SAN-Pfingsttour 31. Mai bis 01. Juni 2009
Wenn zur traditionsreichen (seit 2008) SAN-Pfinsttour aufgeht, dann soll es endlich mal nicht in den Schnee gehen, sondern die Gipfel möchten möglichst ohne weiße Pracht erreicht werden. Das eine oder andere Restschneefeld mag ja noch eingehen oder umgangen werden, aber der Sinn ist nach sattgrünen Bergwiesen, grünem Tann und liebliche Latschen anstatt Spurarbeit. Schon Wochen vorher wurde die grob ins Ziel gefasste Region Ammergauer nach deren Verfassung beäugt eine vorhandene Restschneelage mit der Abschmelzdauer nach dem Niederschagskoeffizienten wegkalkuliert; bestimmte Hanglagen als inexistent erklärt. Renntier Karsten machte einstweilen mit der Kenzenhütte das Übernachtungslager der traditionell (seit 2008) zweitägigen Tour klar, G alias Steinziege suchte die Wegroute aus und der Wettergott blieb schließlich zu Pfingstsonntag mit einer nödlichen Hochströmung unentschlossen.
Pünktlich (glaube ich) trafen alle auf dem Sägerbachparkplatz im Graswangtal ein: neben G, Renntier Karsten, Bergfan62, unserem Vorsitzenden himbär und Mike der F(leißige)ÜL Alex und Special-Tagesgast strauchdieb, der seine Westentasche wie diese Gegend kennt (oder umgekehrt?).
Nach kurzer Forstweg-Strecke ging es in den Anstieg zur Scheinbergspitze – über die kaum begangene Nordostflanke anstatt des gerne gegangenen Normalwegs. Nachdem wir ein steiles Waldstück hinter uns gelassen hatten, erreichten wir einen sanfter ansteigenden Grashang, dessen blühende Flora das Gehtempo gleich senkte.
Auf dem Weg zur Scheinbergspitze
Das Ende der Grasmatten markierte im Aufstieg der von unserer Seite her dreiecksförmige Felsaufbau der Scheinbergspitze, der sich aber unschwer in leichter Kraxelei überwinden ließ.
Die letzten Kraxelmeter
Auf 1926 Metern waren wir am ersten Gipfel und nicht mehr alleine, da wir auf die Bergwanderer trafen, die den Normalweg genommen hatten. Nach kurzer Mittagsrast verließen wir den Gipfel wieder, um auf dem Nordwestgrat zum Lösertalkopf zu gelangen. Unter den Latschen kaum sichtbare Wegspuren und Gratumgehungen auf etwas brüchigen Felsschrofen machten diesen Teil der Route etwas anfordernd.
Blick zurück auf die Scheinbergspitze
Am kaum besuchten Lösertalkopf war dann auch der schwierigste Teil des Tages genommen , was uns mit sehr schönen Ausblicken auf Hochplatte und Geiselstein belohnt wurde...
...und Zeit zum „posen“ liess.
Jetzt zeigte sich die Variationsmöglichkeit der Tour. Auf dem Weg weiter zur Kenzenhütte warteten noch links der Vordere Scheinberg und rechts der Hasentalkopf zum Mitnehmen. Während himbär und Mike im Sattel über dem Kessel Pause machten, ging der Rest der Truppe noch zum Hasentalkopf. G. und Rentier Karsten ließen sich auch den Vorderen Scheinberg nicht nehmen, während die anderen bereits über den Kessel und den Bäckenalmsattel zur Kenzenhütte absteigen.
Weg zum Hasentalkopf
Die Kenzenhütte war Ziel der ersten Tagesetappe und erwartete uns bei bestem Wetter. Die Hütte ist privat bewirtschaftet, aber ohne Tagesgäste kaum anders als AV-Hütten (einschließlich 22 Uhr Bettruhe). Es gab reichlich Essen, freundliche Hüttenwirte und im Lager den üblichen Schnarcher (keiner von uns, wie Bergfan62 lobte). Bilanz des Tages: zwei, drei und vier Gipfel genommen.
Alpenglühen an der Kenzenhütte
Gut ausgeschlafen ging es bei schöner Morgensonne in den zweiten Tag. Als erstes Ziel wartete der Feigenkopf, den wir über die Hirschwangalm ansteuerten. Kaum an der vorbei, überkam G. und Renntier Karsten auch wieder die Gipfelmitnehmeritis: Im Westen war noch so ein Mugel, der Grubenkopf zu sehen – und schon waren sie enteilt. Wir anderen konnten derweil mit naher und ferner Gamsbegleitung den Grashang zum Feigenkopf gehen, der uns etwas windumblasen und mit Weitblicken in das Voralpenland begrüßte.
Blick vom Hang unter dem Feigenkopf auf den Geiselstein
Den Grat entlang und mit einigen Tiefblicken und unschwieriger Kletterei an einer Versicherung querten wir hinüber zum kurzen Anstieg auf die Klammspitze und wurden am Gipfel fast noch von den zwei Gipfelsammlern eingeholt (wäre ja noch schöner gewesen...). Wie das an solchen Gipfeln mit Normalwegen ist, nahm die Besucherzahl wie Tags zuvor auf der Scheinbergspitze wieder zu – es herrschte reichlich Zustiegsverkehr von der Ostseite. Auf dem Foto sind aber nur SANler zu sehen.
Auf der Klammspitze.
Mit etws Kletterei folgte der Abstieg zur Brunnenkopfhütte, wo lecker Kuchen auf uns wartete. Doch halt, hier gibt es einen Hüttenmugel (Brunnenkopf) – der musste auch mitgenommen werden. Schließlich sollte ja die SAN-Funktionskleidungskollektion in echtem Outdoor-Ambiente abgelichtet werden.
Die SAN-Models am Brunnenkopf.
Renntier Karsten war trotz Berglauf am Vorvortag noch nicht ausgelastet und raste ins Tal, an Schloss Linderhof vorbei und zum Parkplatz vor, um für uns noch den Parkplatz-Chaffeur zu machen, was uns einen Talhatsch ersparte, der so gar nicht zum Streckencharaketer der Tour gepasst hätte. Wäre ihm noch ein Gipfel im Weg gestanden, wäre er wohl auch über den noch gelaufen...
Fazit: Das war eine überaus gipfelvariantenreiche SAN-Monatstour und hat sich für alle gelohnt (hoffe ich, oder wollte wer noch mehr Gipfel?). Der Wettergott war mit seiner nördlichen Hochströmung so beschäftigt, dass er uns nur ein wenig Wind bescherte und den Regen anderswo hinschickte. G hat die Gipfelzahlen für die Yakostatistik sorgfältig auseinander gehalten, was, sobald RenntierKarsten sie eingetragen hatte, zu bemerkenswerten Spitzenpositionen im Tourenbuch führte:
Die Pole Positions hielten immerhin eine Woche.
Text: Mike
Fotos: G