Climby
Held der Berge
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Geht net gibt's net
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Bayern
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2. Teil
Der Parkplatz in Praxmar, willkommen daheim, da kenn ich mich aus, hier bin ich Mensch, hier geh ich rauf! Der Erste am Parkplatz, auch die Innsbrucker Bunnys wollen ausschlafen, die 7:00 Uhr Nachrichten auf Ö 3 melden Seefeld mit dem Kälterekord von –23,0°, das weiß ich auch und als ich die Türe öffne kommen mir die -17,0° hier wie eine Sauna vor, hüstel, die lange Unterhose liegt noch daheim. 3,- € in den Parkautomat geworfen, wieso funktionieren die bei der Kälte noch, rein in die Skischuhe, Felle drauf und ganz fix los, sonst wird es zu kalt. In unteren Teil noch auf der gewalzten Piste, immer ein paar Blicke zurück auf die Jäger und vielleicht ein paar JägerInnen aus Innsbruck, doch einsam steht der Astra am Parkplatz. Es wird hell und die eisig kalte, aber so klare Luft lässt erahnen: Das wird heute Tag mit Fernsicht! Wo nun die Spur zum Zischgeles abzweigen sollte, wieder Fehlanzeige, es sind nur ganz wenige Abfahrtsspuren, 3 oder 4 vielleicht, schwach zu sehen. Na ja, ein bisschen schauen dann finde ich sie schon, ah da drüben eine Aufstiegspur. Weiter unten kommt ein Bach aus dem Schnee hervor, da darf man bei den Temperaturen nicht mit dem Fell durchlatschen, aber weiter zur Aufstiegspur, noch eine kleine Mulde und plopp, ich steh 30 cm tiefer und über das Ende meine Ski läuft der auch hier schon fließende Bach, so ein...ungünstiges Ereignis. Also raus aus dem Zeug, ein bisschen hinauf zu festem Schnee unter den Skiern. An den hinteren 25 cm von diesen hat sich so rundum eine 5 cm Eisschicht gebildet. Alles schön wegkratzen, kurzer Fellcheck, so richtig gut kleben sie ja heute nicht, und noch ein paar Fotos von den traumhaften Blicken schießen, obwohl von den Innsbrucker Bunnys noch nichts zu sehen ist, die müssen wohl noch Geschenke einkaufen. Immer noch dudelt „Do they know, it’s Chrismas“ in meinen Ohren. Die vermeintliche Aufstiegsspur war zwar eine, doch von Wind und Triebschnee wieder zugeweht, also keine richtige Kraftersparnis, trotzdem ist sie schön gelegt, also ihr nach, immer noch ganz schön kühl hier, also schneller gehen. Doch das sowie die ständige Wärmeerzeugung geht ein bisschen auf die Kondition und eine gemütliche Brotzeitpause so auf 2500m ist angesagt. Das sah nun so aus: In kurzer Folge 5 Paranüsse reinschieben, draufbeißen, runterschlucken. Auch erstaunlich und mir bisher unbekannt: Bei Kinderschokolade kann bei tiefen Temperaturen eine Trennung zwischen dem dunklen und hellen Bestandteilen stattfinden. Das äußert sich so, dass beim Abbeißen die Außenwände der Kinderschokolade wegbrechen und zu Boden fallen. Warum muss ich den Kindern auch die Schokolade wegfressen und als Folge werden die nächsten 3 Riegel als gesamtes reingeschoben. An Wurstbrot mampfen ist nicht zu denken, das dauert zu lang. Noch schnell ein Schluck von der Apfelsaftschorle und die festen Bestandteile im Mund schmelzen lassen. Auch das Entsorgen von Flüssigkeiten, sonst der ganze Stolz, wird zu einem Suchspiel (Anmerkung der Frauenbeauftragten: Machoa....).Weiter geht’s! Schnellen Schrittes aufwärts, die Felle sind schon arg locker und die Hände werden nach der Pause einfach nicht warm. Handschuhe aus, fest aneinander reiben, doch da werden die Zehen kalt, also weiter! Wo sind eigentlich die Innbrucker Bunnys in ihren bauchfreien Tops und den knappen Höschen, wohl alles Flunkereien eines Yaks. Doch selbst solche Gedanken machen nicht richtig warm. Es tut auch ganz schön weh, als wieder erwärmtes Blut durch die ausgekühlten Hände fließt. Erinnerungen werden wach, die Gipfelrücken sichtbar, es kann doch nicht mehr soweit sein, als meine Ski den Rückwärtsgang einlegen und ich kurz hinter mir ein Fell in der Spur liegen sah, na Bravo! Um die –25° halten Fellkleber in der Regel aus, mehr offensichtlich nicht. Die Chance für die Innsbrucker ist gekommen, ein klassisches Vorbeiziehen, nachdem nun alle Geschenke gekauft und eingepackt sind und alle Weihnachtskarten verschickt wurden, doch wo sind sie? Ist eine Epidemie ausgebrochen? Ich beginne mir Sorgen zu machen. Doch zurück zu den Fellen, als alter Skitourenhase wird das Tape ausgepackt, kann man immer brauchen, auch zum Fellankleben. 