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meine entjungferung... (Gelesen: 2694 mal)
pet
Held der Berge
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Pray for snow!

Beiträge: 2691
Roma, Italia
Geschlecht: female
meine entjungferung...
15.09.2003 um 14:44:47
 
...nein, natürlich nicht, was ihr gleich wieder denkt!  Augenrollen
aber es war das liebe yak, das das vergnügen hatte... mich auf meine erste hochtour zu führen Zunge

mitte der woche erwähnt pet beiläufig in einer mail, daß sie sich diese woche endlich die festen bergschuhe mit den passenden steigeisen zulegen wird und daß ein wenig beratung v.a. in bezug auf letztere durchaus erwünscht ist.
darauf das yak: "gute idee, die holen wir samstag morgen, und dann probieren wir sie hinterher gleich aus. ich bin im moment eh fußlahm und kann nicht richtig laufen, genau das richtige also für einen gletscheranhänger (sic!)..."
danke, sehr charmant, aber andererseits - gletscheranhänger war schon immer mein traumberuf  Zunge

gesagt, getan.
wir stehen also samstag morgen im bergsportfachgeschäft meines vertrauens, und da das yak natürlich weiß, worauf es wirklich ankommt beim steigeisen-kauf (arschcool müssen sie sein, was sonst?  8) ), und außerdem sowohl mir als auch dem verkäufer gegenüber überhaupt keinen zweifel aufkommen läßt, daß ich im winter eh wasserfallklettern muß.... nenne ich also nach einigem hin und her ein paar wirklich arschcoole und megascharfe grivel g12 mein eigen  Lächelnd
an der kasse rennt er nochmal schnell weg, laut nach verhüterlis schreiend, aber klar, wenn es um eine entjungferung geht, hätte ich selbst draufkommen können...
aber es geht doch nur um die zacken der steigeisen und den schutz des rucksackinhalts Lächelnd

so, also rein ins auto und gen süden, nur wohin?
daß das yak ein schönwetteroptimist ist, hat sich auch bis zu mir rumgesprochen, beunruhigt mich aber nicht im geringsten, schließlich kann ich auch den wetterbericht lesen, und kenne mich gut aus mit den wetterunterschieden zwischen nord- und südseite, und überhaupt ist es auf der südseite eh meistens schöner, und heute nachmittag wird es besser und morgen ist traumwetter. kein zweifel!
zur sicherheit wollen wir nochmal in innsbruck anrufen, um uns zwischen glocknergebiet und ötztalern zu entscheiden, aber da ist leider immer besetzt, die ausfahrt kufstein-süd kommt immer näher, also was tun?  ???
mal überlegen, das gute wetter kommt von westen, spricht für die ötztaler...
yak kennt sich dort besser aus, spricht auch für die ötztaler -
na logisch, wir fahren zum glockner! was sonst?  Zwinkernd

schicke 26,- euro ärmer schrauben wir uns also langsam auf der wunderschönen panoramastraße höher (welches panorama? ach ja, es reißt ja später auf!), ab 1.800m liegt langsam ein wenig schnee, auf 2.200 schon ganz ordentlich, die räumfahrzeuge fahren, auf der paßhöhe ist winter, aber auf der südseite liegt tatsächlich weniger schnee. haben wir eh gewußt!

nachdem wir dann noch ein wenig rumgetrödelt haben, machen wir uns auf den weg zur oberwalder hütte, am gamsgrubensteig steht zwar ein schild, daß er gesperrt ist, aber am telefon sagt die hüttenwirtin, sie weiß von nix, das paßt schon!

vom vierten tunnel jogge ich nochmal schnell zum auto zurück, hab die schrauben vergessen für die g12, aber nun geht es endlich los, es liegt schnee am weg, aber am rand ist er nicht tief, eine trittspur zu sehen, wir sind also nicht alleine und marschieren bei fast schon sonnenschein los.

ein kurzer mulmiger moment, als ich mich gerade anschicke, über die reste eines schneebretts zu klettern, das quer über den weg gegangen ist, und sich genau in dem moment ein weiteres über uns löst. während ich überlege, ob ich lieber nach vorne oder nach hinten flüchte, meint yak nur, das kommt eh nicht zu uns, ist viel zu flach hier - er behält recht, aber er hat leicht reden, er wiegt ja fast doppelt so viel wie ich und kann dem naßschnee dann auch mehr entgegenstemmen...

egal, also weiter, nun allerdings immer mit einem wachsamen auge nach rechts oben, bis wir an einem entzückenden picknickplatz vorbei das ende der fahrstraße und den anfang des gletschers erreichen.

mittlerweile wird der schnee doch nicht mehr nur vom wind rumgewirbelt, sondern es schneit tatsächlich, sonne ist auch keine mehr zu sehen, dafür aber die stangen, die uns den weg über den kleinen gletscher unterhalb der hütte weisen. steigeisen? brauchen wir hier wohl nicht!

wir stapfen also los, von stange zu stange, für die ersten 100hm brauchen wir auch nur 25min, anstrengend zwar, aber das macht ja nix, wir sind ja nicht zum spaß hier!
irgendwann wird der sturm dann doch etwas stärker und von zeit zu zeit sieht man die nächste stange nicht mehr...  unentschlossen
seltsames gefühl, aber meist kommt bald wieder ein nebelloch, und da steht sie dann doch, die berge rechts und links und die neigung des gletschers helfen zumindest auch ohne sicht bei der orientierung.

