglichte, das Gelände war mächtig zu ungeeignet für Schneeschuhe und Bernhard ruinierte sich in der steilen Querung wie sich später herausstellte auch seine Bindung. Kurzum : Der Weg bis zum Moränenansatz war ausgesprochen mühsam, anstrengend, brachte nur 100Hm und dauerte zwei Stunden.
Nach einem kurzen Aufschwung entschieden die ersten Weinleichen es dabei bewenden zu lassen und kehrten kurzerhand um. Yak und Bernhard natürlich, Helden der Berge wie aus dem Buche, marschierten weiter, allerdings weichte der Schnee inzwischen auf und es wurde immer mühsamer. Nach kurzer Beratung machten wir die Umkehrzeit auf 14:00 Uhr fest (wie am Everest, Yeaaaah
) und als wir um 13:30 zwar mitten auf dem Grüntatzenferner standen, aber absehen konnten, dass wir den Gipfel in einer halben Stunde wohl nicht mehr würden erreichen können, war auch für die 5-Minuten-Eier unter den Weicheiern Schluß. Der Abstieg ging mit Schneeschuhen bzw. Skiern aber halbwegs flott voran.
Ein paar letzte Bilder in die Umgebung, bei absolutem Traumwetter. In der Mitte der vordere Brunnerkogel.
Und runter gehts über den Grüntatzenferner und die verschneiten Hänge Richtung Parkplatz. Kurz vor einer Almhütte dann tauchen aus dem Schnee noch die vermissten Skitourenfreaks auf, die am morgen noch zur Hütte aufgestiegen sind, uns aber nicht mehr vorfanden und uns auch nicht im Anstieg gesehen haben und dann auf Anraten des zu bedauernden, immer gestörten Pärchens unseren Spuren nachgingen. Waren nur leider die falschen Spuren.
Aber was solls, wenigstens hatte hasei Weißbier hochgeschleppt. Wir waren zwar alle nicht auf irgendeinem Knogel, dafür haben wir uns das Wochenende ordentlich die Kante gegeben und dafür sinds schließlich da die Berge, oder ?