Letzten Freitag/Samstag hatten Alex, Christine, Andrea und Yak beschlossen, die Pessimisten unter den Wetterfröschen zu ignorieren und wollten die Gelegenheit nutzen, um den Spiegelkogel (3.425 m) im Ötztal mit seiner kleinen aber feinen und vor allem für Anfänger geeigneten ca. 250 m hohen Nordwand zu besteigen. Die bangen Gedanken der beiden Nordwand-Neulinge Christine und Andrea wurden von Yak mit einem beruhigenden „Alex und er seien doch die Bergsteiger, denen Frauen vertrauen … „ erfolgreich (?!?) weggewischt.
Also begann das kleine Abenteuer Freitag Nachmittag mit der Fahrt nach Vent. Unterbrochen werden musste ein erstes Mal für eine Rast bei McDonalds in Pfaffenhoffen, um Christine vor dem sicheren Hungertod zu retten, ein zweites Mal um den zwischenzeitlich im McDonalds am Irschenberg versumpften Yak in Rosenheim aufzusammeln. Ein grober Orientierungsschnitzer der am Steuer sitzenden Andrea (schade, dass sie an Climby’s Orientierungskurs das Wochenende in Südafrika verbummeln muss, hätte ihr wahrscheinlich gut getan) sorgte für eine weitere „kleine“ Verspätung, so dass man erst gegen 22 Uhr in Vent ankam.
Nachdem auf der allseits bekannten und oft überbuchten Spiegelkogel-Hütte die Heizung defekt war, entschied man sich für die Weichei-Übernachtung bei „Oma“ Granbichler, die sogar am nächsten Morgen in aller Frühe noch für Kaffee sorgte.
Der Sternenhimmel am Abend ließ noch auf gutes Wetter am folgenden Tag hoffen. War es auch noch, als die Gruppe gegen 6 Uhr aufbrach. Der Weg führte sehr zum Leidwesen von Skiträger Alex anfangs durch Wald mit einigen „wenigen“ niedrigen Ästen, dann an der Spiegelkogel-Alm vorbei. einem übrigens wunderschönen Biwakplatz, aber bitte nicht weitersagen.
Die magere Schneelage machte vorerst das Tragen der Skier und Schneeschuhe erforderlich.
Während einer längeren Rast auf ca. 2650m wurden alle in ungläubiges Erstaunen versetzt: kamen doch glatt zwei weitere Skitourengeher den Berg hoch und zogen vorbei! Was zum Himmel tun die hier bloß?? Dachten doch alle an eine Tour in völliger Einsamkeit. Wie konnte das nur passieren … !?! Beschwerden gingen postwendend bei Yak ein.
Endlich konnten Schneeschuhe und Ski zum Einsatz kommen. Zwischenzeitlich hatte es begonnen leicht zu schneien, was die Truppe aber erstmal beschloss zu ignorieren. Man war gut unterwegs und kam gut voran. Der immer stärker werdende Schneefall und die zunehmend schlechtere Sicht erschwerten das Vorankommen jedoch sehr bald beträchtlich. Der aufkommende eisige Wind tat sein übriges dazu. Alex und Yak übernahmen das Spuren. Immer wieder musste die Karte herausgeholt werden. Aber keiner ließ sich beirren.
Auf ca. 3.100 m kamen die zwei Skitourengeher wieder entgegen. Sie hatten sich zum Umdrehen entschieden. Eine eher schwer überwindbare, mit Neuschnee überzuckerte Spalte kurz unterhalb der Wand hat Bedenken bei ihnen aufkommen lassen. Ein Grund zum Anseilen, was prompt getan wurde. Inzwischen war es so richtig ungemütlich geworden: die Suppe immer dicker, der Wind immer eisiger, die Flocken immer größer. Die kleine aber feine Wand war nirgends zu erkennen bzw. einsehbar, obwohl man wohl wirklich nur kurz davor war. Dabei sollte sie laut Aussagen eines Teilnehmers „unübersehbar sein, so richtig spiegeln und einen so richtig anspringen“. Tja, das war wohl nix. Was tun? Nach einer kurzen Diskussion entschied man, es über den normalen Winterzustieg zu versuchen, denn so leicht gibt man nicht auf! Der ins Gesicht blasende eisige Wind ließ schon auf das hoffen, was man am Gipfelgrad erwarten musste, der Schnee wurde immer tiefer, die gemeldete Lawinenwarstufe 1 herrschte sicher schon lange nicht mehr, … nach einer weiteren kurzen Beratung entschied die Gruppe einstimmig, wenn auch schweren Herzens, umzukehren … im nachhinein bestimmt die richtige Entscheidung.
Auf einen kleinen Gipfelerfolg können dennoch alle zurückblicken. Im Abstieg wurde das weltberühmte „Spieglein“ mit seinen stolzen 3.060 m erklommen. Schließlich brauchte man ja noch eine Gelegenheit für den Gipfelgrappa. Ob eine Erstbesteigung vorlag, konnte bis heute noch nicht einwandfrei geklärt werden. Ab hier „durfte“ Alex dann auch abfahren. Die Verhältnisse waren eine echte Herausforderung für ihn. Alle paar Meter wechselten sie: mal kurz Pulver, mal kurz Bruchharsch, dann wieder so richtiger schwerer Schnee … vom feinsten halt. Christine, Andrea und Yak waren mächtig froh, dass sie Schneeschuhe hatten. Aber Alex hat das ganze recht ordentlich gemeistert.
Die Gedanken an Pizza beschleunigten den Abstieg und machten den Abschied von der idyllischen Spiegelkogel-Alm nach einer ausgiebigen Rast leichter.
Zu schneien aufgehört hat es nimmer, selbst in Vent nicht, wo eigentlich alle mit Regen gerechnet hatten.
Gut durchnässt im Tal angekommen, wurde der ganze Krempel ins Auto gepackt und ab ging’s zur Pizza nach Längenfeld. Bei Prosecco wurde auf eine Super-Tour – denn das war sie wirklich – angestoßen. Es war ein wunderschöner Ausklang eines anstrengenden Tages, bei der so manch Erstaunliches auf den Tisch kam. So erzählte Alex zum Beispiel von seinem „ersten Mal“ mit einer Eisschraube: in Habichts Wohnzimmer, 2001, wäre das wohl gewesen, meinte er. Tja, hat sich einiges geändert seitdem …
… und irgendwann kriegen – oder wie hat Yak so schön gesagt „plätteln“ - wir sie schon noch, diese kleine aber feine „unsichtbare“ Wand …
Liebe Grüße
Andrea