Es ist Mittwoch und es schneit. Hat es schon den ganzen Tag vorher getan, der Lawinenwarndienst meldet Stufe 3-4. Egal, da muß man durch. Aufbruch im Schneetreiben, Ankunft in der Wildschönau ganz hinten an der Schönangeralm (1170m) um 10:00 Uhr. Es schneit und überall liegt frisches, feinstes Pulver gut 50cm hoch. Wir sind allein, nirgendwo ein Mensch oder Auto.
Wir ziehen die Felle auf und wollen uns auf den Weg zur Familienskitour auf Niederhorn (1860m) machen, da nähert sich doch noch ein Auto. Es handelt sich um einen Pickup mit griechischem Kennzeichen. Die Insassen geben uns in gebrochenem englisch zu verstehen, dass sie auf den Breiteggern (1981m) wollen. Das ist aber nix für uns. Zu weit und zu schwer.
Also machen wir uns auf den Weg und spuren durch schönsten Tiefschnee, kein Problem den Weg zu finden, wir haben eine hochpräzise Kompaß-Wanderkarte von 1834 dabei...
Mühsam geht es aufwärts, in weiten Kehren, dann eine Abzweigung. Irgendwie erscheint uns der Weg nach einer Weile doch zu flach und auch die Richtung kann nicht wirklich stimmen, aber so lange es irgendwie weitergeht besteht kein Grund für schlechte Laune, schließlich schneit es nach wie vor und die Sicht auf Wolken und Schneetreiben wird nicht durch Berge in der Ferne abgelenkt !
Nach einer geraumen Zeit erreichen wir eine schnuckelige Alm auf deren Terasse sich auch bei dem Wetter eine angenehme Pause einlegen läßt;



Und siehe da wir treffen auf die Spur der Griechen die ja auf einen ganz anderen Berg wollten. Wären wir denen einfach nachgegangen wären wir hier schon vor ner Stunde vorbeigekommen, aber sowas ist öd, ein paar Überstunden haben noch keinem geschadet. Wir folgen jetzt also doch den Spuren unserer Vorgänger, die uns schnell in steileres Gelände und Wald führen und uns mit Spitzkehren ärgern. Ist nicht wirklich einfach im Tiefschnee wenn mans nun gar nicht kann wie wir. Wir wechseln uns beim lachen und unelegantem Verbiegen ab.  

Langsam wird das Gelände lichter, wir nähern uns der Gipfelregion, die Sicht wird noch schlechter, der Wind stärker und kalt ists auch. Wurscht is eh, weiter gehts und tatsächlich, nach gut 4 Stunden Gesamtgehtzeit erreichen wir den Gipel. Zumindest sollte er das sein. Auf der Ostseite hängen gewaltige Wächten, dafür ist die Westseite fast freigeblasen. Nur das Gipfelkreuz fehlt, aber Höhenmesser und Karte sind sich einig. Das muß der Breiteggern sein. Sicht maximal 50m, wenn sich irgendwo doch noch ein Kreuz versteckt können wirs nicht sehen.  
Es ist saukalt also Felle runter und Abfahrt. Geht erst prima, wir sind ja doch voll die extrem krassen Ski-Profis. 300m weiter unter und ein halbes Dutzend Touchdowns später ist uns aber doch klar dass Tiefschneefahren in diesem Traumpulver zwar Superspaß macht aber doch nicht wirklich einfach ist. Naja die Spuren die wir in den Schnee ziehen sehen ganz passabel aus, wenn nur nicht zwischendurch die Einschlagkrater wären....  

Das steile Stück durch den Wald wird endgültig zum Fiasko, aber auch hier sind wir irgendwann mal durch. Dann wieder durch flache Traumhänge mal ne ganze Weile ohne Sturz stehen wir plötzlich vor einem lichten Jungwald. Was tun ? Skier tragen ? Kann der ehemalige Umweltreferent der SAN hier einfach mit Skiern durchbügeln ? Ja, kann er, und es geht sogar ganz gut. Auch Viktoria umschifft die zarten Pflänzchen sehr geschickt, ein Ski links vorbei, einer rechts, dann nach hinten fallen lassen und die Elastizität der Gewächse testen.  

Halten ganz schön was aus die Teile !
Unglaublich aber war, wir erreichen die Straße, natürlich nicht ohne vorher noch einen filmreifen Crash zu fabrizieren und halb übereinander mit verkeilten Skiern in dem teuflischen kalten Zeug zu liegen.
Das entwirren dauert ein wenig, aber trotzdem sind wir irgendwann mehr Schneemensch als Skifahrer am Auto angekommen. Hat locker 6 Stunden gedauert die Tour, aber wir waren oben und hatten ne Menge Spaß. Die Griechen sind 100m unterm Gipfel umgedreht die Weicheier. Sonnenverwöhnte Bubies halt.
Aber noch ist der Tag nicht zu Ende, die durch Umwege verlängerte Tour reicht uns nicht. Warum sollten wir gemütlich in der Wildschönau in einem Gasthaus was feines schlemmen, wenn wir doch auch schnell noch wieder ins Chiemgau fahren und dort erstmal mühsam auf die Frasdorfer Hütte stapfen können um dort ne alte Wurst zu essen ?
Also aufi ! Kurz nach halb sieben am Parkplatz, dann durch recht tiefen Schnee mit müden Beinen also noch mal 300 Höhenmeter hochschleppen. Verdammt ich hab Hunger und Durst, wann kommt den diese Dreckskurve ? Wir sind uns schnell einig : Was eine bescheuerte Idee. Aber irgendwann ist dann doch die Frasi erreicht und nach dem 4.Rradler ist die Welt wieder in Ordnung. Dann kommt auch noch der Vorsitzende und unsere skifahrerischen Heldentaten werden immer gewaltiger.
Fazit : Ein gelungene Tag, wie sollte es anders sein bei mehr als einem halben Meter Neuschnee. Und für die Nörgler : ja wir hatten unsere Piepser dabei und nein, die Tour ist zum verrecken nicht lawinengefährdet, man kann sich dauernd in maximal 25 Grad steilem Gelände aufhalten.