Eigentlich war ein Wochenende im Ötztal geplant, Marzellspitze, Fineilspitze, Mutmalspitze oder so. Durch die Nordwände natürlich als Ausgleich für die Abfuhr am Spiegelkogel vor 2 Wochen.
Dann Freitag mittag die Hiobsbotschaft von Alex : Kreislaufkollaps oder so, keine Nordwand machbar, offenbar ein Symptom spontaner Vergreisung !?
Ein schneller Telefonanruf bringt nur mäßige Klarheit, Allergieschock durchs klettern (der Mann ist allergisch gegen Fels !? Da gibt es Abhilfe : Eis !), oder was auch immer, Tatsache bleibt : Die Tour fällt ins Wasser.
Also Samstag aufräumen und Gartenarbeit.
Seeeehr befriedigend !
Das ausräumen der Eisgeräte aus dem Auto bringt dann aber doch den Süchtigen wieder zum vorscheinen.
So geht das ja nun nicht !
Bestes Wetter und zuhause hocken.
Wecker auf 3 Uhr stellen, Ausrüstung neu packen und die Karte wälzen.
Eigentlich kann es nur eine Antwort geben :
Spiegelkogel !
Da alle rumschwächeln, Skier kraulen oder Orientierung suchen (Hey Leute, der richtige Weg ist auffi, wozu brauchts da nen Kurs ?) also allein, solo, ohne Netz, Seil und doppelten Boden. Auf die harte Tour halt. Spalten hat der ja keine der Spiegelferner, oder ? Und die Wand, die ist ja eh nicht steil.
Ankunft in Vent, 6:30, Schuhe an und los, Weg kennen wir ja, erstmal zu Oma Granbichler und dann hinterm Haus den Pfad hoch.
Die Schneereste sind etwas weniger geworden in den zwei Wochen, aber nicht viel, aber weiter nach oben wird es dann doch schnell dünner mit dem Schnee.
Similaun, ein Traum in weiß
Mal schaun was der Zoom der neuen Knipse so drauf hat
Der Weg zur Martin Busch Hütte auf der anderen Seite ist inzwischen schneefrei, aber oberhalb 2700m scheint der Schnee deutlich mehr geworden zu sein.
Vorbei an der Ramolalm auf die Anhöhe und dem markierten Weg folgend kommt schnell der Spiegelkogel ins Bild. Wieso haben wir den nicht gesehen beim letzten Mal, man muß ja blind sein ?!
Da ist er ja so wie ich ihn kenne
Auch der mittlere Spiegelkogel hat ne nette Anstiegsrout im steilen Eis !
Der mittlere Spiegel
Voraus sind vier Skitourengeher, echter Modeberg offensichtlich, aber die gehen sicher die Skifuzzi-Route, also ignorieren. Der Spigelferner rückt näher.
Das Ziel der Begierde
Kurz vorher noch ne Pause, Fotos, essen, Gurt anlegen und Eisgeräte in die Hände, dann vorsichtiges Heranpirschen an den Wandfuß. Aber in den letzten zwei Wochen sind ca. 1m Neuschnee runtergekommen, Splatengefahr sollte sich in Grenzen halten, auch die Wand sieht gut aus, allerdings scheinen zwei größere Spalten den rechten Wandbreich zu durchziehen, also halten wir uns links.
Erst tiefer Schnee, dann Trittfirn, eher lahm aber mäkeln wir nicht zu früh
Bald wir es steiler und der Schnee dünner, darunter ist grifiges Eis, schönstes "Tschock" hallt über die weite Fläche. Langsam aber gut geht es voran. "Tschock", "Tschock", "Tschock", "Pling"
Ups.
Was das ?
Blankeis, was soll das jetzt, wofür ist das gut ?
Jetzt wird etwas Adrenaliniger, unter der dünnen Schneeschicht ist glashartes Eis, Die Wand hat hier etwas mehr als 40 Grad Neigung, das ist wenig verglichen mit einem Wasserfall, das ist aber verdammt viel wenns unten 100 Meter Luft hat und das Seil fehlt...
Konzentriertes weiterarbeiten bringt Entspannung, nach etwa 10 Metern wird das Eis wieder griffiger, kurz darauf dann sogar wieder Trittfirn. Dann stellt sich die Wand nochmal etwa auf, werden 45 Grad sein, wieder eine Passage Blankeis, auch nur kurz, dann wird es flacher und der Grat ist erreicht. Der ist stark überwächtet, Vorsicht, das sieht gefährlich aus.
Die Eisgeräte in die Wächte stecken für ein Foto, sehr schön, dann ein Eisgerät wieder herausziehen
Rumms.
Mit ohrenbetäubendem Lärm bricht die Wächte auf einer Breite von 20 Metern ab, reißt das zweite Eisgerät in die Tiefe ebenso riesige Felsen und weitere Schneemassen. Es geht hier etwa 300m runter. Die Abbruchkante ist genau 10 cm von meinem Fuß entfernt.
*gulp*
Der weitere Aufstieg zum Gipfel ist im tiefen Schnee sehr anstrengend da immer wieder Felsen zu umgehen sind, von der Wächte hält sich Yak seeeehr weit entfernt, besser immer wieder in die Wand ausweichen.
Dann endlich am Gipfel. Tolle Aussicht.
Die Hochwilde sieht genial aus, die schreit förmlich nach Besteigung.
Noch ein paar Bilder dann entlang der Skispuren den Weicheiweg runter.
Der ist viel flacher als gedacht, trotzdem wäre es vor zwei Wochen kein Spaß geworden hier hoch als Altrnative zur Wand. War schon richtig dass wir umgedreht sind. Von der Gefahr durch die Wächte im Nebel will ich gar nicht reden.
An einer Spalte vorbei die erneut den Adrenalinspigel in die Höhe jagt runter zum Boden des Spiegelferners.
Dann in immer sulzigerem Schnee Richtung Vent
Alex, eat this :
Der Schnee ist weich und mehrfach so faul, dass es wirklich anstrengend wird, entsprechend alle ist Yak am Auto.
Insgesamt ist ne 12 Stunden Tour draus geworden, aber es hat sich gelohnt. Zwar mit Verlusten aber doch siegreich. Und die Warnung wurde auch verstanden : Noch mehr vorsicht bei Wächten !
Fazit : Tolle Tour, sehr anstrengend, Schnee bis 2600m, Ski und Schneeschuhe sind problematisch wenn man zu spät unterwegs ist, der Schnee hat eine sehr schlechte Struktur.
Die Wand ist maximal 45 Grad steil, meist aber nur 40 Grad und ist knapp 250m hoch, Es gibt Spalten in der Wand, die bemerkt man aber wenn man drauf rumpickelt. Der Gletscher ist dick schneebedeckt, aktuell hält sich die Spaltengefahr in Grenzen, trotzdem macht man so eine Tour natürlich niemals und unter keinen Umständen alleine !
Als Skikombi für schnelle Frühaufsteher absolut empfehlenswert, Verhältnisse in der Wand super, nur ganz wenig Blankeis, wird sicher mit weiteren Niederschlägen noch besser.
Auch die anderen Wände im Ötztal sind frisch geweißelt, also an die Eisen !
Falls jemand im Sommer am Ramolhaus ist und einen Spaziergang unter die Südflanke des Spiegelkogels macht : Dort liegt irgendwo ein Eisgerät. Grivel, Rambo II, mit schwarzem Edding ist Yak draufgeschrieben....