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großer Gewichtsunterschied beim Sichern (Gelesen: 12431 mal)
steffilein
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Here comes the SAN

Beiträge: 2
großer Gewichtsunterschied beim Sichern
02.02.2009 um 11:37:26
 
Hallo Zusammen!

Ich bin neu hier und auch neu im Klettersport.
Hätte da mal eine Frage, die mich, bzw. mich und meinen KP sehr beschäftigt.
Haben einen Kletterkurs gemacht. Es klappt alles soweit recht gut. Was mich tierisch "wurmt", ist unser extremer Gewichtsunterschied. Ich wiege 53 kg, mein Mann wiegt 88 kg!!! Im Toprope-Bereich war es bis jetzt eigentlich kein großes Problem, ich konnte ich halten wenn er sich in den Gurt gesetzt hat und beim ablassen gings auch sehr gut. Haben Sturzübungen gemacht, da gings dann los. Er hat sich ein paar Meter tief fallen lassen und ich bin natürlich hochgeschossen wie ne Rakete!!! Gehalten hab ich ihn trotzdem noch, aber es war schon doof. Jetzt mach ich mir Gedanken, wie das im Vorstieg funktionieren kann. Da fällt er ja meistens ein paar Meter mehr..... Hab echt Schiss, wenn er erst ein paar Meter oben ist und abrutscht, dass er mir dann komplett auf den Boden knallt. Wenn er dann weiter oben ist und mich reißt´s hoch, dann knall ich wahrscheinlich gegen die erste Sicherung, oder? Hab gehört und kann mir gut vorstellen, dass das höllisch weh tut!!!!
Dann -nächstes Problem-: wir haben im Kurs relativ alte Seile, sind halt oft benutzt worden. Die sind teilweise schon relativ steif und ziemlich angerauht, d.h. die bremsen sehr gut von selbst und lassen sich super halten. Muss dazu sagen, wir sichern momentan mit HMS. Wenn wir uns jetzt ein neues Seil kaufen, ist das bestimmt total weich und glatt, oder? Wie ist es dann mit dem neuen Seil, wenn mein Mann einige Meter runterkracht? Kann es dann passieren, wenn ich mir ein Gewicht dranhänge und es mich nicht allzuweit hochreißt, dass mir dann aber durch dieses abrupte stoppen das Seil aus den Händen rutscht?
Hättet ihr evtl. ein paar Tipps oder Erfahrungsberichte für mich?? Ich würdet mir echt helfen! Will doch mit meinem Mann alleine klettern gehen und nicht ständig auf jemanden angewiesen sein, der mir beim sichern hilft!!  weinend
Vielen Dank schonmal....
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mali
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Auch Ehrlichkeit ist keine
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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #1 - 02.02.2009 um 11:55:28
 
Wir dürften in etwa eine Gewichtsklasse sein. Ich kletter auch oft mit schweren Kletterpartnern. Wenn mir da im Vorstieg einer ins Seil saust, mach ich auch immer einen Riesensatz nach oben.

Wenn der Vorsteiger weit oben in der Wand fällt, kann das für ihn sogar angenehm sein, wenn ich ihm ein Stück entgegen komme, weil er dann weicher gebremst wird.

Wenn er unten in der Wand stürzt, kann mein Entgegenkommen gefährlich für ihn sein, weil es ja seine Sturzstrecke verlängert und die Gefahr erhöht, dass er unerwünschten Bodenkontakt bekommt.

Man kann die Gefahr des Bodensturzes umgehen, wenn man über einen Fixpunkt sichert. Manchmal sind in den Hallen ja ganz niedrig Sicherungshaken montiert. Das hat allerdings sehr harte Stürze für den Vorsteiger zur Folge. Oder der leichte Sicherungspartner hängt sich zu seiner Beschwerung einen Sandsack an. Dann macht er nicht einen ganz so großen Satz, wenn der Vorsteiger fällt.

Muss man halt alles abwägen. Bei mir ist nie etwas passiert, außer dass ich schonmal bis zur ersten Expresse hochgerissen wurde. Da darf man dann halt nicht vor Schreck das Sicherungsseil loslassen. Und so lang sind Vorstiegsstürze beim Sportklettern ja in der Regel auch nicht, wenn der Vorsteiger jede Expresse geklinkt hat. Die Hakenabstände sind da ja nicht sonderlich weit.

Ansonsten hab ich mit neuen Seilen auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, außer dass die krangeln. Durch den HMS gerutscht sind die mir noch nie. Einziger mir bekannter Nachteil ist bei neuen Seilen, dass man die Prusik einmal mehr rumwickeln muss, damit die auf der glatten Oberfläche halt findet.
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Bergfan62
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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #2 - 02.02.2009 um 13:10:27
 
Ja und draussen baust du dir doch in so einem Fall am besten eh eine Standplatzsicherung, da reißt dich nix mehr hoch!
Birgit
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"Wenn nichts mehr läuft, dann lauf nicht auch noch weg!" Jürgen Linsenmeier
 
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scrat
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...und sie bewegt sich
doch!!!