2 bis 3 Lagen um die Felle, doch so richtig gut haftet das bei den Temperaturen auch nicht, wird schon gehen. Beide Felle befestigt, so ca. 5 m weitergehen und wieder liegt ein Fell in der Spur. Frust! An ein Weitergehen mit Fellen ist nicht mehr zu denken. Dann halt Skidepot und zu Fuß weiter, ich bin auf ca. 2850m, das könnte klappen und der Zeitplan, es kommt ja das Christkind, gibt es noch her. Ich müsste so ca. 50 Höhenmeter auf den Rücken hinauf, der sollte abgeweht sein und von dort noch zum Gipfel hinüber, das letzte Stück geht eh nur zur Fuß. Ski in den Schnee und los, es geht zu Fuß gut aufwärts, doch der Schnee wird tiefer und ich sinke bis zur Hüfte in Triebschnee. Mist! Lawinenstufe 3, Nordosthang, Windverblassen, Triebschnee, Kälte und tiefes Einsinken wegen mangelnder Auflagefläche! Außerdem passiert hier des Öfteren was! Am Kurs labere ich dann wieder gescheit rum. Jetzt wäre ich froh um ein paar Innsbrucker zum ausgraben. Ich mache mir Hoffnung, es ist Weihnachten, da kommt schon keine Lawine, oder doch Umkehren. Nein, nicht schon wieder, nicht hier, nicht nach diesen Mühen, kein 2. Rettenstein! Es sind noch 10 Höhenmeter zu den ersten abgewehten Felsen, das muss gehen. Es geht, ohne Lawine, doch so richtig wohl war mir nicht, ein bisschen arg einsam hier, ich dachte, das ist ein Modeberg. Langsam komme ich zum abgewehten Rücken, zum ersten Mal heute stahlt mich die Sonne an und mit diesem bisschen Wärme strömt wieder Energie in den Körper. Der Gipfel liegt vor mir und die tiefverschneite, aber sonnenbestrahlte Bergwelt der Stubaier Alpen liegt mir zu Füßen. Jetzt gehörst der Katz! Locker geht es aufwärts, ein bisschen über Felsen, noch die beiden Sicherungsstifte samt Kette überwinden. Das Gipfelkreuz liegt vor mir und rundherum ein strahlend blauer Himmel. Bergeinsamkeit, dass ich das hier erleben darf bei dieser Sicht. Vollkommenes Bergglück! Trotz Sonne ist es immer noch kalt, schnell Brotzeit wie vorher, nur zum Trinken gibt es nichts mehr, wenn ich die Flasche aufschneiden würde, wäre lutschen denkbar. Noch ein paar Fotos und hinunter geht’s. Das Adrenalin und die Endorphine lassen die Sorgen vom Anstieg vergessen und geschwind ist das Skidepot erreicht, hinein in die Bindung. Der Schnee ist ein bisschen schwer, aber sehr gut zu fahren und ich ziehe meine Schwünge in unverspurten Hangabschnitten, es ist genial. Auf 2300m, er natürlich noch im Aufstieg, der erste Innsbrucker. Ich werde wohl nicht als einziger an Heilig Abend auf dem Zischgeles stehen, ist aber auch egal. Wir ratschen ein bisschen über Lawinengefahr und dass die Innsbrucker wohl eher an der Lampsenspitze sind, wohl auch weil dort mehr Sonne scheint. Er fragt noch, wo ich denn rauf sei, denn meine Spur sah nicht mehr frisch begangen aus. Sie war schon wieder Triebschneegefüllt, was er gar nicht glauben konnte. Im unteren flacheren nicht mehr lawinengefährdeten Teil konnte ich mir dann endlich die Hänge aussuchen und ganz frische Abfahrtsspuren ziehen, fast zu schnell war die Abfahrt vorbei. Am Parkplatz dann endlich ein Innsbrucker Bunny, ich tippe mal, sie kommt von der Lampsenspitze. Doch als sie das 7. Kleidungsstück auszog und immer noch kein Bauchnabel zu sehen war, widmete auch ich mich endlich meinem Wurstbrot und trat bei mollig warmen –8,0° langsam die Heimfahrt an. Wie bin ich mit meinen abgefahrenen Winterreifen hier nur raufgekommen, denke ich mir noch, als ich nun bei Helligkeit die Straße sah? Noch das Auto billig vollgetankt, beim M-Preis noch Cannabis-Eistee und Steirische Knoblauchwurst (weil nur die so richtig nach Knoblauch schmeckt) eingekauft, habe ich mich mit den Klängen von „Rudolf, the red nosed rentier“, „Wonderful Dream“ (mein Cola war leider schon leer) und zum 7. Mal „Do they know, it’s Chrismas“ (I kun’s nimmer hörn!) nach Hause geschmuggelt. Das Christkind erwartete mich mit den obligatorischen Schweinswürstel, die nur Mami so kochen kann, und neuen Spielsachen (G 14, Gasser-Rodel) für so Supertouren wie heute. Ich hoffe, mein Schnarchen in der Christmette hat niemand gestört.
Fazit: Für lange Fahrten an Weihnachten ein paar Heavy Metal CD’s überspielen, Innsbrucker Bunnys sind vielleicht konditionsstark, aber verfroren und es war saugeil!
Viele Liebe Grüße von climby!
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