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Schrecken an der Schreckalm (Gelesen: 2392 mal)
Andy
Bergfreak
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Auffi muaß I

Beiträge: 575
Anisag
Schrecken an der Schreckalm
29.01.2004 um 18:34:06
 
Unser yak nervte mich gestern noch mit Gerede vom traumhaften Pulver am Spitzstein, worauf ich beschloß heute nachmittag Arbeit Arbeit sein zu lassen und noch was vom guten Schnee vor der nächsten Wärmeperiode zu haben. Ich konnte mich dann doch erst um 13:00 loseisen. Was solls? Muss ich die Tour halt sportlicher angehen. Schadet mir eh mal nicht.

Aufgrund der Lawinenlage muss es eh eine einfache Tour sein und dieses Jahr war ich eh noch nicht auf der Mühlhornwand. Voll ausgerüstet mit allen Krempel, sogar Pieps und pipapo (es könnten ja noch andere unterwegs sein, was natürlich bei dem Wetter nicht so ist) ziehe ich alleine los. Ich komme ganz gut voran, bis ich eine Spur entdecke, von der ich eigentlich weiß, dass sie nirgendwo hinführen kann. Aber sie ist gut gespurt und vielleicht ist mir da bislang eine interessante Route abseits der ewigen Forststraße entgangen? Kennt sich hier jemand besser aus als ich - der ich doch DER Chiemgauer bin? Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass da wahrscheinlich nix weiterführt - aber wenn doch? Neugier bringt die Katz um, heißts ...- also auf zur Erkundung. Natürlich nur so weit die Spur lawinensicher ist. Das bleibt sie, der gegenüberliegende Hang zeigt zwar schon viele Schneebrettanrisskanten und solche die es werden wollen, aber der ist weit genug weg, der Hang über mir ist sicher. Natürlich endet die Spur bald und ich weiß jetzt auch warum sie so gut gespurt ist: weil man darauf zurück muss. Ich habe also eine gute viertel Stunde verloren, obwohl ich eh schon knapp in der Zeit bin. Es muss also noch sportlicher gegangen werden. ...

An der Talalm bin ich dann 3 Minuten vor der mir vorgegebenen Zeit. Wunderbar! Weiter! Kurz vor der Schreckalm setzt plötzlich ein furchtbarer Wind ein, ich muss spuren in tiefem Pulver. Es fängt auch an, heftig zu schneien. Ich seh kaum mehr die Hand vor dem Gesicht. Die Zeichen für Lawinengefahr zeigen sich immer mehr fast lehrbuchartig. .... Die Schneeverwehungen werden fast abartig. Ich komme mir nun weit und breit allein in dieser Gebirgslandschaft fast verloren vor. Den Gipfel habe ich schon abgeschrieben. Was bin ich doch vernünftig!

An der Schreckalm stellt sich mir nun die Frage: Zurück an der Aufstiegsspur in traumhaften Pulver in sicheren und schönen freien Hängen oder weiter Richtung Priener Hütte auf einem Weg, der nicht gespurt ist, den ich in den heutigen Verhältnissen nicht sehen kann, wo aber ein isotonisches Getränk auf mich wartet[smiley=Skull.gif]. Die Vernunft sagt: Zurück da wo du herkommst. Der Hochmut sagt: Du kennst dich hier aus. Also weiter! ...

Die Entscheidung ist klar: auf ins Ungewisse. Bald stehe ich vor einen Hang, dessen Steilheit ich bei dem Schneegestöber nicht einschätzen kann, der mir aber zu gefährlich ausschaut. Im nahen Wald schaut es flacher aus. Ausserdem ist der Baumbestand dort sehr dicht. Ich kämpfe mich also durch den Wald, die Richtung weiß ich ja. Immer wieder drehe ich aber wegen Gräben und Steilabbrüchen Runden. Es wird dabei immer später. Naja, Biwaksack habe ich ja dabei. Den wollte ich eh mal im Gelände testen (aber eigentlich mit dem Schlafsack und ohne Orkanböen). Wollte ich nicht eh mal wieder etwas Abenteuer? So richtig will trotzdem kein Spass aufkommen. Auf und ab im dichten Wald. Endlich komme ich auf abgestuftem Gelände gut abwärts und stehe endlich über der Forststraße. Bis dort noch 2 heikle steilere Stufen. Die sind zwar kurz, aber der Schnee ist sehr tief. Ich muss halt schneller als die Lawine runterkommen. Also Hände aus den Schlaufen der Stöcke raus, Augen zu und runter. Der Hang hält, uff. Endlich am Forstweg! Die Priener Hütte und das isotonische Getränk spare ich mir. Die Lust ist mir vergangen. Den Rest der Abfahrt genieße ich wenigstens im traumhaften Pulver.
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Yak
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Um mani padme hum

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Re: Schrecken an der Schreckalm
Antwort #1 - 29.01.2004 um 21:00:54
 
Das kommt davon wenn man den Vorsitzenden alleine gehen läßt weil man auf die Post warten muß.
Hab mich beim Gassi gehen aufm Feld schon gefragt obs Dich im Schneesturm nicht vom Berg bläst.
Schätze es war im Endeffekt ganz OK, dass das mit dem Sonntagshorn nix geworden ist, das hätte nicht echt Spaß gemacht...  Traurig
Aber Pulver hats schon, gell ?  Grinsend
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80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

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Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
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hasei
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Re: Schrecken an der Schreckalm
Antwort #2 - 30.01.2004 um 11:59:27
 
Zitat:
Schätze es war im Endeffekt ganz OK, dass das mit dem Sonntagshorn nix geworden ist, das hätte nicht echt Spaß gemacht..

Wenns schon nicht am Sonntagshorn Spas gemacht hätt, dann doch wenigstens auf der Hochalm  Smiley, da muß ja sowieso vorbei Augenrollen
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