Hallo Alexander,
zu diesem Tourenbericht bin ich gelangt, weil ich anstrebe diese Tour eventuell Ende September Solo zu machen.
Zu meiner Person was Sulden und meine Kletterkünste anbelangt
Vor ca. 30 Jahren war ich das erste Mal in Sulden.
4 Jahre darauf habe ich Herrn Messner die Königsspitze Nordwand mit seinem damaligen Spezi in 4 1/2 Stunden Durchstieg (Übungstour) mit dem Fernglas verfolgt.
Mein Highlight war damals der Chevedale und die Vertrainspitze auf Normalweg.
Habe seither viele alpine Touren gemacht. Unter anderem die Ortler und Königsspitze ( damals mit Geschwür
) Nordwand, jedoch vor weit aus mehr als Zehn Jahren. In den letzten zehn Jahren habe ich allerdings wenige anspruchsvolle alpine Touren gemacht, weil ich die Lust daran verloren hatte. Nun, das soll sich ändern!
Dein Tourenbericht ist nicht gut sondern sehr gut!
Es zeigt wie der liebe Gott in Form von Naturgewalten wie Wetter und weiteren Unwegbarkeiten aus einem ganz klar geplanten und wohl kalkulierten Vorhaben eine wirkliche Hölle machen kann.
Es ist schön zu wissen, dass ihr alle überlebt habt und alle Blessuren auskurieren konntet.
Ich habe den Bericht mehrfach gelesen, weil er einerseits sehr gut und ehrlich geschrieben ist, andererseits könnte ich ähnliche Geschichten Kund tun, welche ich bei eigenem Leib erlebt habe und damit nach empfinden was da so vor sich geht.
Wenn man sich den Verlauf innerhalb der Nordwand anschaut und nun imaginäre Zeitpunkte darauf heftet, kommt bei mir unweigerlich die Frage auf- Warum habt ihr nicht abgebrochen?
Warum hast gerade Du in der körperlichen Verfassung der völligen Erschöpfung nicht zum Rückzug aufgefordert? Du hattest Wadenkrämpfe und Ihr ward völlig dehydriert. Kein Wasser; alles gefroren. (Eine Flasche gehört in die Jacke
).
Verstehe mich nicht falsch, ich will hier keine Selbstkritik herauf beschwören oder ein Lippenbekenntnis erzwingen, weil ich genau weiß wie es ist wenn grenzwertige Entscheidungen getroffen werden müssen.
Deshalb meine Frage, warum habt ihr die Uhr und den Höhenmesser aus den Augen verloren. Warum habt ihr die Flucht nach vorn gesucht?
Was war aus dem Gipfelgrad los, das ihr euch auf einmal völlig aus Ruf und Sichtweite entfernt hattet. War irgendwie zu dem Zeitpunkt jeder solo zum Gipfel und damit zum Normalweg unterwegs?
Ich weiß – 5 Meter sind weit bei Sturm und null Sicht, aber das Wetter ist ja nicht auf einmal mit Händeklatschen da gewesen. Gab es keine klaren Zuordnungen mehr? Ihr habt euch zunächst in zwei zweier Gruppen getrennt und dann völlig verloren oder?
Zeitgeschehen
Aufstehen 2:00
Antritt von der Hütte ca. 3:00
Erreichen des Wandfußes ca. 4:30
Erreichen der Wandmitte ca. 7:30 (jedoch vermeidlich leichtere Hälfte)
Angehen der zweiten Wulst ca. 11:00
Erreichen des Grates ca. 16:00
Erreichen des Gipfels ca. 20:00
Erreichen der Talstation der Seilbahn ca. 23:00
Die Eckdaten sprechen eine klare Sprache finde ich. Wie dem auch sei, ich bin gespannt auf deine im Nachhinein empfundene Darstellung und deine jetzige Einschätzung der Entscheidungen die getroffen worden sind.
PS: ich habe mittlerweile weitaus mehr alpine Touren abgebrochen als durchgestiegen.
Edit: Habe meine Selbstdarstellunung gelöscht, weil dies Unsinnig und nichts mit dem Tourenbericht gemein hatte.