Man kennt das schon,
die nette junge Dame vom schwäbischen Hausfrauenbergsteigerverband vermeldet, dass nur Inliner fahren allein auch keine Erfüllung bringt und will mal wieder auf nen netten kleinen Berg.
Klar.
Kein Problem.
Yak hat da immer was auf seiner Wunschliste und bei der Anruferin nehmen wir doch immer den Hügel der aus irgendeinem Grund ganz oben auf der Liste steht.
Electra hatte schon gemutmaßt, dass sie die Einzige wäre die mit Yak diese grundsolide recherchierten und geplanten Touren ausführt. Das ist natürlich nur ein übles Gerücht, gleichwohl irritiert es Yak, dass Andrea nach anfänglicher Begeisterung für eine Hochtour nach der Erwähnung des Wortes "Aletschhorn" urplötzlich wichtige bergwanderische Aktivitäten vorschiebt.
Sei es wie es sei, auch Dieter will mitkommen, was kann da noch passieren ? Zu vorgerückter Stunde starten wir also am Donnerstag nachmittag und fahren flott nach Fiesch.
Dort angekomen müssen wir verblüfft feststellen, dass die übelmeinenden Gerüchte, die Schweizer würden ab 18 Uhr die Gehwege hochklappen doch nicht ganz unbegründet sind. Auf jeden Fall fährt scheinbar um 2 Uhr in der früh keine Seilbahn mehr zur Fiescheralpe.
Also breiten wir Matte und Schlafsack aus und nehmen eine Tüte voll Schlaf zu uns um dann morgens um 8 den Rucksack für das folgende zu packen. Mai ist es, da ist es eh vermessen ohne Ski unterwegs zu sein, Schneeschuhe brauchen wir aber sicherlich, die sind zwar sperrig und schwer, aber wir werden sicher froh sein, dass wir sie dabei haben, oja !
Nachdem alles gepackt ist stürmen wir frisch die Seilbahn die uns fast bis zum Gipfel des Aletschhorns bringt
.
Naja, genaugenommen fährt die Bahn ja nur bis auf 2200m, danach geht es noch hurtig ein paar Kilometerchen am Berg entlang und durch einen ewig langen Tunnel auf die andere Seite des Eggishorns.
Jetzt noch flugs über den kleinen Gletscher der da im Weg liegt und auf der anderen Talseite wieder hoch.
Dummerweise hat Yak mal wieder die Angewohnheit der Schweizer vergssen, in ihrem winzigen Land völlig überdimensionierte Eismassen, Schutthaufen und Wegstrecken zu verstecken.
Also laufen wir..
Und suchen einen Weg..
Und laufen..
Und suchen..
Aber irgendwann haben wir es geschafft den (völlig schneefreien) Aletschgletscher zu überqueren und nähern uns dem Mittelaletschgletscher.
Gut, dass wir die Schneeschuhe dabei haben. Nicht dass wir sie aktuell schon brauchen würden, aber es ist ein gutes Gefühl das Gewicht auf den Schultern zu spüren, das einem Sicherheit vermittelt mit allen Eventualitäten fertig zu werden.
Gut, gegen die Spalten helfen die Schneeschuhe nicht wirklich, vor allem nicht bei den Spalten, die so groß sind, dass wir durchklettern müssen, aber egal, wichtig ist, dass man alles dabei hat.
Nach läppischen 11 Stunden erreichen wir tatsächlich das Mittelaletschbiwak, hat etwas länger gedauert als gedacht, wie lange hätten wir erst ohne Schneeschuhe gebraucht ?
Nett, das Biwak, auch die Bedürfnisanstalt, ist stilvoll gelegen..
Am nächsten Morgen zur gemütlichen Weckzeit von 3:30 Uhr fällt uns wie schon am vorabend auf, dass der Getränkeservice auf dieser Hütte nur mäßig ist und wir ums Schneeschmelzen mittels Gaskocher nicht herumkommen. Das verhindert effektiv ein unangebracht frühes davonstürmen von der Hütte.
Trotzdem erreichen wir (verblüffenderweise ohne Schneeschuhe) gegen 7 Uhr das Aletschjoch.
Der folgende Grat wäre mit Schneeschuhen einfach zu begehen, wir entscheiden uns aber für die sportliche Variante und bewältigen ihn ohne..
Geniessen wir immer wieder die Aussicht zu Mönch und Eiger.
Der Vorgipfel, in der Literatur als leicht zu überschreitender Schneehupf erwähnt, schreit auch nciht gerade nach Schneeschuhen, die Flanke ist 45 Grad steil und besteht aus Blankeis.
Warum zur Untermalung dieser dramatischen Situationsbeschreibung dieses Bild dient ?
Weiß keiner, außer der Fotografin..
Also gehen wir um den Vorgipfel herum.
Der Gipelgrat ist nicht unbedingt das was Yak in Freude und Verzückung versetzt. Kombiniertes, ausgesetztes Gekletter mit Steigeisen ist ja eher was für Bergsteiger, aber wenn man schon mal hier ist muß man ja wohl auch auf den Gipfel.
Lohnt sich ja auch, oben hats ein schönes buntes Gipfelbuch und Kerstin findet in ihrem Rucksack mal wieder ne Dose Prosecco.
Der Abstieg geht leicht von der Hand, von Erschöpfung oder Müdigkeit bei uns keine Spur, wir schweben hinab ohne anzuhalten.
Hm.
Auch auf der Hütte sind wir alle der Inbegirff der kraftstrotzenden Gipfelsieger. Wir planen noch bis spät in die Nacht und nur die Vernunft bringt uns dann um 19 Uhr ins Bett..
Der nächste Morgen empfängt uns um 4 Uhr mit dichtem Schneetreiben, nur gut dass wir Schneeschuhe dabei haben.
Kaum haben wir die Spaltenzone mit reichlich weichen Knien hinter uns gebracht, hört der Schneefall aber auf und die Sicht kehrt zurück.
Durch Schnee von der Konsistenz von Gelee, wühlen wir uns wieder nach unten, ein paar kilometerchen über den Riesenschutthaufen der sich Mittelaletschgletscher nennt bis hinab zum Aletschgletscher.
Im Aufstieg haben wir die perfekte Querung des Gletschers nicht gefunden, klar dass wir sie im Abstieg erst recht verfehlen..
Nach ein paar Stunden Zick-Zack-laufen und Spaltenspringen...
Schaffen wir es aber doch wieder auf die andere Seite und dann trennen uns nur noch 1200Hm und ein Haufen Kilometer vom Parkplatz.
Gut dass wir die Schneeschuhe dabei haben, durch dichten Wald und über blühende Wiesen zeigen die jedem der uns sieht aus was für einem Holz wir geschnitzt sind...
Fazit :
Große, klassische Westalpentour. Bedingungen am 21. Mai wie Mitten im August, es kann einem nur Bange sein um die Gletscher, wir werden ihr völliges Verschwinden wohl noch erleben..
Der Zustieg zum Biwak ist ewig weit und nicht harmlos, der Gletscher hat ganz schön viele Spalten. Der Gipfel ist auch nicht ohne, vor allem der Gipfelgrat hats in sich. Die Bewertung der Tour mit WS+ in der Literatur ist optimistisch, wir hatten eigentlich recht gute Bedingungen und waren uns einig, das die Tour eher WS+++
einzustufen ist.
Die Hochtourensaison nähert sich ihrem Ende, bald ist alles aper und die Spätsommer-Steinschlagsaison beginnt..