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Bor(e)n 2 climb (Gelesen: 12115 mal)
Lamл[tm]
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Bor(e)n 2 climb
01.07.2009 um 09:34:06
 
Während vom 1.-3. Mai sich ein paar Bergkameraden haben anständig einregnen lassen, habe ich mich nach einem Gebiet umgesehen, das bei der Westwetterlage so was wie Föhn hat - und da kommt man fast zwangsläufig auf den Süd(ost)absturz des Erzgebirges.  Da gibt es sogar was zum Klettern, den Borschen. Dieses Teil ist aus Klingstein (Phonolit), einem hartem, selbst im Frühjahr relativ steinschlagsicheneren Gestein.

Am Freitag suchen wir (Christof und ich) zwecks Gewöhnung ans Gestein auf das Anraten von Jens erst mal das südliche Amfitheater auf - ein paar schöne und übersichtliche Routen warten auf uns. Nach der ersten Route lassen wir uns den außerdem durch zwei Wanderwege erschlossenen Gipfel natürlich nicht nehmen, immerhein 300 m ragt er über die durch Braunkohletagebaue schwer verwundete Landschaft. Der Blick reicht weit - von Teplitz im Norden bis Komotau Chomutov) im Westen, und überall blasen Hunderte Meter hohe Schornsteine ungefilterte Verbrennungsrückstände der wenige Minuten vorher ausgebuddelten Kohle in die Luft. Bei klarer Sicht, die dort nach einem Regen etwa eine halbe Stunde hält, sieht man 13 Großkraftwerke und zwischen den beiden genanten Städten die bis 800 m hohe Mauer des Erzgebirges.

In der Wand kann es übrigens passieren, plötzlich einer großen Ziege gegenüber zu stehen. Erstaunlich, dass Ziegen, die eigentlich keine Feinde aus der Luft haben, trotzdem fliehen, wenn einer der zahlreichen Rundflieger dem Berg näher als 50 Meter kommt, insbesondere dann, wenn sie aus Rücksichtnahme auf die zahlreichen Wanderer und Kletterer den Motor abschalten. Das Tier rennt dann in halsbrecherischen Tempo irgend welche Kamine rauf oder runter.

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Am Abend gibt es im Boren- Schutzhaus noch typisch böhmisches Essen zu selbigem Bier.

Am Samstag gehen wir gemeinsam mit ein paar Ortskundigen zur Ostwand, müssen aber erst mal Platzkarten ziehen. Die Wartezeit schlugen wir mit der erfolglosen Suche nach einer Kletterroute aus dem Führer und anschließend mit dem Hochrammeln eines im Kle Fü nicht verzeichneten Risses tot. Oben angekommen, wollen wir noch ein Toprope legen, aber angesichts des einzelnen ca. 25 Jahre alten (nicht für den Gebrauch außerhalb von Gebäuden vorgesehenen) Schwerlastankers zogen wir es vor einer Paarung zweier Igel gleich abzuseilen. Danach waren wir auch mit Klettern der beiden von den Locals an der Reihe. Christof muss jetzt nach Hause, während sich bei mir die immer dünenre Haardecke bemerkbar macht, immer ungehinderter können die Sonnenstrahlen mir aufs Hirn brennen. Reichlich schwindlig lege ich mich bis zum Abend in den Schatten, bis ich erneut das Essen genieße .

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Sonntag macht eine unbarmherzig brennende Sonne (es ist ca. 60 Grad wärmer als 2 Wochen vorher auf Haseis Ostertouren, und ich bin noch voll auf Kälte eingestellt) jegliches Klettern an dem fast schwarzen Gestein unmöglich. An die sehr schweren Routen durch die Nordwand ist weder für mich noch für Jens auch nur zu denken. Also wandern wir heute durch die ausgedehnten Wälder des Böhmischen Mittelgebirges. Während Jens und Rita Granate suchen, lege ich mich eine Stunde schlafen, danach schleppe ich mich noch mal auf eine Burg und einen Aussichtsberg. Denn in der Woche in Stockholm habe ich eine unbekannte, mit sehr kurzen aber heftigen Fieberschüben verbundene Krankheit eingefangen.

Abends gibt es in einer Dorfkneipe den fast obligatorischen Hermelin, und danach fahren wir, um viele Eindrücke reicher, wieder zurück auf die feuchte Nordseite des Erzgebirges.

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Panorama. http://touren.lampatzer.de/20090501boren/panorama.jpg


Der Berg sieht mich sicher mal wieder, hoffentlich gibt es dann mal einen neuen KleFü.

Tipps:

Allgemein:

Der Bor(sch)en ist ein weithin sichtbarer Berg am nordwestlichen Rand des Böhmischen Mittelgebirges. Er liegt in unmittelbarer Nähe der Kleinstadt Bilina fast mittig zwischen den Kreisstädten Most und Teplice. Bedingt durch die Lage nahe des Südwestabsturzes des Erzgebirges ist das Gebiet relativ trocken und deutlich wärmer als alles andere auf gleicher geografischen Breite. Nicht umsosnt befinden sich etwas weiter südlich viele Kur-und Badeorte, allen voraus das weltbekannte Karlsbad.

Anreise: Über die neue Autobahn Dresden-Prag erreicht man die Borschen- Hütte in etwa 2 Stunden, indem man ab Teplitz der Ausschilderung nach Bilina, ab Bilina der Ausschilderung Richtung Most folgt, 2 km hinter dem Ortsende liegt die Auffahrt zur Borschenhütte. Von Chemnitz über Reitzenhain, Komotau und Most spart man keine Zeit, aber etwa 100 Kilometer und außerdem die böhmische Autobahnmaut.
Unterhalb der Auffahrt befindet sich ein Bahnhof. Von Dresden über Usti, Teplice, Bilina fährt man je nach Anschlusslage 2 1/2 - 3 1/2 Stunden.