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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #3 - 02.02.2009 um 20:00:56
 
Viel mehr gibt es da ja nicht zu sagen.

Sicherlich ist der Sturz dann nicht mehr so weich, wenn du mit Fixpunkt sicherst. Aber immer noch besser als wenn dein Mann ne harte Landung setzt.
Vergessen solltest du auch nicht, dass im Gelände auch dein Verletzungsrisiko höher ist, wenn im Falle eines Sturzes du nach oben gerissen wirst.

Ein neues Seil ruscht schon leichter. Ich habe das selbst bei nicht so großem Gewichtsunterschied bemerkt. Allerdings sichere ich mit ATC, würde ich euch dann vielleicht nicht empfehlen.


Gruß
scrat
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Alex
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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #4 - 02.02.2009 um 22:33:49
 
Problem 1 - Gewichtsunterschied.
zur Theorie:
In vielen Lehrbüchern ist das ganz einfach gelöst: Der Kletternde Partner sollte 150% des Gewichts seines Sicherungspartners nicht übersteigen. Konkret heißt das: 50 kg können 75 kg sichern, oder 60 kg bereits 90 kg.
zur Praxis Sportklettern:
Leider ist das nicht immer so einfach, Methoden wie Sandsack, Bleigewichte oder auch festbinden behindern weit mehr als sie nützen. und im Sportklettern würd ich niemals Fixpunktsicherung machen.
Viel zu unbeweglich und die nötige Dynamik fehlt, was wiederum zu einer höheren Belastung des Umlenkpunktes führt, geschweige denn das ich nicht daran glaube (ich weiß es aber nicht) das in Hallen die oftmals tief angebrachten Laschen für eine solche ausgelegt sind - also diesbezüglich auf jeden Fall vorher erkundigen!
Ich geh dennoch auch mit schwereren klettern - sogar mit Riesen wie climby, yak und co.
Ich weiß als FÜL dürft ich das so nicht sagen, aber dann sag ich es mal als Kletterer: da kümmert mich der Gewichtsunterschied recht wenig, da gibt es viel wichtigere Argumente, die gleichzeitig auch eben die Gewichtsfrage deutlich erleichtern:
Nur gut gesicherte Routen klettern und damit die Sturzstrecke verringern.
Wenn schon große Abstände, dann nur ausreichend hoch. Denn wenn auch dein Partner unten ankommt und du oben bist, so ist die Landung bei genügend Flugstrecke auch einigermaßen sanft (hab ich bereits bei einem Sturztraining selbst schon erlebt... ich war oben und mein Partner unten, aber ähnlich sanft wie zügig abgelassen zu werden)
Den einzigen wirklich guten tipp den ich dir dabei geben kann, sanft (oder weich) sichern, verringert die Anprallgefahr von dir, schont die fixpunkte und macht jeden Sturz deines partners recht angenehm. Aber das kostet sehr viel Übung! ATC, Tube und so haben diesbezüglich übrigens die besten Werte bezüglich Seildurchlauf, gefolgt von Achter. Die schlechtesten Werte haben die Halbautomaten wie Grigri, Tre usw. HMS ist hier mittelmäßig. Hierbei solltest aber schon mal über Handschuhe zum Sichern nachdenken (Verbrennungsgefahr). Wenn du hart sichern mußt (Grounder-risiko) ist es genau anders herum...
Aber egal, wie und wo du Körpersicherung betreibst, unterschätze niemals die anprallgefahr von dir selbst, also immer möglichst alle Regeln (nicht von der Wand weg gehen usw.) genau einhalten, zum einen kannst du dich ordentlich verletzen und zum andern hast immens große Gefahr loszulassen! Lieber mal ne andere Route wählen.
oder aber die beste Lösung: Setz deinen Mann auf Diät! Zwinkernd
Beim alpinklettern entfällt das Problem ja gänzlich da man hier fast immer mit Fixpunktsicherung arbeiten sollte.

Problem 2 - neues Seil:
völlig korrekt erkannt!
Ein neues Seil ist eigentlich gar nicht so gut...
Aber alt wirds von alleine. Und wenns dir zu langsam geht, dann zeig ich dir paar routen da geht das mit ordentlich Pelz ganz schnell - Ich mag da immer nicht hin weil man da das Seil zu schnell schrottet.
Den einzigen Tipp den ich dir hier geben kann ist: Mit HMS sichern, der bremst durch Seilreibung, alles andere mir bekannte durch Umlenkung und Quetschung. Da gibt es zügig Pelz am Seil, aber es geht halt schneller kaput. Auch bezüglich der handkraft ist hier der HMS zu bevorzugen, denn der bremst neue Seile viel besser als das Tube-Prinzip

Ich hoffe ich konnte dir hier etwas meiner Erfahrung weitergeben, auch wenn sich so manches wiederspricht, entscheiden was, wie, wann und wo ihr einsetzt müßt ihr selbst entscheiden. Und genau diese Freiheit von vielen verschiedenen Möglichkeiten mit allen möglichen Vor- und Nachteilen ist ein Reiz im Bergsport den ich nie missen möchte.

