Yak sitzt daheim und grantelt vor sich hin.
Wetter ist nett angesagt für die Schweiz, daheim auf den Hügeln dagegen regnet es als gäbs kein morgen mehr, Hochtour sollte man machen oder noch besser ne Eiswand, statt hier rumsitzen und ins Wasser starren.
Aber will ja keiner mit, wie immer.
Aber ein Anruf bringt Abhilfe.
Die nette Dame vom schwäbischen Hausfrauenhochtourenbergsteigerverband (der genau ein Mitglied zu haben scheint) erklärt sich mal wieder zur Hilfeleistung bereit.
Eigentlich nur nen faulen Lenz machen will Frau sich eigentlich am Wochenende in der Schweiz, aber vorher wären noch zwei Tage Zeit für was Wellnessmäßiges.
Also ne gemütliche, leiche Tour.
Gut, gut, Yak reibt sich genüßlich die Hände, leichte Tour, gell ?
Da suchen wir doch was mit nem leichten Normalweg und ner Wand die man dann erst auf dem Gletscher aus dem Hut zaubert.
Frau betont ja immer wie schlecht sie sich auskennt im Land der Schwitzer, das sollte gelingen können.
Auf hikr.org findet sich das Brunegghorn, ein lieblicher Berg mit einer kurzen, schönen Nordwand. Die Hütte ist nett und immer leer, fein, genau das was wir suchen. Wenn die Wand nicht geht hat es einen "rassigen" Ostgrat oder den "In-der-Spur-hochstapf-Normalweg", das klingt nach Erfolgsgarantie !??
Im Regen geht es ins Wallis, das Turtmanntal ist kurz aber zieht sich trotzdem. Im Endeffekt starten wir kurz vor mittag am Parkplatz. Eisgeräte sind dabei und das ganze andere Geraffel auch, Yak konnte glaubhaft machen dass die Wand ganz einfach und eh alles kein Problem ist.
Die Ausicht hält sich aber in engen Grenzen..
Entgegen den Erwartungen ist die Hütte gerammelt voll. Alles voller Eiskurse die hier das laufen lernen im Hochgebirge.
Schön, macht nix, wir haben ja noch nen Platz und das hat den Vorteil, dass gut gespurt ist und wir uns um nix groß kümmern müssen.
Einzig dass die Hüttenwirtin uns eröffnet dass wir die einzigen sind die um 5 Uhr frühstücken kommt uns etwas seltsam vor !?
Überhaupt scheint 5 arg spät für ne Eiswand, aber es ist lausig kalt und wird morgen auch nicht so schnell warm werden und überhaupt, früh aufstehen ist Yak seit längerem nicht mehr ganz geheuer, also muß das reichen.
Irgendwann sind wir auf dem Gletscher und der Nebel lichtet sich, das Brunegghorn kommt in Sicht :
Soso, naja, hmmm.
Die Wand sieht ja nicht sooo schlecht aus, aber der Bergschrund ist schon recht mächtig und bis oben durchsteigen kann man sie auch nicht, da hat es Felsen im oberen Teil.
Zwar könnt man auf den Ostgrat raus kurz unterm Gipfel, aber auch dort ist ein Felsriegel der jetzt vereist und verschneit ist, kein ganz triviales Unterfangen.
Da braucht Yak dann auch nicht viel beschönigen, Frau verweigert mit Hinweis auf den noch geplanten faulen Lenz im Saastal.
Also doch mal wieder den Normalweg, gehn wir halt brav in der Spur den Kinderweg hoch.
Schön das wir 20kg Eisgeräte und Eisschrauben mit haben
Hm, Apropos Spur.
Genau genommen ist da keine und eigentlich ist auch außer uns überhaupt keine Sau unterwegs, was machen eigentlich die ganzen Hanseln auf der Hütte ?
Aber wurscht is eh, ist ja ganz leicht der Weg und spaltenfrei, gehn ma einfach hoch, wies in der Beschreibung steht, das geht flott, da sind wir mittags wieder an der Hütte, ist ja auch nett.
Hat aber erstaunlich viele und große Spalten für so ne leichte Tour, haben wir das Gefühl, schön ist auch, dass der Neuschnee die Dinger teilweise schon zugeweht hat.
Aber wenigstens ist es flach an der Westflanke und sieht auch alles eher harmlos aus, hmm.
Haben die eigentlich nen Totalaussetzer die Schweizer ?
Wenn das hier einfach ist, was ist bei denen dann schwer bitte schön ?
Wir murksen ungesichert im 45° steilen Gelände rum und kratzen mit den Frontalzacken abwechselnd auf Blankeis und Felsplatten, macht voll Spaß.
Doch nicht blöd dass wir Eisgeräte und die fetten Steigeisen haben.
Irgendwie kommen wir aber dann auf den Grat und dann relativ gut zum Gipfel.
Mag sein dass man besser zurecht kommt wenn der Fels nicht vereist, der Weg nicht unkenntlich und zugeschneit und überhaupt irgendeine Form von Spur erkennbar ist.
Oben erfreut dann der Blick auf den lieblichen Ostgrat unser Herz :
Da wären wir wohl eher nicht hochgekommen. Hätten wir die Wand versucht, hätten wir uns das Ding auch wieder abseilen müssen, das hätt vermutlich den ganzen Tag gedauert, weise Entscheidung nicht einzusteigen, der Firn wäre aber super gewesen, grmpf
Runter haben wir dann wenigstens ne Spur, unsere eigene, blöd dass man trotzdem immer wieder in kleinere Spalten einbricht, welcher Nichtskönner hat die angelegt.. ?
Fazit : Westalpentour ohne Plan, wenn man alles selber machen muß und keiner Spur nachrennen kann ists gleich nicht mehr ganz trivial, leicht haben wir die Tour nicht gefunden, vermutlich können wir einfach nicht bergsteigen und lassen den Quatsch jetzt endlich und endgültig...