Übernachtung: Auf einer kostenlosen zum Wildzelten freigegebenen Wiese. Eine Wasserstelle befindet sich sehr versteckt ca. 300 m entfernt, für das "Geschäft" ist die "große Toilette mit vier Buchstaben" aufzusuchen. Die Borschenhütte bietet für 12€ einfache Übernachtung mit Frühstück.

Wandern: Es führen zwei für Mittelgebirgsverhältnisse sehr ausgesetzte Wandersteige auf den Gipfel, die Überschreitung incl. Rückweg mittels halber Umrundung dauert etwa 2 - 3 Stunden. Weiter südöstlich schließt sich das unspektakuläre und sehr ruhige Böhmische Mittelgebirge an.

Klettern: Die Absicherung ist gewöhnungsbedürftig, allerdings gut ergänzbar. Leute die lieber fliegen als klettern sollten trotzdem wo anders hinfahren. Von sehr beliebten Routen einmal abgesehen, ist der Klingstein griffig und stabil. Objektiv gefährliche Stellen sowie Routen von UIAA VIII an aufwärts sind mit Bohrhaken versehen; Für alles Andere sind Friends, Keile und für schmale Risse ggf. Ballnuts mitzuführen. "Wildes" Bohren ist verboten, Setzen von Normalhaken wird nicht gern gesehen. Bis zum vierten Grad gibt es keine Routen, die die weite Anreise lohnne würden, viele Routen im sechsten und siebenten Grad, neuerdings auch gut eingerichtete noch schwerere Sportkletterrouten.
Man braucht Eingeborene, mindestens aber Ortskundige, denn der KleFü ist aus den Siebzigern, nur gibt es jede Menge neuerer Wege. Haken sind etwas mehr als im Elbsandstein, dafür sind sie aber deutlich schlechter - mit wenigen Ausnahmen markieren Jahrzehnte alte Normalhaken den Weg. Aber besser als wenn man überhaupt nicht weiß wo es langgeht. Dafür flankieren jede Menge wie gefräst ausshende Risse die Kletterrouten, so dass man mit größeren Keilen und vor allem Friends die Sicherheit herstellen kann.

Webtipps
http://www.boren.cz
http://www.lezec.cz
Artikel zum Borschen bei Wikipedia.
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Re: Bor(e)n 2 climb
Antwort #1 - 01.07.2009 um 16:29:10
 
Schöner Bericht und tolle Fotos. Am besten gefällt mir die "Baumsicherung".

Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich bei meinem ersten Beitrag hier gleich mal bisschen rumnörgle...

Lamл[tm] schrieb am 01.07.2009 um 09:34:06:
überall blasen Hunderte Meter hohe Schornsteine ungefilterte Verbrennungsrückstände der wenige Minuten vorher ausgebuddelten Kohle in die Luft

Ungefiltert ist da zum Glück garnichts, der EU sei dank. CO2 mal außen vorgelassen, ist die Luft, die aus so manchem Schornstein kommt, sauberer als die Umgebungsluft (kein Scherz).

Gruß
Thorsten
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Re: Bor(e)n 2 climb
Antwort #2 - 02.07.2009 um 09:00:44
 
Hallo Thorsten,

Thorsten schrieb am 01.07.2009 um 16:29:10:
Ungefiltert ist da zum Glück garnichts, der EU sei dank.


Dein Wort in Gottes Gehörgang .. Sicherlich war meine Aussage nur eine Vermutung. Da sind schon ordentliche Fahnen am Schornstein (siehe erstes Bild). Und warum sich die Luft dort so schnell eintrübt weiß ich dann auch nicht.

Für nach dem EU- Beitritt Tschechiens errichtete Kraftwerke hast Du natürlich uneingeschränkt Recht.
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Re: Bor(e)n 2 climb
Antwort #3 - 02.07.2009 um 09:59:09
 
Die Fahnen werden wohl größtenteils Wasserdampf sein. Wobei der ja auch ein Treibhausgas ist.  Smiley
Auch alle tschechischen Kraftwerke (egal, wann sie gebaut wurden) müssen bestimmte Grenzwerte einhalten. Wenns dich interessiert, das ist hier geregelt: europa.eu/legislation_summaries/environment/air_pollution/l28028_de.htm
Ansonsten komt natürlich auch noch eine Ladung Feinstaub aus den Kraftwerken und auch vom Tagebau. Den sieht man natürlich erstmal nicht, kann aber schon eine Trübung der Atmosphäre verursachen.

So, genug davon... ich geh erstmal klettern  Cool
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Re: Bor(e)n 2 climb
Antwort #4 - 02.07.2009 um 10:14:58
 
Danke wieder was gelernt.

Thorsten schrieb am 02.07.2009 um 09:59:09:
So, genug davon... ich geh erstmal klettern  Cool
grrrrrrrr. .... und ich hocke im Büro - musstest Du das jetzt sagen? Wohin gehst Du denn klettern?
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Re: Bor(e)n 2 climb
Antwort #5 - 02.07.2009 um 18:26:35
 
War mangels Fahrmöglichkeit und begrenzter Zeit meines Kletterpartners leider nur in der Halle. Aber Plastikfels ist besser als gar keiner.
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