Das Hochsommer-Event der SAN Altsenioren: Wir beginnen mit den Ausreden: "
ich kann nicht…" (Ellie), "
mein Hals klemmt…" (Lampi), "
ich komm allein" (hawkeye), "
ich hab verschlafen…" (Nordlicht), "
meine Frau hat Schnupfen..." (mein Freund ADI). Immerhin noch 11 Teilnehmer starteten am Ursprungpass zum alljährlichen Knochenverschleiß. Hoch motiviert wurden die ersten Höhenmeter zur Schönfeldalm überwältigt, wo leider schon die ersten Knochen ihren Dienst versagten. Am Schönfeldjoch wurde die Gruppe vom aufbrausenden Föhnsturm dann in zwei Teile zersplittert.
Der eine Teil wurde hinab zur Wildenkaralm geweht und nahm von dort aus die Schnittlauch-Eisrinne in Angriff – dank hochmoderner Eisausrüstung (rostige Grödel) war das natürlich kein Problem und der Sonnwendjoch Hauptgipfel wurde mit siegreichem Vorsprung gewonnen. Der zweite Teil trotzte allen Höhenstürmen und kroch den Grat entlang zum schützenden Notbiwak im Wildenkarsattel:
Drohend reckte sich der abweisende Piz Alexandra in den Himmel.
Erste Schmalstellen wurden passiert. Knisternde Spannung!
Es folgte Klettergenuss pur – und mit sichtlicher Erleichterung standen bald alle auf dem exponierten Gipfel des Piz Alexandra. Danach eine schartige Scharte. Wertvolle Höhenmeter wurden verloren. Ein zermürbender Gegenanstieg folgte, bis endlich auch der verflixte Carolaschrofen genommen war. Von hier bot sich ein beängstigender Blick in die düstere Tiefe der Krenspitz Nordostflanke. Ein eisiger Pfad führte hinab in das kalte Grauen, das knochenhart "
by fair means" durchquert wurde.
Ein garstiger Aufschwung wurde "
by nicht mehr ganz fair means" erklommen (irgendwie hatte das Seil des obersten Yak sich einen Weg in die altehrwürdigen Essensvorräte der Piz Alexandra Wintererstbesteigerin gebahnt).
Unter härtesten Bedingungen wurde im biestigen Föhnsturm der Krenspitz erkämpft und mit halbstündiger Verspätung auch gleich noch der Sonnwendjoch Hauptgipfel. Die Eisrinnen-Begeher waren schon lange in Richtung des schützenden Ackernbiwaks geflüchtet. Immerhin noch vier Teilnehmern waren die immerhin noch gut 2 Stunden Tageslicht Anreiz genug, die Überschreitung bis zum Bärenjoch fortzusetzen. In der eisigen Wildnis näherte sich der harte Kern der SAN Zentimeter um Zentimeter dem Sonnwendjoch Westgipfel. Harte Latschenkampfgebiete und bösartige Schrofen wechselten einander ab.
Unverdrossen und immer noch guten Mutes war auch der Westgipfel in guter Zeit erreicht. Das Bärenjoch war schon greifbar nah. Doch dazwischen lauerte noch Bernds-End, der westlichste Westgipfel des Hinteren Sonnwendjochs, der kühn den Weg zum rettenden Bärenjoch versperrte. Felsige Abbrüche, schrofige Schartln und schmale Grate führten hinauf auf diesen letzten Wächter des Sonnwendjochs. Gleich zwei Neurouten wurden am Bernds-End an diesem Tag eröffnet: die Bleau-Rinne, die trickreich verwinkelt alle Felsstufen der wilden Südflanke durchzieht, wurde erstmals und dazu solo, rotpunkt und speed begangen. Die zweite Neuroute führte direkt durch die steile Südwestwand. In akribischer Kleinarbeit ergab sich dann der "
Frauenriss" als die logischste, weil direkteste und wildeste Variante:
(
Wegen der nicht mehr ganz fototauglichen Lichtverhältnisse wurde hier eine Archivaufnahme vom Vorjahr verwendet)
Nach dieser harten Klettereinlage konnte auch der blockige und abermals vereiste Aufschwung zum Bärenjoch den letzten Gipfelsieg nicht mehr vereiteln. Kurz vor Sonnenuntergang war die Sonnwendjoch Längsüberschreitung komplett. Eine ermutigende Nachricht vom Ackernbiwak: "
Wir sitzen hier – die Wirtschaft ist geöffnet – schmatz, mampf, schlürf" brachte wieder hoffnungsvolle Wärme in die Knochen und eilig stürzte sich der Rest der Gruppe in die grasige Tiefe. Pünktlich, als der letzte Laden am Ackernbiwak geschlossen wurde, konnten noch die zwei hartnäckigsten Stammgäste aus der Gaststube befreit werden. Der lang ersehnte Laternenmarsch mit romantischem Gegenanstieg zum Ursprungpass bereitete dem Tag seinen würdigen Abschluss.
Einen zünftigen Muskelkater wünscht Euch
oeg