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Walliser Odyssen, Teil4 : Allalin und Abschied (Gelesen: 2419 mal)
Yak
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Um mani padme hum

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Nepal und Tibet
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Walliser Odyssen, Teil4 : Allalin und Abschied
11.08.2004 um 19:31:49
 
Auf die spätabendliche Frage was morgen noch möglich ist winkt Andy ab. Da geht nix mehr, Viktoria ist anderer Meinung : Mal abwarten bis morgen früh. Yak ist zuversichtlich, Bunnys sind meist wesentlich zäher als Checker, das wird schon passen, also morgen mal spät aufstehen, wecken um 4:00 Uhr !
Und tatsächlich, trotz mehrerer Versuche von Andy die Tour zu sabotieren oder Viktoria zu bewegen doch im Bett zu bleiben, das Bunny hat noch nicht genug. Zwar schafft es Andy mit verschiedenen Trödel-Einlagen den Abmarsch auf 6 Uhr zu verzögern, aber dann wird doch mit kompletter Ausrüstung und vor allem mit viel Cola losmarschiert.
Ein letzter Versuch ist das Zurücklassen des Eispickels angeblich erst bemerkt beim betreten des bereits bekannten Hohlaubgletschers, aber auch jetzt ist Viktoria knallhart : "Na dann aber mal flott". Schweißgebadet ist Andy in Rekordzeit wieder zurück. Der Anstieg ist steil und Andy ist sich sicher : Das ist viel zu spät für eine Westalpentour, wir haben schon 8 Uhr und sind erst auf 3200m Höhe.

...

Recht hat der Mann, nützt ihm aber nix, das ist nicht der K2 hier und wir ziehen das jetzt durch, basta. (1)
Der Anstieg über den Grat der meist mehr einer breiten Flanke gleicht ist teilweise überraschend steil und trifft mehrmals auf Blankeis. Wir gehen ohne Seil um die Gefahr eines Seilschaftssturzes auszuschließen. Yak ist ein ganz klein wenig beunruhigt, gibt zwar wie immer die Parole "Sieg oder Tod" aus und ermuntert zum fröhlichen weitergehen, nimmt gleichwohl das Tempo zurück un beobachtet permanent mit kaum sichtbaren aber schmerzhaften Kopfverrenkungen Viktorias Steigeisentechnik. Wir erinnern uns : Ihr erster Berg mit Steigeisen war der Johannisberg, allerdings der standesgemäß gleich durch die Nordwand. Aber nach 10 Minuten ist klar : Das Mädel hat das drauf, wenns nicht noch steiler wird dann paßt das schon. Auf die sicherheitsnachfrage wie sie sich in dem etwas steileren Gelände fühlt ist die Antwort denn auch eindeutig : "gut"
Zwischendurch ärgert uns eine Spalte, die breit und tief genug für einen üblen Sturz ist und sich völlig unkalkulierbar durch die Flanke schlängelt. Wir seilen brummend wieder an, der Grat ist aber wieder flacher geworden, Seilschaftssturz ist wohl zumindest unwahrscheinlich.

...

Das letzte Stück vor der Schlüsselstelle, einem Felsriegel mit ein paar IIer Stellen geht hasei voran und versichert im Vorstieg die unangenehme Passage die durch teilweise sehr rutschigen matsch führt. Auch diese Stelle die uns im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen bereitet hat bewältigt Viktoria mit etwas zuspruch, einigen Anweisungen und etwas schieben ohne echte Probleme. Der Rest ist Formache, noch ein paar Meter und der Gipfel des Allalinhorns (4027m) ist erreicht.

...

Der Anstieg war nicht ganz trivial, sehr abwechslungsreich und schön. Yak war vor fast 15 Jahren schon mal auf dem Gipfel, es war der erste 4000er, damals mit Seilbahnunterstützung, das Können hätte noch nicht gereicht um den Hohlaubgrat souverän bewältigen zu können. Auch wenn die Seilbahn das Gipfelziel etwas entwertet, das Allalinhorn ist ein schöner Gipfel mit gewaltigen Gletschern und der Normalweg zur Seilbahn, den auch wir als Abstieg wählen führt an riesigen Spalten vorbei, um die späte Zeit ein gefährlicher Weg, der uns in konstanter Hochspannung hält.

...

Eigentlich war unsere Planung ursprünglich auch etwas anders gewesen : wir hatten den Feekopf überschreiten wollen und über das Alphubeljoch nach Täsch zurückkehren wollen. Da wir aber an der Kletterstelle viel Zeit verloren trauten wir uns nicht zu Viktoria über die Schlüsselstelle am Feekopf zu bekommen. Alternative : Wir zerschneiden das Seil (Yeah, wie bei Sturz ins Leere) und trennen uns. Andy und Viktoria steigen ab nach Saas und Yak und hasei gehen über den Feegrat zur Täschhütte.

...

Aber wir entschieden uns dann doch dafür alle zusammen abzusteigen und mit Taxi, Bus und Bahn nach Täsch zurückzukehren, denn das Wetter war nicht mehr 100%ig stabil, in der Ferne donnern bereits Gewitter, zudem ist sowohl der eine wie auch der andere Abstieg für eine Zweierseilschaft am 25m Seil nicht ganz ungefährlich.
Der Rest der Geschichte ist eine Sache für sich, dass Viktoria diejenige war die das Auto von Täschalp geholt hat weil die drei Checker zu faul waren ist nur ein Aspekt, dass man in der Schweiz nachts nichts zu trinken bekommt ein anderer....

Eine schöne Mehrtagestour geht zuende, wenn auch nicht so wie erhofft, so am ende zumindest halbwegs versönlich auch für hasei der doch seinen ersten 4000er gebügelt hat und das ganz ohne Kopfschmerzen und sogar Yak ist nicht wirklich unglücklich auch wenn weder Lyskamm noch die Pollux-Nordwand bei rumgekommen sind. Und Viktoria ? naja, drei 4000er in drei Tagen, was gibts da noch zu muckeln ? Ganz klar das Bunny hat allen Ernstes als nächstes nen HOHEN Berg verlangt.  ???

(1) Klarstellung : Natürlich wurde auch hir auf die Meinung aller Beteiligten Rücksicht genommen und auch eine so späte Durchführung der Tour für vertretbar befunden.
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80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

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Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
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Andy
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Auffi muaß I

Beiträge: 575
Anisag
Re: Walliser Odyssen, Teil4 : Allalin und Abschied
Antwort #1 - 11.08.2004 um 21:03:13
 
Trivial war diese Tour keinesfalls, aber es scheint echt, dass mein Spatzl mit Steigeisen an den Füßen geboren wurde... Ich war da schon deutlich nervös, sichtlich aber unberechtigt.

Nervig war hier, dass wir fast eine Stunde Zeit verloren oben, weil wir am Felsriegel auf eine abseilende Gruppe warten mussten, die offensichtlich keinerlei Erfahrung mit dem Abseilen hatte. Diese erzählten auch, dass sie vorher auch über eine Stunde hier warten mussten. Tja, ist wohl der Hillary-Step des Allalinhorns... Hasei versuchte, auszuweichen und die Stelle etwas weiter links zu klettern und kam dabei in ziemlich ekelhaftes Gelände mit steilen Morastfels.
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