irgendwie werden wir trotzdem immer langsamer, und dann ist es soweit, daß yak bei jedem schritt bis zum knie einsinkt - daß ich ganz tapfer anfangs auch gespurt habe war nicht wirklich hilfreich, schließlich sinkt ein yak in meinen zarten tritten noch weiter ein (hat ja auch mehr gepäck zu tragen  Grinsend )

und dann stehen wir an einer stange, keine weitere mehr zu sehen, dafür spalten, und der weg um die spaltenzone rum sieht lang aus.
mittlerweile ist es 18h30, nicht mehr lange bis einbruch der dunkelheit - ich will hier raus!  weinend

der anruf beim hüttenwirt bringt auch nicht viel, der gute mann will nicht mal aus dem fenster schauen (er würde uns ja sehen von da), und sagt nur, wir müssen einfach geradeaus weiter und das paßt schon.

aber das findet pet gar nicht!
wahrscheinlich sind die spalten wirklich nicht so schlimm, wie sie aussehen, aber irgendwie macht sich dann doch das gefühl in mir breit, daß im hellen wieder vom gletscher runtergehen doch eher mein innigster wunsch ist  unentschlossen
heiße getränke und suppen gibt es schließlich auch im tal!

und selbst wenn ich jetzt seinen ruf ankratze, das yak ist gar nicht so gnadenlos, und kehrt mit mir um  Smiley

der weg runter ist auch noch ganz schön anstrengend, schließlich ist der gletscher ziemlich flach, außerdem sind bereits nach 20m unsere spuren komplett verweht und zugeschneit. also wieder ausschau nach den stangen halten.

um dem ganzen noch die krone aufzusetzen, wollen wir uns einen kleinen umweg über eine brücke sparen und brechen dann natürlich in ein schönes eiswasser ein... mir gehts sogar bis zum oberschenkel, aber die neuen schuhe halten dicht, nur von oben läuft ein wenig wasser rein, das sich aber bald nicht mehr kalt anfühlt, egal, weg hier!

mittlerweile ist auch das stapfen auf der fahrstraße ein wenig beschwerlicher geworden, aber auch das geht vorüber, und kurz bevor es richtig dunkel wird, erreichen wir den ersten der 6 tunnel.

um 20h30 sind wir dann wieder am auto. die franz-josefs-höhe liegt dunkel und verlassen da, wo sind denn nur die touris hin?
eigentlich waren es doch nur 650 höhenmeter und länger als 5 stunden waren wir auch nicht unterwegs, war doch ein klacks!
8)

noch kurz über eine minilawine, die über die straße abgegangen ist, aber zum glück einen schmalen streifen frei gelassen hat, und runter ins tal. noch was feines essen in lienz und um 1h30 sind wir dann endlich wieder in rosenheim.

fazit: auf einen gipfel wären wir am nächsten tag eh nur mit mühen gekommen, die lawinengefahr war sicherlich auch nicht unerheblich am sonntag, es wird wohl die ganze nacht weitergeschneit haben (ab heiligenblut war der himmel übrigens sternklar - im süden drüben ist es halt immer schön!)...

ich weiß schon, wer sich unbedingt das yak aussucht für die erste hochtour, der hat es wohl nicht anders verdient, aber ein spaß war's trotzdem und bei schönem wetter kann's schließlich jeder!

ich krieg dafür auch eine urkunde, ich darf mich jetzt nämlich auch endlich offiziell "heldin der berge" nennen  Lächelnd
wenn sich das nicht gelohnt hat!


p.s. die gut 1.000hm am sonntag in der wildschönau waren dagegen wirklich ein erholungsspaziergang: oma und opa wandern zur bank am gipfel  Grinsend
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Smiley Smiley
 
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Re: meine entjunferung...
Antwort #1 - 15.09.2003 um 17:50:36
 
*lorbeerkranzüberreich* (spezialanfertigung für heldinnen der berge, 12-zackig und verhütet *g*)

Zwinkernd

gisela
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Yak
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Um mani padme hum

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Nepal und Tibet
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Re: meine entjungferung...
Antwort #2 - 16.09.2003 um 00:13:05
 
Pah, alles halb so wild.  Zwinkernd
Den genauen Charakter der Tour kann man folgendem Bild gut entnehmen :
...
Also nur eine gemütliche kleine Wanderung auf einen Seniorenhügel mit Rastplatz am Gipfel.. 

Naja, zumindest am Sonntag.
Der Versuch am Samstag war schon etwas krass für ne Einsteigertour, zugegeben. Aber die hatten besseres Wetter vorhergesagt ! Dass diese halb zugeschneite Spaltenzone wenig Vertrauen erweckte gebe ich ja auch gerne zu. Wir hätten einen großen Umweg machen müssen, was uns in dem elend tiefen Schnee wohl über ne Stunde gekostet hätte, oder wir hätten anseilen und Steigeisen anlegen müssen. Bei Schneesturm, -5 Grad und minimaler Sicht. Schon lustig wie schnell der Sommer doch auf einmal zu Ende war...
Aber dafür hat der Mitternachts-Umdrehschnaps in Lienz doch prima geschmeckt, oder ?  Grinsend Grinsend Grinsend

Yak, der nur ein ganz schwach ausgeprägtes schlechtes Gewissen hat und den Weg zur Oberwalder Hütte wirklich einfacher im Kopf hatte..

Auf jeden Fall gehört Pet NICHT in die Kategorie Weicheier : Den Angriff ganz am Anfang der Tour durch den lawinenlostretenden Gesellen in der Wand über uns hat sie nicht mal erwähnt..  Smiley
...
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Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
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