"Karen, warum hat Dein Handy nicht geklingelt?" Es ist 7 Uhr 45, Abmarsch ist für 8 Uhr geplant, gepackt und gefrühstückt ist auch noch nix. "Mangiari wird toben, wenn wir den in aller Herrgottsfrühe in München aus dem Bett holen und selbst noch eine Stunde brauchen." Da hören wir auch schon Mangiaris WoMo.
Doch Mangiari nimmts mit Fassung, wir drei frühstücken über Gebühr langsam, dann klingelt das Handy, das, obwohl ausgeschaltet, selbst von Sommer- auf Winterzeit umgeschaltet hat.
Nach 1100 Metern Auf- und 100 Metern Abstieg bei Temperaturen, die in meiner Jugendzeit noch als hochsommerlich gegolten haben, fühle ich mich langsam so "gut unterzuckert", wie man sich auf Bergtouren eben fühlt, doch an Stelle der Hütte mit einem feinen Rostbraten und Spätzle erwartet uns eine Tour im siebenten Grad. Ohne es genau zu wissen (Sch..ß-Topo), steigen wir in die sanierte und begradigte "Aschenbrenner" ein.
http://www.topoguide.de/__Tourenubersicht/Gesamtubersicht/Nordalpen/Schusselkars...
Die schönsten Wände überhaupt ...
Am "Gefallenenstein": Der Gesundheitsminister warnt: Klettern kann ...
Unsere Tour verläuft im rechten Teil der Wand
Unsere Tour von unten
Noch bin ich guter Dinge ...
Das an sich euphorische Gefühl, das etliche Leute auch dieser Sektion (lauf)süchtig macht und einem auf Hochtouren über tausende Meter rauf und wieder runter trägt, ist vor Klettertouren alles Andere als ein gutes Zeichen. Und so hänge ich sogar in der "leichten" dritten Länge (Rinne, V) wie ein Schluck Wasser. In den ersten beiden Längen gleiche ich eher einem nassen Sack.
Die Aussicht aus der Wand ist hier noch mal größer:
Panorama in groß; (c)Frank Schmaus
Die vierte (und Schlüssel-)Länge kämpfe ich mich mit allerletzter Kraft nach oben. Fast eine Stunde hänge ich in den Seilen, an den Haken und stehe in Trittschlingen. Konzentration zum Tritte und Griffe suchen ist 100% Fehlanzeige. Und das in einer Schwierigkeit, die ich zu Hause nach 2-3 Versuchen Rotpunkt gehe (sofern es sich nicht um Dächer handelt).
Frank am Umkehrstand
Waaaahnsinnssicht
Die Umkehrzeit ist bald erreicht, selbst beim schrägen Abseilen muss ich an den Standplatz gezogen werden. Ist das noch Abseilen oder schon eine Lebendbergung? Wir erreichen den Wandfuß bei Tageslicht. Mangiari und Karen sind so begeistert von der Tour, dass sie bald vergaßen, noch einen 75 Kilo schweren Haulbag dabei gehabt zu haben. Überhaupt habe ich mir nicht ein einziges abfälliges Wort anhören müssen. Wenn ich mir vorstelle, wie es Amazona ging, kann man Menschen wie Mangiari und Karen gar nicht genug schätzen.
Über einen anderen Weg, den ich aus der Wand heraus erkunden konnte, gehen wir ohne Gegenanstieg zurück zur Wangalm. Denn 100 Höhenmeter durch losen Feinschutt nach oben hätte ich nicht mehr gepackt.
Die Leute von der Wangalm sind so fertig, dass sie uns am liebsten runter geschickt hätten. Eine vierstellige Anzahl Gäste hat ihnen eine zehnstündige Tretmühle verschafft - es war nicht mal Zeit, aufs Klo zu gehen - und außerdem sämtliche Vorräte restlos vertilgt. Mein erbarmungswürdiges Aussehen veranlasste sie dann doch noch, im Vorratsraum ein paar Nudeln zusammen zu fegen und im Kühlschrank etwa ein halbes Kilo Wurstenden aus den Ecken zu kratzen.
Die ersten beiden Tage brachten mich weit über das hinaus, was ich zu leisten im Stande zu sein glaubte. Aber jetzt ist endgültig Schluss: Hitze(Schweiß)- und Kälteausbrüche mit