Samstag morgen, Pet hat "lose Zöpfe" (so nennt man Strohwitwen anderswo, wie ich letztes Wochenende gelernt habe) und will auf den Berg.
Der Wetterbericht ist bescheiden, Gewitter und Kaltfronten sind angesagt, die auch weiter im Westen schon eingetroffen sind. Also lieber nicht über den Mannlgrat auf den Göll, Grat und Eisen bei Gewitter sind ja nicht unbedingt empfehlenswert...
Dann halt was unkompliziertes, auf den Schneibstein, da sind Hütten und Almen in rauhen Mengen vorhanden, die Jennerbergbahn allerdings nützt mir bei der geplanten Route nichts.
Um 6h wache ich auf und stelle fest, dass Tarkan alles mit im Allgäu bei der Jugendleiterausbildung hat: Kompass - brauch ich trotz Schlechtwetter nicht, Regenjacke - dann wird halt die dicke Bergjacke eingepackt, Erste-Hilfe-Set - haben wir noch ein zweites, Sonnencreme - ... tja, der Blick aus dem Fenster und auf's Thermometer zeigt, dass die durchaus angebracht sein könnte, zumindest am Vormittag.
Also noch zwei Stunden weiterschlafen, Sonnencreme kaufen und dafür dann ein wenig mehr Gas geben, um der Front davonzulaufen.
Aber erst mal ist es noch irre heiß. Ich fahre nach Hinterbrand und stelle mein Auto ab, verlasse nach kurzer Zeit die Forststraße und schlage einen auf der Karte schwarz gestrichelten Weg ein. Ich bin der Meinung, das ist der, den der Füherr erwähnt hat. Vor mir läuft jemand auf dem selben unscheinbaren Pfad, aber bald wird klar, der will zum Hohen Brett. Ich halte mich in weiter unten und komme tatsächlich da hin, wo ich will - war doch nicht umsonst der Orientierungskurs

Ein wenig muss ich suchen, der Pfad ist ziemlich überwuchert, aber bald überquere ich den momentan kaum vorhandenen Bach und stehe vor dem Krautkaser - eine geradezu verwunschene Almhütte, die man schon direkt ansteuern muss, so versteckt liegt sie.
Ach ja, hab ich erwähnt, dass auch die Kamera im Allgäu ist?
Also leider keine Fotos heute... egal, das spart Zeit!
Ich finde einen weiteren Pfad, der mich noch einige Zeit vom Skigebiet fernhält, herrlich einsam, aber bald erreiche ich den Ziehweg, der im Winter Skipiste ist und marschiere weiter Richtung Mitterkaser.
Der Schweiß läuft mir nur so über das Gesicht, das Barometer scheint zu steigen, aber wir wissen ja, dass die Kaltfront kommt...
Nach ca. 1.30h bin ich am Torrener Joch, schnell einen Müsliriegel essen und den Himmel überprüfen.
Die Wolken kommen von Osten (!), ziehen zum Torrener Joch hoch und hüllen als erstes den Göllstock ein. Sollte das nicht eigentlich vom Western kommen? Sehr seltsam, das Wetter hier muss ich erst noch kennenlernen. Aber alle, mit denen ich im Vorbeigehen spreche, wundern sich.
Wird ziemlich neblig so, ich schaue mich immer wieder um, checke, ob im schlimmsten Fall die Orientierung runterwärts auch kein Problem ist, aber das sieht gut aus.
Auf etwa 2.000m beschließt eine Damengruppe vor mir, umzukehren, da der Gipfel eh schon zu ist. Hmm. Aber die paar Meter, das geht schon noch. Außerdem sind vor mir Leute, hinter mir, und so schlimm sieht es eigentlich nicht aus, oder?
Sicherheitshalber versuch ich nicht langsamer zu werden, aber ich merke, dass ich zu wenig getrunken habe, erste Anzeichen von Krämpfen, das ist nicht gut! Also doch öfter Trinkpausen machen.
Nach insgesamt 2.55h bin ich am Gipfel, die Wolken machen den Blick Richtung Göll und ins Bluntautal unmöglich, aber ich kann den Hochkönig sehen, Watzmann und Hochkalter haben erst die ersten Wolkenkränze um die Gipfel.
Also, passt doch!
Im Abstieg stosse ich wieder auf die große Gruppe mit den vielen Kindern, die mir schon im Aufstieg entgegengekommen sind, und erfahre, dass es die Familiengruppe der Sektion Gangkofen ist.
Zufällig habe ich den Sektionsvorsitzenden angesprochen, der sehr interessiert ist an unserer Sektion, die Diskussion um uns ist ihm noch in guter Erinnerung. Schön, so kann ich noch beweisen, dass es uns wirklich gibt

Noch ein bisschen Ratschen, die Gruppe verbringt das Wochenende auf dem Stahlhaus, ich verabschiede mich und schaue, dass ich ins Tal komme. Inzwischen ist der Himmel komplett bedeckt, allerdings sieht es nicht nach Gewitter aus, nur nass werden könnte ich vielleicht noch.
Ich beschließe den Weg über die Königsbachalm zu nehmen, das ist allerdings langweiliges Forststraßengelatsche, stellenweise steil, also nicht wirklich spannend. Je näher man der Alm und damit auch der Mittelstation der Jennerbahn kommt, desto mehr Spaziergänger kommen mir entgegen.
Nach insgesamt 5.30h bin ich wieder am Auto, es ist immer noch trocken und schwül, der Göll allerdings steckt in dicken Wolken. Wäre wohl nicht so spannend gewesen da oben, ohne Sicht...
So bin ich wenigstens am frühen Nachmittag schon wieder daheim und kann gemütlich auf unseren frischgebackenen Jugendleiter warten.
Der Regen ist dann abends um 20h gekommen...
Eines Tages werd ich auch das Wetter im BGL kennen!
Fazit: eine nette Tour, familientauglich, die Bergbahnwanderer halten sich mehr im Bereich der Almen auf, der Gipfel des Schneibstein lädt eigentlich zu einer ausgedehnten Rast ein (flacher Grasbuckel mit unendlich viel Möglichkeiten, sich gemütlich einem Gipfelschlaf hinzugeben...), der weitere Verlauf der Kleinen Reib'n Richtung Windschartenkopf sieht sehr interessant aus, und wird sicher demnächst noch einmal angegangen.