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Hubschrauber zur Hüttenversorgung (Gelesen: 266 mal)
Lamл[tm]
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Hubschrauber zur Hüttenversorgung
14.05.2024 um 16:15:29
 
"Klimaschutz" ist in aller Munde. Wer Gruppenaktivitäten betreibt, muss akribisch jeden Kilometer notieren, der nicht nur auf der Gruppenfahrt, sondern auch auf der Fahrt zum Treffpunkt zurückgelegt wird.
Doch immer noch gibt es Hütten, die mit dem Hubschrauber versorgt werden, obwohl mit Materialseilbahnen eine nahezu geräuschlose und vor allem umweltverträgliche Alternative zur Verfügung steht.

Anlässlich meines Aufenthalts auf der Tracuithütte war das besonders augenfällig - eine Materialseilbahn nach Zinal wäre mit einem Mast möglich, eine Forststraße ist sogar von der Hütte aus sichtbar (k.A. ob man dann ohne Mast auskommt, sind immerhin etwa 3 km). Rechnet man nur 5 kg pro Gast und Tag, dann sind das 30 Tonnen, die der Hubschrauber fast 2000 Höhenmeter hoch fliegen muss, da spielen die 4 km eigentlich keine Rolle.  Von einer anderen Hütte weiß ich, dass für ein kg Nutzlast 2 kg Kerosin verschwendet werden. Nur für die eine Hütte sind das etwa 400 Tonnen CO2.

Würden auf Kerosin Steuern und Abgaben fällig wie auf Autotreibstoff, dann müssten alle mit Hubschrauber versorgten Hütten schließen. Aber in der Schweiz werden, soweit ich weiß, wie in der EU keinerlei Steuern und Abgaben auf Kerosin erhoben. In Österreich fällt mir auf Anhieb nur die Kaunergrathütte und Hochstubaihütte ein.

Gibt es da irgendwo eine Übersicht, welche Hütten betroffen sind, warum kein Lift gebaut wird, wieviel CO2 insgesamt in die Luft geblasen werden etc.?
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strauchdieb
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Re: Hubschrauber zur Hüttenversorgung
Antwort #1 - 22.05.2024 um 16:32:34
 
Beim Hauptverein steht dazu:

https://www.alpenverein.de/artikel/so-kommt-das-essen-auf-die-hutte_ff602489-c43...

Von den 160 alpinen DAV-Hütten werden 74 mit einer Materialseilbahn, 50 über eine mehr oder weniger gute Straße und 35 (mehrmals im Jahr) mit dem Helikopter versorgt - eine fehlt(?).  Je nach Länge und Qualität des Zufahrtsweges ist die PKW-Versorgung nicht immer 'besser' als der Heli-Flug.

Ich denke, dass die anderen alpinen Vereine die Zahlen ihrer Hütten ebenso nennen können.

Viele Hütten mit Helikopter-Versorgung bekommen frische Produkte mitunter täglich durch einen Träger. Auf der Schmidt-Zabierow-Hütte übernahm dies (heute noch?) ein Sherpa, der uns einmal sogar eine Wassermelone zum Dessert hoch trug. Auf einer anderen kam der Freund der Hüttenwirtin zum abendlichen Stelldichein immer mit einem vollgepackten Rucksack. Letztes Jahr hatte ich ein nettes Zusammentreffen mit einem Träger, der ein Damenkränzchen auf der Fritz-Putz-Hütte versorgte.

Deine 5 kg pro Gast und Tag halte ich allerdings für etwas hoch gegriffen. Ebenso deine Rechnung  Nutzlast zu Kerosin mit 1 zu 2.  Die Firma Wucher, die auch Hütten versorgt, gibt z.B. für einen Airbus-Helicopter mit einer Nutzlast von 1000kg einen Kerosin-Verbrauch von 170 l/h an.

In meiner BW-Zeit bin ich einige Male mit dem SAR-Hubschrauber mitgeflogen. Die Piloten brauchten regelmäßig Flugstunden um ihre Alpin-Lizenz zu erhalten. Hätte man gut auch für Versorgungsflüge nutzen können. Wir hatten allerdings nur einmal ein Fasserl Bier fürs Kärlingerhaus mit dabei.
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strauchdieb
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Re: Hubschrauber zur Hüttenversorgung
Antwort #2 - 22.05.2024 um 19:57:41
 
Als Nachtrag zu Lampis 400 Tonnen CO2 (ohne die Heliversorgung zu beschönigen):

Knapp 6.000 Übernachtungen hatte die Tracuit-Hütte in 2023. Bei den von Lampi angenommenen 5kg pro Gast und Nacht (in Summe also 30.000 kg) ist das bei einer Beladung von ca. 800 kg je Flug mit max. 40 Flügen zu schaffen. Selbst bei einer Flugdauer von 15 Min (also 30 hin und zurück) wären das dann 20 Flugstunden mit einem Gesamt-Verbrauch von 3.400 l Kerosin. Dabei entstehen ca. 8.500 Kg CO2.

Wenn die 6.000 Übernachtungsgäste nur 100 km im PKW anreisen - und immmer hübsch mit 4 Personen und energiesparender Fahrweise und 5 l Verbrauch je 100 km, also 10 l hin und zurück, braucht's dafür 15.000 l Benzin bzw. Diesel. Und damit ca. 35.000 kg CO2.

Bei einer Anreisestecke von 250 km (was für einen SAN-ler absolut realistisch ist), ist der CO2-Austoß durch die PKW-Anreise also ca. 10 mal höher als die Hubschrauberversorgung des hochalpinen Hüttenziels.
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Re: Hubschrauber zur Hüttenversorgung
Antwort #3 - 23.05.2024 um 11:20:48
 
Dankeschön, wieder was gelernt
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