Gruß
Alex
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steffilein
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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #5 - 03.02.2009 um 10:08:58
 
Vielen vielen Dank an Euch alle für die guten Ratschläge und Erfahrungsberichte! Ich werd sie natürlich beherzigen und jetzt einfach mal zusammen mit unserem Kletterlehrer einiges ausprobieren, Sandsack dranhängen, mich selbst fixieren, etc... Dann kann unserer Kletter-Chef mir noch beim sichern und austesten helfen, nicht dass was schief geht. Und ich denke, irgendwann werden wir unseren Weg finden, zu sichern und das Risiko so gering wie möglich zu halten.
Zum Thema mein Mann und Diät: das hab ich schon begonnen! Er muss jetzt viel viel viel Salat essen Grinsend
Das mit den Handschuhen ist eine super Idee. Die werde ich mir auf jeden Fall kaufen!
Also vielen Dank nochmal!!!!!!!!

Kann mir evtl. noch jemand ein gutes Seil empfehlen? Hab da mal angefangen, mich zu erkundigen, aber das ist ja ein Fass ohne Boden!! Und die Preise variieren ja auch sehr stark! Das billigste will ich nicht nehmen, hängt ja schließlich unser Leben dran.
Wäre wegen unseres Gewichtsunterschiedes evtl. ein Seil mit geringer Dehnung besser? Auf was sollte ich denn besonders achten? Gibt es Seile die aufgrund einer rauhen Oberfläche besonders gut bremsen?

Viele Grüße, Steffi



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Alex
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Re: großer Gewichtsunterschied beim Sichern
Antwort #6 - 03.02.2009 um 17:21:32
 
steffilein schrieb am 03.02.2009 um 10:08:58:
Das mit den Handschuhen ist eine super Idee. Die werde ich mir auf jeden Fall kaufen!

Übrigens, handschuhe: Am günstigsten bekommst die im Baumarkt - nimm die die zeit dort etwas bessere Arbeitshandschuhe anzuziehen. Die reichen völlig aus und einzige wirkliche Voraussetzung ist das sie dir gut passen. Deshalb zeit. Und da bist mit ganz wenigen Euros dabei.
steffilein schrieb am 03.02.2009 um 10:08:58:
Kann mir evtl. noch jemand ein gutes Seil empfehlen? Hab da mal angefangen, mich zu erkundigen, aber das ist ja ein Fass ohne Boden!! Und die Preise variieren ja auch sehr stark! Das billigste will ich nicht nehmen, hängt ja schließlich unser Leben dran.
Wäre wegen unseres Gewichtsunterschiedes evtl. ein Seil mit geringer Dehnung besser? Auf was sollte ich denn besonders achten? Gibt es Seile die aufgrund einer rauhen Oberfläche besonders gut bremsen?

Da kommt es eigentlich ausschliesslich auf den geplanten Einsatzzweck an.
Fürs Sportklettern (egal ob Halle oder Fels) tut es ein ganz günstiges Marken-Einfachseil, da nehm ich ich wirklich das billigste Markenseil was es gibt. Bei Seilen ist meiner Erfahrung nach mammut führend, aber auch Edelrid, Edelweiss, Beal, Lanex usw. sind keine verkehrte Wahl.
Für alpine Unternehmungen wirds dann viel komplizierter. Da spielt Gewicht, Länge, Imprägnierung, Scharfkantenfestigkeit, Steinschlag und auch der Seiltyp selbst eine große Rolle.
Aber dein Einsatzbereich klingt mir nach Sportklettern.
Übrigens, die eierlegende Wollmichsau gibts auch bei Seilen nicht (auch wenn das manch hersteller gerne suggeriert), wenn du mehrere Spielarten immer wieder praktizierst kommst um mehrere Seile nicht wirklich rum.
Bei mir liegen daheim liegen so an die 15 Seile rum, ok ein paar davon gehören der Sektion...
Die Länge, da solltest dich mal in deinem vorrangigen kletterareal umgucken, häufig reichen 50m, 70m und länger sind (noch) recht selten und 60m ist zwar in der zwischenzeit normal, aber im Fränkischen bspw. brauchst das nicht gar zu oft.
Die Länge bemesse ich in aller Regel nach den längsten touren die ich mir vornehme, nehme das mal 2 und schlag noch mal 5 m Reserve drauf.

Gruß
Alex
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